Die Besucher kommen gerne auch ein zweites Mal

Kunst & Baukultur, Dies & Das

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Das Ziegeleimuseum startete am Samstag in die neue Saison und knüpfte dort an, wo es letztes Jahr aufgehört hatte.

  • Lucia Zurbrügg (links) zeigt den Besuchern die Raritäten des Ziegelei­museums in Hagendorn. (Bild Werner Schelbert)
    Lucia Zurbrügg (links) zeigt den Besuchern die Raritäten des Ziegelei­museums in Hagendorn. (Bild Werner Schelbert)

Hagendorn – Igor ist sieben Jahre alt und ein sympathischer Primarschüler aus Aarau. An diesem Samstagnachmittag steht er am Holztisch in der Ziegelhütte des Ziegeleimuseums bei Hagendorn und gestaltet seinen ersten Ziegel. Gerade ist er dabei, den nassen Lehm zu verzieren: Er malt mit einem Schlüssel Muster ins nachgiebige Graubraun und meint dazu, jetzt sei er der Stadtpräsident. Er nimmt Muscheln und Steine zu Hilfe und schreibt zuletzt noch mit grosser Sorgfalt die Buchstaben seines Vornamens in den Lehm. Und er bringt die Umstehenden, darunter seinen Vater, zum Lächeln indem er mehrmals fragt: «Und wo kann man dann die Hände waschen?»

Nicht alle Kinder machen sich gerne die Hände schmutzig, über seinen Ziegel freut sich Igor aber sehr. Igors Vater begrüsst den «tollen Service»: Der Ziegel seines Sohns wird nun trocknen, man wird ihn brennen, und irgendwann werden Vater und Sohn ihn abholen können. Alex Gemperle vom Vorstand des Vereins Ziegeleimuseum betreut das Ganze, erklärt den Ablauf und findet generell: «Das hier ist einfach ein irrsinnig schöner Flecken Natur.» Dieser Ansicht scheinen auch die anderen Gäste der Eröffnungsfeier in Jahr zwei des Museums zu sein: Viele haben es sich an den Tischen vor dem Café gemütlich gemacht, einige lassen sich durchs Museums oder übers gesamte Areal führen. Und die Familie Bochmann aus Hünenberg ist beim Zwergenwerkplatz in Aktion.

Winter hinterlässt Spuren

Der neunjährige Sven und der sechsjährige Tim arbeiten dort weiter, wo sie vergangenes Jahr aufgehört haben: am Bau einer Lehmskulptur. «Einer Mauer», sagt Sven. Hier wurde und wird ein Gerüst aus Weidengeflecht mit Lehm in eine feste Form gebracht. Von Silvan Durscher erfährt man, dass der im vergangenen Jahr modellierte Teil über den Winter etwas gelitten habe: «Der Frost hat ihn porös gemacht.» Nun werde geflickt, meint der Landschaftsarchitekt, der das Areal mitgestaltet hat. Marianne Bochmann, Mutter von Sven und Tim, hat ein grosses Lob fürs Museum übrig: «Es ist Wissen zum Anfassen.»

Damit beim «Anfassen» alles klappt, sind am Samstag rund 20 Helfer im Einsatz. Zwei der Vereinsmitglieder spielen Alphorn, und Vereinspräsidentin Judith Matter ist zufrieden: «Es herrscht wieder die gleich gute Atmosphäre wie im letzten Jahr, Ruhe und Interesse ergänzen sich.» Im Dachgeschoss des Museums, das in einer Dauerausstellung die Geschichte der Familie Lörch und ihrer Handziegelei, aber auch die jahrtausendealte Geschichte der Baukeramik präsentiert, trifft man auf Jürg Goll. Der Kunsthistoriker und Mittelalterarchäologe erzählt, dass man jedes Jahr darauf bedacht sei, das Informationssystem weiter zu verbessern. So werde in Kürze die Installation einer täglichen Filmvorführung abgeschlossen sein: «Hier kann man dann beispielsweise einigen älteren Herren beim Betreiben eines Ringofens aus dem 19. Jahrhundert zusehen.»

«Ich staune immer wieder»

Jürg Goll führt einen auch durch die Sonderausstellung im Keller des Museums, die der Verband Swissbrick gestaltet hat, dessen Mitglieder Backsteine, Dachziegel oder Sanitärkeramik herstellen. Man bekommt Katalysatoren für Autos zu Gesicht, ein frostsicheres Zweischalenmauerwerk oder modern strukturierte Ziegel mit feinen Hohlräumen, die besser isolieren und den Schall absorbieren. «Ich staune immer, wie filigran diese Ziegel gemacht sind», sagt der Archäologe. Und weist gleich noch auf eine Tagung des Museums vom 6. bis 8. Juli hin, bei der früh- und hochmittelalterliche Ziegel das Thema sind: «Auch Laien sind willkommen, durch unsere langjährige Forschung können wir fundiertes Wissen weitergeben.» (Susanne Holz)