Zug – «Mit meinen Klassen besuche ich gerne Ausstellungen. Ich möchte den Schüler:innen einen Zugang zur zeitgenössischen Kunst ermöglichen. Dies gelingt am besten, wenn man sich den Exponaten und den damit zusammenhängenden Themen und Fragestellungen stellt und Raum gibt, selber gestalterische Prozesse zu durchlaufen.
Die Ausstellung ‹Eine Frau ist eine Frau ist eine Frau…› im Aargauer Kunsthaus besichtigte ich kürzlich mit einer Klasse zum Thema: Was bedeutet es heute, Frau zu sein? Dazu generieren wir im Unterricht eigene, bildnerische Produkte.
Generell versuche ich, im Unterricht eine Brücke zu schlagen zur Lebenswelt der Schüler:innen. Ich wähle Themen aus, welche die Jugendlichen in ihrem Alltag beschäftigen, und schaue mit ihnen an, wie diese Themen im Theater, in der Malerei, in der Literatur usw. aufgegriffen und bearbeitet werden. Oder die Schüler:innen beschäftigen sich mit aktuellen und eigenen Fragestellungen und ich erarbeite mit ihnen Möglichkeiten, diese in bildnerische Themen und Prozesse einzubinden. So stellen sie sich selber den Fragen, finden zu einem persönlichen Ausdruck und entwickeln eine eigene Haltung. Es ist daher wichtig, Kultur zu pflegen und Schule nicht auf eine reine Wissensvermittlung zu reduzieren.

Für ein gelungenes Kulturprojekt braucht es initiative Personen mit Begeisterungsfähigkeit, Überzeugungskraft, und eigener Motivation – diese springt auf andere über. Es braucht auch Lust auf Herausforderungen, Offenheit gegenüber einem Prozess mit ungewissem Ausgang und ausserdem, braucht es klare Rahmenbedingungen.
Ein persönliches Highlight war das letzte Kantitheater, bei dem ich Regie führte. Ich finde es einfach fantastisch, was in jungen Leuten steckt und wie sie auf der Bühne aufblühen und ungeahnte Talente entwickeln.

Die Existenz, das Zusammensein und die Qualitäten des Menschen zeigen sich in der Kultur. Die Einmaligkeit eines jeden Menschen wird sichtbar in künstlerischen Arbeiten. Kreatives Schaffen (sei es Musik, Theater, Gestaltung…), der Ausdruck und die Fähigkeit, sich selber verwirklichen zu können in einer ganz persönlichen Art und Weise, das zeichnet für mich Kultur aus.»

Aufgezeichnet von Maria Brosi