Ihre Objekte erhalten Flügel

Kunst & Baukultur

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Die Zuger Künstlerin Johanna Näf überrascht wieder mit Neuem – so auch mit «Filigran, gefaltet und gefleckt».

  • Die 79-jährige Zuger Künstlerin Johanna Näf geht noch immer täglich in ihr Atelier. An der Ausstellungseröffnung von «Filigran, gefaltet, gefleckt» im Kunstkubus Cham steht sie vor ihren Werken Frag und Antwort. (Bilder Stefan Kaiser)
    Die 79-jährige Zuger Künstlerin Johanna Näf geht noch immer täglich in ihr Atelier. An der Ausstellungseröffnung von «Filigran, gefaltet, gefleckt» im Kunstkubus Cham steht sie vor ihren Werken Frag und Antwort. (Bilder Stefan Kaiser)

Cham – Immer wieder präsentiert sich der Kunstkubus in Cham mit einem neuen Innenleben, das heisst, mit anderen Farben und Formen. Aktuell wird er von der in Luzern lebenden Künstlerin Johanna Näf bespielt. Am vergangenen Samstag war die gut besuchte Vernissage.

Und es zeigt sich als Glücksfall, dass derzeit die Wände nicht wie scheinbar in schwarz, sondern, wie die Künstlerin mit geübtem Blick erkannt hat, in einem dunklen Grauton gehalten sind. So kommen ihre neuen Tuschebilder auf Japanpapier voll zur Geltung. Hier strahlen die goldenen Tuscheflecken umso intensiver. Immer wieder anders geformt, geben sie den Bildern einen geheimnisvollen, ja mystischen Touch. Wie Fahnen schweben die Blätter an den schmalen Halterungen. «Ich habe immer Lust, verschiedene Materialien auszuprobieren», sagt Johanna Näf. Im Sommer habe sie begonnen, mit dem Japanpapier zu experimentieren. Sie stellte fest, dass das Papier die Tusche nicht überall annimmt. Wegen des nuancierten Hintergrundes habe sie spontan die Flecken mit goldener Farbe ausgefüllt. Die Kombination erzeugt eine spezielle Wirkung, jedes Bild ist anders geworden. «Es ist spannend, was ich an Formen herausholen kann», sagt die Künstlerin. «Ich werde mich länger damit befassen.»

Auch diese Serie soll weitergehen

Der Titel der Ausstellung «Filigran, gefaltet, gefleckt» steht für das vielseitige Schaffen von Johanna Näf. Immer wieder überrascht sie mit neuen Ideen, wie mit der Serie der filigranen Flugobjekte. Die «Wallflyer» sind aus Furnierholz. Aus den Platten hat sie feine Blättchen für die Flügeli abgebrochen und sie mittig mit Stäben befestigt. «Das Abbrechen war eine Sisyphusarbeit, doch es werden noch mehr entstehen», sagt Johanna Näf. Sie freut sich über die schöne Wirkung der Objekte. Interessant sind auch die mit Tusche und Stempeln gestalteten Leporellos.

Das zweiseitige Werk «Colored Places» stammt aus dem mehrmonatigen Aufenthalt 2007 im Atelier der Konferenz der Schweizer Städte für Kulturfragen im indischen Varasi, der zwiespältige Gefühle in ihr ausgelöst habe. «Es waren dort die Gegensätze, einerseits die Fröhlichkeit der Menschen, welche auf dem Planpapier die farbigen Punkte darstellen und anderseits die triste Armut, welche die grauen Punkte symbolisieren.» An der Vernissage sagte der Journalist Ignaz Staub bei der Einführung unter anderem: «Und heute also Johanna Näfs Ausstellung im Kunstkubus, wohl lediglich ein Zwischenstopp in der Laufbahn einer Künstlerin, die zwar relativ spät begonnen hat, deren Ende aber, dem fortschreitenden Alter zum Trotz, nicht absehbar ist. Denn Johanna Näf mangelt es weder an Ideen noch an der Lust, einmal mehr Neues auszuprobieren und zu kreieren.»

Johanna Näf, die längere Zeit in Zug lebte und hier viele Werke geschaffen und auch im öffentlichen Raum Spuren hinterlassen hat, ist trotz ihrer 79 Jahre regelmässig im Atelier. «Meine Themen wähle ich spontan.» Und sie scheut vor Herausforderungen nicht zurück, denn handwerkliche Fertigkeiten besitzt sie zweifellos. Ihr Schaffen umfasst Zeichnungen, Bilder, Skulpturen und installative Arbeiten. Kürzlich nahm sie sich vor, ihr Kunstwerke-Lager zu inventarisieren. Dank Freunden sei das gelungen. Denn es stelle sich nicht nur bei ihr, sondern bei jedem älteren Kunstschaffenden die Frage, was später mit seinen Werken geschehen soll. (Text von Monika Wegmann)

 

Hinweis Die Ausstellung von Johanna Näf läuft bis 11. November im Kunstkubus Cham, sie ist geöffnet am 21. und 28. Oktober und am 4. November, jeweils 11 bis 14 Uhr.