Eine reisende Skulptur zu Gast

Dies & Das, Brauchtum & Geschichte

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Mitarbeitende von Zuger Institutionen erzählen über ihr Lieblingskunstwerk.

  • Vermittlerin, Werk und Museum. (Bild PD)
    Vermittlerin, Werk und Museum. (Bild PD)

Zug – Dieser Artikel ist in der Ausgabe April 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den weiteren Berichten über Lieblingskunstwerke.

Regula Hauser, Museum Burg Zug, Zug

«Ein Schneemann, der nie schmilzt – wer hat sich das nicht auch schon gewünscht? Ein solcher steht anlässlich der Wechselausstellung ‹Schnee war gestern – in den Voralpen› im Hof des Museums Burg Zug und ist noch bis am 15. August 2021 dort zu bestaunen. Auf die Idee, im Aussenraum des Museums einen Schneemann aus weissem Marmor zu platzieren, brachte uns einer seiner grossen Brüder (Gitschen 1944/2008, Bundesamt für Kultur und Kanton Uri), der vor dem Haus für Kunst Uri in Altdorf steht.

Vietnamesischer Schnee?
Der Schneemann ist zweieinhalb Meter hoch und fünf Tonnen schwer. Er besteht aus drei grossen Kugeln, deren Oberfläche sanft gewellt ist. Seine weisse Nase erinnert an ein übergrosses, farbloses Rüebli. Der Marmor fühlt sich kühl an und glitzert, als ob er Einschlüsse aus Schneekristallen enthielte.
Die Oberflächenstruktur des Schneemanns nimmt Bezug auf die weiss getünchte Fassade des Burgturms, dessen untere Hälfte aus unbehauenen Steinen besteht. Diese Burgmauer scheint den Künstlern beim Behauen des Marmorblocks als Vorbild gedient zu haben. Doch er wurde von einer Steinhauerfamilie aus Da Nang in Vietnam erschaffen. Von dort aus begab sich ‹Reality Hacking No. 256› im Sommer 2007 auf Weltreise und landete schliesslich wieder in der Schweiz. Der reisende Schneemann ist für die Ewigkeit gemacht und wird in einer schnee­armen Zukunft an Winterfreuden früherer Zeiten erinnern. Mich lässt diese übergrosse Figur an meine kindliche Freude denken, als ich im nächtlich verschneiten Garten meinen ersten Schneemann baute.

Der Künstler irritiert im öffentlichen Raum
Peter Regli (*1959) wuchs im Kanton Uri auf und studierte an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich. Seit 1995 stellt er mit temporären und oft anonymen Interventionen im öffentlichen Raum herkömmliche Auffassungen von Realität auf den Kopf. ‹Reality Hacking› ­umfasst inzwischen fast 400 Installationen auf der ganzen Welt, darunter zahlreiche Schneemänner.»

«Travelling Snowman, Werknummer RH No. 256» von Peter Regli
Marmor, 250 x 125 x 115 cm, 5000 kg, 2007, Privatsammlung