Die gemeinsame Leidenschaft zählt

Theater & Tanz

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«So und nicht anders» lautete das Freitagabendprogramm des Tanzfestivals. Eine einzigartige Darbietung, welche das Menschsein zelebrierte, wobei die Akzeptanz des Einzelnen im Vordergrund stand.

  • Das Tanzprojekt «So und nicht anders» verzauberte das Publikum in der Chollerhalle. (Bild Stefan Kaiser)
    Das Tanzprojekt «So und nicht anders» verzauberte das Publikum in der Chollerhalle. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Geführt durch den Klang der Musik, wirbelten die Arme der Tänzer durch die Luft, drehten sich mal in einem kleinen, mal in einem grossen Kreis und schienen dabei nach den Sternen zu greifen. 90 Minuten hielt das Publikum den Atem an. Dabei gingen jegliche Distanzen vergessen. An diesem Abend zählte alleine die gemeinsame Leidenschaft, sich auf den rhythmischen Takt einzulassen und den eigenen Körper zu akzeptieren. Makel und Selbstzweifel eingeschlossen traten Menschen ins Rampenlicht, die das Leben mit allen Hochs und Tiefs zu schätzen wissen.

Im Rahmen des diesjährigen Zuger Tanzfestivals ist in Zusammenarbeit mit der Vereinigung Insieme Cerebral Zug und der Zuwebe ein einzigartiges Tanzstück mit dem Namen «So und nicht anders» entstanden. Am Freitagabend war es so weit. Choreografiert und initiiert von Jeannine Elsener und Massimiliano Madonna sind in der Chollerhalle in Zug Menschen mit und ohne Beeinträchtigung aufgetreten. Die Darsteller verzauberten das Publikum durch eine natürliche, ehrliche und ohne Verzerrung dargebotene Performance. Dabei luden sie die Zuschauer auf eine Reise ins Ungewisse, eine Reise in die komplexe Gefühlswelt des Menschen ein und relativierten letztlich alles auf die Identität des Einzelnen.

Ein Spiel zwischen den Tänzern

Die Absicht dieses Anlasses war es, völlig unterschiedliche Menschen so zusammenzuführen, dass ein gegenseitiges Kennenlernen und Respektieren auf der Bühne zu Stande kommen konnte. Dabei befreiten sich die Tänzer aus der eigenen, einer durch Vorschriften bestimmten Hülle und erkannten sich selbst mit all ihren Facetten. Nach dieser Entfaltung und Selbstanerkennung entwickelte sich ein Spiel zwischen den Tänzern, ein Zusammenführen von Wesen verschiedener Geschichten.

Während der dreimonatigen Probezeit wurde den Menschen mit Beeinträchtigung viel Freiraum geboten, sich selbst in den Bewegungen wiederzuerkennen. Es handle sich dabei um einen langen Prozess, erklärte Massimiliano Madonna. Durch das Bewegen, Ausprobieren und Erarbeiten von Choreografien mussten manche Barrieren zuerst überwunden werden. So sagte Jeannine Elsener: «In der kreativen Arbeit mit Menschen mit Beeinträchtigung entstehen in der Improvisation oft spannende Inhalte. Diese vielfältigen Eindrücke haben wir Schritt für Schritt weiterverarbeitet und in das Stück einfliessen lassen».

Dieses Erarbeiten und Kennenlernen der unterschiedlichen Ausdrucksweisen des Tanzes zeigte sich auch auf der Bühne. Begleitet von der Cellistin, Komponistin und Sängerin, Lana Kostic, wurde jeder Darsteller auf seine eigene Art unterstützt, durch ausdrucksstarke Bewegungen etwas seiner Persönlichkeit preiszugeben. Ob verletzlich, energisch oder harmonisch, zelebrierten die Tänzer und Tänzerinnen die vergängliche Zeit zusammen, aber dennoch jeder auf seine ganz individuelle Art und Weise.

Bei «So und nicht anders» handelte es sich nicht bloss um ein Tanzstück, sondern eine Analyse unserer Lebenszeit: Was wir mit ihr anstellen, wen wir beeinflussen, manipulieren oder verurteilen. Dabei scheint die Botschaft dieser Aufführung klar zu sein: Es ist gut so, wie es ist. Denn es ist «so und nicht anders». (Lena Dysli)