Kleinod mit dürftig dokumentierter Baugeschichte

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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Eine der ungewöhnlichsten Wegkapellen steht in Menzingen. Man weiss trotz ihres geringen Alters wenig über sie.

Menzingen – Es ist kaum grösser als ein durchschnittlicher Personenaufzug und in seiner Gestaltung wohl weit herum einzigartig: Wir finden das Menzinger Marienkapellchen an der Sihltrasse zwischen dem Hof Chnächtlischwand und der Hofgruppe Schwand ins hier leicht ansteigende Gelände hineingebaut. Auf der offiziellen Schweizer Landkarte ist es nicht mal als Kapelle ausgewiesen, sondern lediglich als Bildstock. Seine ungewöhnliche Charakteristik macht vor allem der kleine sechseckige Dachreiter mit fast ebenso hohem Kreuz aus, da Wegkapellen dieser Dimension nur sehr selten ein Türmchen haben.

So aussergewöhnlich das lediglich zwei mal drei Meter messende Kapellchen, so wenig weiss man über es. Es gehört zur Hofgruppe Schwand, die seit 1936 Eigentum der Bürgergemeinde Baar ist. Es ist kaum Schriftliches über die Geschichte der Marienkapelle vorhanden, sondern lediglich Überliefertes, wie bei der Pfarrei Menzingen nachzulesen ist. Das Kapellchen dürfte um etwa 1900 herum errichtet worden sein vom damaligen Schwandbauer. Gemäss Pfarrei sind zwei Motive überliefert: Entweder, der Landwirt hat die Kapelle anlässlich der Priesterweihe seines Sohnes gebaut. Oder aber zum Dank, dass sein Vieh von einer grassierenden Krankheit verschont geblieben ist.

Grottenwerk aus Kalkstein

Es ist davon auszugehen, dass es sich seit Anbeginn um eine Marienkapelle gehandelt hat. Ihr im Vergleich zu anderen Wegkapellen geringes Alter lässt sich auch an der Bauweise ablesen: Das leicht gewölbte Dach und das hexagonale Türmchen sind aus Beton gefertigt. Es lohnt sich ein Blick in das Innere: Die obere Hälfte der Chorwand und die Öffnung zum Dachreiter sind als Grottenwerk aus Kalkstein gestaltet. Davor steht auf einer halbrunden Granitplatte eine Lourdes-Madonna mit Kind. Über drei Fensteröffnungen in der Laterne fällt Licht ein.

1992 erhielt die schneeweiss verputzte Marienkapelle ihre Kupferverdachung. 2011 wurden die Tür und die Gebetsbank erneuert. Auf Letzterer ist als Inschrift zu lesen: Man muss das Glück unterwegs suchen, nicht am Ziel, da ist die Reise zu Ende. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.