Natur in digitalen Kunstwerken

Kunst & Baukultur

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Die Galerie unpaired zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung «Digital Landscapes» sogenannte NFT-Kunst.

  • Marlene Wenger, Petra Tomljanovic und Christina Scheublein (v.l.) haben die Werke ausgewählt. (Bilder: Matthias Jurt)
    Marlene Wenger, Petra Tomljanovic und Christina Scheublein (v.l.) haben die Werke ausgewählt. (Bilder: Matthias Jurt)

Zug – Bilder, die zusammen immer wieder neue Bilder ergeben: Im digitalen Kunstwerk «Deep Dreams of the Strange Places» (2019) von Alexander Mordvintsev, das auf einem grossen Monitor gezeigt wird, dreht sich alles. Kuratorin Marlene Wenger ordnet ein: «Das Werk basiert auf dem Bilderkennungsalgorithmus Deep Dream.» Der Erfinder des Algorithmus, ein Programmierer, der bei Google in Zürich arbeitet, veränderte das Programm jedoch so, dass es selbst neue Bilder generiert.

«Ein Computerprogramm, das Bilder in einer total neuen Bildsprache erschafft, das war neu für mich», begründet Kunsthistorikerin Wenger ihre Auswahl. Das Werk stelle grundsätzliche Fragen nach der Autorschaft, nämlich: Ist es eine Zusammenarbeit von Mensch und Maschine? Oder macht die Maschine den Künstler gar obsolet?

Ein Gletscher in neuem Gewand

Das Kunstwerk ist eines von rund zwölf, die in der aktuellen Ausstellung «Digital Landscapes» in der Gallerie «unpaired» zu sehen sind. Die Ausstellung wurde am vergangenen Donnerstag eröffnet und läuft bis zum 30. September. Die Ausstellung wendet sich auch an Interessierte ausserhalb der Blockchain-Szene.

«Die Natur ist immer durch den menschlichen Blick geprägt», sagt Wenger zum Titel der Ausstellung. «Uns interessierte in den Vorarbeiten, was mit der Natur in der digitalen Welt passiert – und mit welchen Tools man Natur quasi bauen kann.» Zudem sei das Thema Natur aufgrund der Klimakrise aktuell. Zwei der gezeigten Künstlerinnen und Künstler leben in der Schweiz: Alexander Mordvintsev und Stephan Bruelhart.

Einer der gezeigten Künstler kommt aus der traditionellen Landschaftsfotografie: der Brite Dan Holdsworth. Sein Werk «Continous Topography» (2022) zeigt einen Gletscher auf besondere Art und Weise. Wer vor dem meterhohen Bildschirm steht, erlebt einen einminütigen Flug über ein französisches Bergmassiv. «Holdsworth benutzte spezielle Aufnahmetechniken, um den Gletscher danach mittels Software in 3D darzustellen», erklärt Christina Scheublein, welche die drei Werke kuratiert hat und als Kunstberaterin tätig ist. Der britische Fotograf habe sich zum ersten Mal in den Bereich der NFT-Kunst gewagt.

Die Galerie unpaired ist die einzige permanente Galerie in der Schweiz, die ausschliesslich NFT-Kunstwerke zeigt. Digitale Kunst in einem analogen Raum – ist das kein Widerspruch? Nein, sagt Galerie-Leiterin und Kunsthistorikerin Petra Tomljanovic: «Gerade in der aktuellen Zeit brauchen wir menschliche Bewegungen.» Die Galerie ist jung – sie eröffnete erst Anfang Juni. Sie gehört der Veranstaltungs- und NFT-Kunsthandels-Firma «Party Degenerates». Zwei Inhaber sind laut Petra Tomljanovic auf Ibiza wohnhaft, der Dritte in London. Sie organisieren dort Partys und Ausstellungen. Das Besondere: Durch den Kauf eines der digitalen Kunstwerke erhält man lebenslangen Zugang zu diesen Veranstaltungen. (Text von Fabian Gubser)