Macher lotsen Spitzenkoch Giovannini nach Zug
Film & Multimedia
Das im September stattfindende Genuss-Film-Festival bleibt seiner bewährten Linie treu – auf zwei Ebenen.
Zug – Die Macher des Genuss-Film-Festivals in Zug präsentierten kürzlich ihr Programm für den kommenden Herbst. Die erfolgreiche Kombination – zuerst der Film-, anschliessend der Gaumengenuss am See – bleibt erhalten. Das Dreigestirn Stefan Meier, Matthias Luchsinger und Ueli Straub setzt auch im laufenden Jahr auf Abwechslungsreichtum.
Kurzfristig musste der Festival-Leiter Luchsinger improvisieren. Da die Stadt Zug am Ufer der Katastrophenbucht einen weiteren Baum anpflanzte, wäre die Warenanlieferung für den Genuss-Pavillon eine echte Herausforderung geworden. Luchsinger reagierte mit einem Kniff, der den 180 Gästen in der provisorischen Baute mehr Seesicht gewährt. Die Küche bekommt mehr Platz. Zudem kann das Festival durch die verbesserten sanitären Anlagen zusätzlich punkten.
Erstaunlich ist, dass die etwas andere Anordnung der verschiedenen Bereiche ohne Mehrkosten zu bewerkstelligen ist, betonte Matthias Luchsinger auf Nachfrage.
Spitzenköche übergeben sich den Kochlöffel
Das Essen kommt auch in diesem Jahr wieder von Spitzenköchen. Die Organisatoren haben sogar den bisher fleischlos bekochten Festival-Sonntag geopfert und auf den Dienstag verschoben, damit der bekannte Koch Franck Giovannini am Zugersee seine Speisen präsentieren kann. Gemäss Festival-Programmheft ist sein «Hôtel de Ville» in Crissier eines der renommiertesten Restaurants weltweit. Die weiteren Verantwortlichen für eine gehobene Küche müssen sich aber keineswegs hinter Giovannini verstecken. Sie kochen an Orten, die womöglich bekannter sind als Crissier.
Die Kochlegende Mike Wehrle ist für die Küche im Bürgenstock Lake Resort Lake Lucerne verantwortlich. Zusammen mit seinem Team sammelte er für 16 Restaurants 72 Gault-Millau-Punkte. Diese Auszeichnungen haben, auf das Filmgeschäft bezogen, die Qualität von Oscars.
Im Kino Seehof, das in unmittelbarer Nähe des Genuss-Film-Pavillons liegt, gibt es an jedem Abend einen Film zu sehen. Dieser bildet den Einstieg für das spätere kulinarische Abendprogramm. Es sind Werke, in denen das Essen und dessen Zubereitung ein wesentlicher Bestandteil sind. Auch das Thema «Wein» erhält im Abendprogramm den ihm gebührenden Platz.
So ist am Sonntag, 21. September, in Spielfilmlänge die Biografie «Widow Clicquot» zu sehen. Sie zeigt den Lebensweg der Französin Barbe-Nicole Clicquot Ponsardin (1777–1866). Diese muss nach dem Tod ihres Mannes als 27-Jährige die Führung der Weinkellerei übernehmen. Im frühen 19. Jahrhundert ist dies eine Herausforderung. Clicquot Ponsardin legt dabei den Grundstein für einen der bekanntesten Champagner-Konzerne der Welt. Ein bekanntes Erzeugnis ist der «Veuve Clicquot». Veuve heisst Witwe. So lebt die Witwe im heutigen Champagner aus Reims weiter.
Ein Projekt der Völkerverständigung
Dem Premieren-Publikum des Zuger Festivals setzen dessen Organisatoren einen Film vor, der das Potenzial zum Aufreger hat. Die Dokumentation «Breaking Bread» aus dem Jahre 2020 zeigt, dass Essen Kulturen verbindet. Nof Atamna-Ismaeel gewann als erste muslimische Araberin die Kochshow «Master Chef» in Israel. Die gegenwärtige Entwicklung im Nahen Osten dürfte dem Projekt abträglich sein, aber vom Konzept her könnte sie in Israel hoffentlich bald wieder Brücken bauen.
Wie in den vergangenen Jahren vergeben die Organisatoren verschiedene Preise. Der bekannteste ist der Genuss-Film-Award, der an eine Schweizer Persönlichkeit aus der Filmbranche geht. Speziell daran ist, dass die Gewinner als Paten für einen Jungfilmer agieren, der einen Kurzfilm im Bereich «Genuss» realisieren kann. Dafür loben das Genuss-Film-Festival und die Zuger Filmtage den «Genuss Treatment Award» aus.
Der Auftakt zum Festival erfolgt bereits am 11. September mit der Fotoausstellung im Concept-Store Les Deux an der Bahnhofstrasse in Zug. Thema auch hier: das Essen. Die Ausstellung wandert dann mit dem Beginn des Festivals am 18. September in den Pavillon am See. Es versteht sich von selbst, dass das grosse Festival ohne Sponsoren nicht auskommen kann. Eine Stütze der Veranstaltung ist der Verein «Freunde Genuss-Film-Festival Zug». Er zählt mittlerweile 120 Menschen.
Hinweis
Das Programmheft des Genuss-Film-Festivals kann bereits jetzt heruntergeladen werden: www.genussfilm.ch/zug. Der Vorverkauf beginnt am 1. Juli.
(Text: Marco Morosoli)