Elseners «Warm-up» zu den Wahlen

Theater & Tanz

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Der Zuger Kabarettist stellt eine «politische Lethargie» unter den Schweizerinnen und Schweizern fest. Mit seinem aktuellen Programm will er sie da rausholen.

  • Michael Elsener ist nächstens in Cham zu sehen  (Bild Tabea Hüberli)
    Michael Elsener ist nächstens in Cham zu sehen (Bild Tabea Hüberli)

Zug – Das volle Mitspracherecht der Schweizer Bevölkerung in der nationalen Politik, sprich die direkte Demokratie, ist gewiss etwas, um das uns viele Menschen in anderen Ländern beneiden. Ist es demnach nicht unverständlich, dass die Stimmbeteiligung der Schweizerinnen und Schweizer oft erstaunlich niedrig ist? Warum machen so viele von diesem Privileg der Mitsprache nicht Gebrauch? Ist es Ignoranz? Trägheit? Desinteresse?

Als studierter Politikwissenschaftler setzt sich auch der Zuger Comedian Michael Elsener mit diesem immer wieder diskutierten Thema der mauen Schweizer Abstimmlaune auseinander. Spontan berichtet er von seinen Erfahrungen, die er neulich auf einer Iranreise gemacht hat. «Eine junge Iranerin hat mir erzählt, wie hart sie dafür kämpfe, mitbestimmen zu können. Und sie war fassungslos, als ich ihr sagen musste, dass bei uns in der Schweiz nur 45 Prozent wählen gehen.»

Wie machen wir die Schweiz demokratischer?

Basierend auf diesen Erkenntnissen, ist Elseners aktuelle Polit-Comedy-show «Alles wird gut» entstanden, mit der er seit März auf den Schweizer Theaterbühnen unterwegs ist. Über dem Ganzen schwebt die grundlegende Frage: Wie bringt man die Leute auf lustvolle und witzige Art dazu, ihr Stimmrecht auszuüben? Oder in anderen Worten: Wie kann man zeigen, dass man sogar in der gemächlichen Schweiz etwas verändern kann?

Und hier geht Michael Elsener einen ganzen Schritt weiter, indem er respektive sein Publikum an der Show indirekt, aber aktiv die lokale Politik mitgestaltet. «Aus den Reihen der Zuschauerinnen und Zuschauer nehme ich Anregungen, Wünsche und Ideen für den jeweiligen Spielort entgegen. Gemeinsam erarbeiten wir dann sozusagen eine kleine Vision, ein Spontan-Projekt. Wir stimmen darüber ab. Nach der Show schicke ich dem zuständigen Politiker respektive der zuständigen Politikerin einen Brief mit dem Entscheid der 600 Zuschauenden», führt Elsener aus.

Und dass das alles nicht etwa ins Leere läuft, hat sich unter anderem in Zürich gezeigt. Elsener erzählt: «Die Tramlinie 15 wurde eingestellt wegen Personalmangels. Während einer Show im Theater am Hechtplatz kam im Publikum der Wunsch auf, dass die 15 ihren Betrieb wieder aufnehmen soll. Tatsächlich sind kurz nach dieser Show Bewerbungen bei der VBZ ein­gegangen, und die Linie verkehrte bald wieder.»

Mit wenig kann viel bewirkt werden

«Alles wird gut» enthält alle Elsener-typischen Bühnenelemente, wie Parodien von Berset, Parmelin oder Federer. Doch es gesellt sich ein weiterer Aspekt dazu. «Das Publikum erlebt vor Ort, wie Entscheide oft unter Zeitdruck gefällt werden müssen. Das schafft dann auch ein gewisses Verständnis für die Politikerinnen und Politiker, die häufig in solchen Situationen sind.» Und nicht zuletzt will Elsener damit aufzeigen, dass sich im Grunde mit einfachen Mitteln etwas verändern lässt. «Ich möchte die Leute auf lustvolle Art aus ihrer ‹politischen Lethargie› herausholen. Denn ein Land wie die Schweiz kennt so viele Möglichkeiten und Instrumente, sich für die Gemeinschaft ein­zubringen.»

Mit der bisherigen Saison der Polit-Comedyshow ist der Zuger mehr als zufrieden – seine Erwartungen seien weit übertroffen worden, sagt er. «Noch nie haben meine Pointen so viel bewirkt wie in diesem Programm. Es ist wunderbar zu sehen, dass Dinge in Gang kommen.»

Mit der Show wolle er einfach eine positive Grundhaltung gegenüber den Möglichkeiten unserer Demokratie schaffen und Motivator sein, sich einzubringen oder wenigstens sich mit dem Geschehen in unserem Land auseinanderzusetzen. Dies jetzt natürlich insbesondere im Hinblick auf die eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober.

Sein «Heimspiel» mit «Alles wird gut» hat Michael Elsener am 29. und 30. September im Lorzensaal Cham. «Die Vorstellung vom 29. wird fürs TV und die Streamingkanäle aufgezeichnet», schickt er voraus. Was wohl die Chamer in ihrer Gemeinde alles verändern wollen? (Text von Andreas Faessler)

Hinweis Alles zum Programm und Karten unter www.michaelelsener.ch