Ein Abend für Geniesser

Brauchtum & Geschichte, Musik

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Der Jodlerclub Schlossgruess überzeugt an seinem Jahreskonzert. Hochkarätige Gäste kaufen ihm dabei fast den Schneid ab.

  • Die Mitglieder des Jodlerclubs Schlossgruess wollten an ihrem Jahreskonzert fast nicht aufhören zu singen (Bild Werner Schelbert)
    Die Mitglieder des Jodlerclubs Schlossgruess wollten an ihrem Jahreskonzert fast nicht aufhören zu singen (Bild Werner Schelbert)

Cham – «Lueget, loset, gniesset.» So lautet das Motto des Jodlerclubs Schlossgruess für sein Konzert im Lorzensaal. Und zu sehen, zu hören und zu geniessen gab es am Samstagabend auch einiges. Denn ein Konzert des Jodlerclubs Schlossgruess ist eben mehr als das. Hier ertönen schon lange vor dem ersten Jutz urchige Klänge. Die Ehre, das Konzert zu eröffnen, kommt dann dem Jodlerclub Schlossgruess zu. «E gschänkte Tag» singen die gut 20 Sängerinnen und Sänger, beschwören die Schönheit der Berge und der Alpenrosen. Von denen ist im nüchternen Lorzensaal zwar wenig zu sehen, aber wer die Augen schliesst, fühlt sich auf eine Alp versetzt.

Zum Schwärmen Anlass gibt danach auch der Trachtenchor Schüpfheim. «I freu mi» und «Buochserhornjuitz» heissen die beiden Kompositionen, mit denen der Chor die Latte sehr hoch legt. Hier sitzt jeder Ton, die Artikulation ist nahezu perfekt. Verantwortlich zeichnet dafür Irma Céspedes-Bucher. Sie ist Dirigentin des Trachtenchors, leitet aber auch die Schlossgrüessler. Entsprechend legt sie am Konzert einen sängerischen Marathon hin. Sie müsste die Bühne eigentlich gar nicht verlassen. Denn auch im Doppelduett Schlossgruess vor und im Quartett Schlossgruess nach der Pause singt sie mit. Beide Male springt sie für die nicht ganz fitte Solojodlerin Helen Affolter-Iten ein. Insbesondere der Auftritt des Quartetts geht unter die Haut. Mit «Danke säge» von Sepp Herger haben sich die vier Schlossgrüessler einen Klassiker ausgesucht, der auch schon vor einer Fachjury gut angekommen ist. Im Juni holte sich das Quartett am Zentralschweizerischen Jodlerfest in Reiden die Bestnote. Nun bereiten sie sich auf das Eidgenössische in Davos vom Juli 2014 vor.

Auftritt nach Mitternacht

Doch das Quartett ist nicht der einzige Höhepunkt nach der Pause. Dazu zählen auch der Solojodel «Sehnsucht» von Irma Céspedes und der zweite Auftritt der Schüpfheimerinnen. Zum Schluss wachsen der Trachtenchor und die Schlossgrüessler zu einem grossen Chor zusammen und sind auch nach einem fast dreistündigen Konzert noch nicht müde. «Dini Seel ä chli la bambälä la» singen sie. Und ja: Hier lässt man seine Seele gerne ein bisschen «bambälä». «Es ist einfach gemütlich hier», sagt denn auch Martin Gätzi, der mit Kollegen das Konzert besucht. Und Silvio Tresch, dessen Bruder Mario bei den Schlossgrüesslern mitsingt, fügt hinzu: «Es ist ein geselliger Abend, an dem man alte Kollegen trifft.» Samuel Suter findet: «Noch schöner ist es, wenn man die Jodler an einem Schwingfest hört.»

An einem Schwingfest singen die Schlossgrüessler vielleicht bald. Schliesslich steht in Cham nächstes Jahr das Innerschweizerische auf dem Programm. Allerdings findet gleichzeitig das Eidgenössische Jodlerfest statt, wo der Gesamtchor auftritt. Auch dort dürften Bestnoten drin liegen. Am Übungseifer mangelt es jedenfalls nicht: Die Schlossgrüessler treten nach Mitternacht mit ihren Gästen aus Schüpfheim nochmals auf die Bühne und verschönern dem Publikum den Start in den Sonntag. (Silvan Meier)