Leidenschaft entfacht Kreativität: Tanz in vielen Farben

Theater & Tanz

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Dreiunddreissig Schülerinnen der von Sandra Gautschi geführten TDC Dance Company & School aus Baar zeigten in der Chollerhalle ihr tänzerisches und choreografisches Können unter dem Motto «Emotions in Colors».

  • Die farbintensive Performacne der TDC Dance Company & School riss das Publikum mit. (Bild Stefan Kaiser)
    Die farbintensive Performacne der TDC Dance Company & School riss das Publikum mit. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Pink steht für «Verspieltheit»: Eine Gruppe von Tänzerinnen im Teen-Alter strömt auf die schwarze Bühne der Chollerhalle; alle tragen rosa Tüllröcke, die an alte Ballett-Tutus erinnern. Ausgelassen hüpfen sie herum, rollen sich über den Boden, werfen die Arme in die Luft, mischen die Tanzstile hemmungslos. Alles ist leicht und leichtfüssig, und im violetten Licht wirken sie wie süsse Bonbons oder wie die zierlichen Puppen auf alten Spieluhren. Unter dem starken Beat meint man die Wörter «alegría» (Freude) und «baila!» (Tanz!) zu vernehmen. Mit ein paar akrobatischen Saltos einer der Tanzenden ist der barocke Zauber so unvermittelt vorbei, wie er begonnen hat.

Es folgt eine kurze Pause ohne Licht, und das Publikum, das die Chollerhalle bis zum letzten Platz gefüllt hat, vernimmt eine junge weibliche Stimme aus dem Off: «Leidenschaft – der Treibstoff, welcher unsere Kreativität entfacht. Leidenschaft lässt uns unsere Träume mit Intensität verfolgen, ohne Rücksicht auf alles andere.» Dann kommt das Licht wieder, und elf erwachsene Tänzerinnen, gekleidet in wunderschöne transparente Röcke über engen Büstenoberteilen und kurzen Hosen – alles in intensivem Rot – tanzen herein, zeigen ihr Können zwischen Ballett, Jazz und Contemporary, mal unisono, mal einzeln oder in Paaren, um am Ende eine Skulptur aus Körpern zu bauen: Die oberste hält die Balance für einen kurzen Augenblick und lässt sich dann fallen – in die Arme der anderen. Black.

So ist die zweistündige, zweiteilige Aufführung der TDC Dance Company & School dieses Jahr durchkomponiert: Zu rund 13 Farben wurden zentrale Stichworte gesucht, die deren Wirkung und Wesenszüge beschreiben und erläutern. Diese wurden dann tänzerisch inszeniert und choreografisch umgesetzt, wobei die herkömmlichen Tanzstile sich vermischten. «Wir versuchten in diesem Projekt für uns unbekannte Wege des Choreografierens zu gehen», erklärt TDC-Leiterin Sandra Gautschi. Die Gruppen wurden, anders als im Unterrichtsalltag, altersmässig durchmischt: «33 junge Zuger Tänzerinnen zwischen 12 und 25 haben sich zusammengetan, um dem Projekt Leben einzuhauchen», so Gautschi.

Es ist ein intensiver Abend, tänzerischer Enthusiasmus und Erregung bestimmen die Atmosphäre, und selbst in der Pause trainieren sie auf der Galerie, wärmen Muskeln und Spitzenschuhe ein. Nach der Pause ist der weisse Glitzer des «Luxus» dran – Autos, Schmuck, Jacht, Komfort, Opulenz, Extravaganz. Vor der Pause stach die «Weiblichkeit» in Violett hervor, mit sinnlichem Hüftkreisen und Busenschütteln, Selbstberührungen und Zelebrierung des schönen Körpers. Sehr schön auch, dass die stilleren und dunkleren Emotionen nicht ausgelassen werden. «Ru­he» und «Vertrauen» drücken sich in hellblauer Farbe, langsamer Piano-Musik, in sanften, stilisierten Ballett­bewegungen aus. «Wachstum» und «Ausgeglichenheit» in Grün, mit gekonnten Sprüngen, anspruchsvollen Hebungen und attraktiven Pas-de-deux-Momenten.

Es folgen die «dunkleren» Emotionen

Auch die dunkelblaue «Trauer» ist ein wichtiges Gefühl, und manchmal schaudert es einen, wenn die tanzenden Körper den Songtext «It’s okay, some day I’m gonna be with you» nachvollziehen, und vor allem, als am Ende die junge Lea Friedli, mittanzende TDC-Tanzlehrerin, einfach nur auf ihren Knien sitzt, ins Publikum blickt und tief ausatmet – wenn solche schauspielerisch-expressive Elemente dazukommen, Bewegung zu Atem wird, ist das besonders ergreifend. Stürmischer Applaus. (Text von Dorotea Bitterli)