Das Zuger Kunsthaus ist an einem Wendepunkt

Kunst & Baukultur

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Carmen Rogenmoser zum Zuger Kunsthaus

  • Carmen Rogenmoser
    Carmen Rogenmoser

Zug – Der Direktor des Zuger Kunsthauses, Matthias Haldemann, ist beurlaubt, Reto Fetz als Präsident der Zuger Kunst­gesellschaft zurückgetreten. Das teilte die Kunstgesellschaft, die als Verein organisiert für den Betrieb des Kunsthauses verantwortlich ist, kürzlich mit. Nach diesem Knall ist klar: Hinter verschlossenen Türen scheint tatsächlich seit längerem ein Konflikt zu schwelen. Gemunkelt wird das schon länger. «Öffentlich wird nicht oder nur hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen, aber intern herrscht offensichtlich keine optimale Stimmung. Weshalb ist dies so?» Diese Frage beschäftigte die Geschäftsprüfungskommission (GPK) des Grossen Gemeinderates der Stadt schon vor knapp zwei Jahren. Damals im Zusammenhang mit der finan­ziellen Unterstützung des Kunsthauses durch die Stadt. Der geplante Erweiterungsbau sorgte für weitere Spannungen.

Dem Schreiben der Kunstgesellschaft ist zu entnehmen, dass es Differenzen zwischen Direktion, Personal und den Gremien des Hauses gibt. Nun also ist Haldemann von seinen Pflichten entbunden, vorerst bis zum 31. Mai. Dass und in welcher Form die Beurlaubung kommuniziert wird, darüber ist Haldemann nach eigenenAus­sagen nicht in Kenntnis gesetzt worden. Auch sei der Schritt für ihn völlig überraschend gekommen. Die Verantwort­lichen der Kunstgesellschaft antworten auf Nachfragen eher schwammig. Ein wichtiger Punkt scheint die Regelung der Zuständigkeiten zu sein.

Nun denn, wichtig ist, dass vor­wärts geschaut wird. Matthias Haldemann hat während seiner 35-jährigen Tätigkeit die Ent­wicklung des Kunsthauses massgeblich beeinflusst, es zu dem gemacht, was es heute ist: eine Institution mit interna­tionaler Ausstrahlung. Sollte Haldemann nicht zurückkommen, wer hätte die nötige Fach­kompetenz, sein Vermächtnis weiterzu­tragen? Die Weichenstellung für die Zukunft fordert von den Verantwortlichen der Kunst­gesellschaft ein gutes Fingerspitzengefühl. Da muss sich jetzt etwas bewegen.

Die Stadt Zug will Kulturhauptstadt Schweiz 2030 wer­den. Sie tritt gegen fünf weitere Städte an. Das Kunsthaus gilt dabei als ein wichtiges Aushängeschild. Wenn mit einer un­sicheren Führung und unklarer Ausrichtung ins Rennen gegangen wird, ist diese Kandidatur wohl be­reits im Vorfeld zum Scheitern verurteilt.

(Text: Carmen Rogenmoser)

carmen.rogenmoser@zugerzeitung.ch