Diese Skulptur ist typisch für Zug

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Der Aargauer Künstler Beat Zoderer hat im Auftrag der V-Zug ein fünf Meter hohes Objekt aus Baulatten entworfen. Beinahe wäre es kleiner ausgefallen.

  • Die Skulptur «Dreieinhalbstöckiger Dodekaeder 2019/2020» zeugt vom Entstehen und befindet sich nicht zufällig gegenüber der Baustelle des «Mobility Hub». (Bild Matthias Jurt)
    Die Skulptur «Dreieinhalbstöckiger Dodekaeder 2019/2020» zeugt vom Entstehen und befindet sich nicht zufällig gegenüber der Baustelle des «Mobility Hub». (Bild Matthias Jurt)

Zug – Baustellen hier, Baustellen da, Baustellen allüberall. Im Kanton Zug kann man sie an vielerlei Orten finden. Zum Beispiel an der Verlängerung der Industriestrasse in der Stadt Zug. Dort sind die Kräne auf der einen Seite am Werk, während auf der anderen Seite Profile bereits von neuen Baustellen zeugen. Und zwischendrin steht eine Skulptur – aus Baulatten.

Entworfen wurde sie von Beat Zoderer (*1955). Der Aargauer Künstler handelte dabei auf Auftrag der V-Zug, die damit die Entstehung ihres Technologieclusters im Norden der Stadt über die nächsten Jahre verdeutlichen will. Die fünf Meter hohe Skulptur wird an wechselnden Standorten aufgestellt, an denen im Rahmen des Grossprojekts gebaut wird. Am jetzigen Standort blickt sie auf die Kräne, die an der verlängerten Industriestrasse den sogenannten Mobility Hub – ein Parkhaus – hochziehen.

Für Beat Zoderer bedeutete der Auftrag eine besondere Herausforderung, hatte er doch nur wenige Wochen Zeit dafür. Kam dazu, dass das Geld knapp geworden sei. Deshalb sei die heute dreieinhalb Elemente hohe Statue zunächst ein Element tiefer ausgefallen. «Es war ein Kraftakt», sagt der Künstler, der sich mit seinen Gestaltungen aus alltäglichen Materialien einen Namen gemacht hat. Kürzlich wurde er von der Landis&Gyr-­Stiftung mit einem Atelierstipendium für London bedacht.

Die Skulptur in Zug besteht aus Dodekaedern, also zwölfflächigen Elementen, die durch eine fünfeckige Grundform erreicht werden. Zoderer fasziniert diese asymmetrische, auf einer Primzahl beruhenden Form. Er erklärt: «Sie sorgt für eine Irrationalität in der Struktur.» Denn eigentlich handele es sich bei seinem Werk um eine pragmatische Sache. Davon zeugt auch der Name: Dreieinhalbstöckiger Dodekaeder 2019/2020.

Tatsächlich empfängt den Betrachter eine nur auf den ersten Blick einfache Figur, deren komplexe Konstruktion um einen Stahlkern sich bei näherem Hinschauen erschliesst. Durch die interessante Wahl von Baulatten als Material macht sie zudem eine mehrdeutige Aussage. Ganz so also, wie diese Latten auch bei Baustellen wirken: Einerseits stellen sie klar, dass man sich davon fernhalten soll. Andererseits weisen sie darauf hin, dass dies nur so lange gilt ehe das Neue erschaffen ist. Oder wie es Beat Zoderer ausdrückt: Die Latten hätten «etwas Trennendes, Schützendes». Er habe dieses Material nicht zum ersten Mal gewählt.

Andeutung der Endlosigkeit

Die Latten sind durch eine Unmenge an Schrauben aneinander befestigt. Die Frage nach der Zahl der Schrauben lässt Zoderer auflachen: Das sind Dinge, die unerheblich sind für den Künstler – ihm geht es nicht um solch eindimensionale Angelegenheiten, sondern um Wirkung und Aussage seines Werks. Zoderer erwähnte seine Anlehnung an die Endlose Säule des rumänisch-französischen Bildhauers Constantin Brâncuşi (1876–1957). Diese steht in einer rumänischen Stadt, besteht aus rautenförmigen Elementen und ragt schnurgerade fast 30 Meter hoch.

Beat Zoderer zollt der Figur und ihrem Erschaffer Lob: «Ein geometrisches Meisterwerk.» Wie die Endlose Säule ist auch seine Skulptur nach oben hin nicht abgeschlossen, sondern besteht aus einem halben Element.

Die Botschaft dahinter gilt sowohl für die Bauvorhaben der V-Zug im Speziellen als auch für die Baulandschaft im Kanton Zug im Allgemeinen: Es hört nie auf, geht immer weiter. (Raphael Biermayr)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.