Damit das Erinnern nicht erlischt

Brauchtum & Geschichte

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Das Friedenskreuz in Deinikon hält das Gedenken an die «Rettung der alten Eidgenossenschaft» aufrecht.

  • Das Holzkreuz auf einem Nagelfluhblock in Deinikon erinnert an das Ende des Zweiten Kappeler Krieges. (Bild Matthias Jurt)
    Das Holzkreuz auf einem Nagelfluhblock in Deinikon erinnert an das Ende des Zweiten Kappeler Krieges. (Bild Matthias Jurt)

Baar – Kreuze als Zeichen für den Frieden haben eine lange Tradition. Meist erinnern sie an kriegerische Auseinandersetzungen und sind in diesem Kontext als Mahnmal aufgestellt worden – auf dass der Unfriede Geschichte sei und bleibe. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden vor allem in Deutschland an zahlreichen Orten Friedsenskreuze errichtet.

Ein bemerkenswertes Beispiel eines solchen Mahnkreuzes steht in der Gemeinde Baar – beim Weiler Deinikon. Bei der Flur Büni an der Strasse Richtung Kappel erinnert es seit 1931 an den Zweiten Kappeler Landfrieden, auch als «Friede von Deinikon» bezeichnet.

Oft nur eine Randnotiz

Exakt 400 Jahre zuvor, am 24. Oktober 1531, haben die Auseinandersetzungen zwischen den Reformierten und den katholischen Innerschweizern mit der Schlacht am Gubel ihr blutiges Ende genommen. Es fiel zu Gunsten der Innerschweiz aus, die reformierten Truppen haben enorme Verluste erlitten. Am 16. November 1531 wurde in Deinikon das Friedensdokument unterzeichnet. Ein Akt, welcher in der Geschichtsschreibung häufig wie eine Randnotiz behandelt wird, obschon dieser zweite Friedensschluss viel bedeutsamer war als der erste zwei Jahre zuvor, welcher mit der legendären «Kappeler Milchsuppe» hohe Popularität erlangte.

Immerhin: Mit dem auffallend in die Landschaft eingebetteten Deiniker Kreuz wollte man der Bedeutung des endgültigen Friedensbeschlusses vor Ort ein würdiges Denkmal setzen. Es ist eine bühnenartig angelegte Plattform, in deren Mitte ein massiver Nagelfluhblock liegt. Auf diesem erhebt sich das schlichte Holzkreuz. Eine Bronzetafel am Felsbrocken trägt die Wappen der sechs involvierten Stände sowie folgende Inschrift:

«Hier auf dem Hofe Deinikon unter dem Breitholz in freiem Feld wurde an S. Othmars Tag den 16. Wintermonat 1531 der Friede zwischen den fünf katholischen Orten Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug und dem Stande Zürich vereinbart, der den Fortbestand der alten Eidgenossenschaft rettete.»

Die Plattform ist von einem Holzzaun umgeben und mit Sitzbänken bestellt. Das Kreuz von Deinikon mit freiem Blick über das Feld sowie auf die Hügel und Berge im Hintergrund wird von Wandernden und Spazierenden gern für eine Rast aufgesucht.

Einweihung 400 Jahre nach Friedensschluss

Die Initiative für das Kreuz anlässlich des 400. Friedens-Jahrestages war ursprünglich von der örtlichen Korporation gekommen; insbesondere von Carl Anton Steiner ab dem Deibüel, seinerzeit Bürgerpräsident und zugleich Stifter der 1918 errichteten Gedenkkapelle im Deibüel, welche ebenfalls an den Zweiten Kappeler Landfrieden erinnert («Hingeschaut» vom 4. Januar 2020). Wo das Kreuz heute steht, soll bis 1854 das sogenannte «Bühnehaus» des Johannes Reidhaar gestanden haben – der eingangs erwähnte Flurname erinnert daran.

Es ist überliefert, dass in diesem Haus der Tisch gestanden hat, auf welchem der Deiniker Friedensvertrag unterschrieben worden sein soll. Solange das Haus stand, galt es als Gedenkstätte. Nach seinem Abbruch im genannten Jahre drohte das wichtige Ereignis, aus dem Gedächtnis des Volkes zu verschwinden. Ein Erhalt dieser Erinnerung war schliesslich ausschlaggebend für die Errichtung des heutigen Denkmals in Form eines Friedenskreuzes. Am 28. September 1931 fand die Denkmalweihe im Rahmen der Feierlichkeiten für 400 Jahre Friedensschluss in Deinikon statt – unter Anwesenheit der Bevölkerung, von viel Dorfprominenz und weiteren illustren Gästen wie etwa Ständerat Philipp Etter. Geweiht wurde das Kreuz durch Stiftspropst Franz Segesser von St.Leodegar in Luzern. Es folgten Blasmusikeinlagen, kleine Theateraufführungen und schliesslich ein grosses Picknick. Die Unterhaltspflicht des neu geweihten Friedenskreuzes lag von Beginn an bei der örtlichen Korporation. (Text von Andreas Faessler)

Hinweis
In der Serie «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.