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Theater & Tanz

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Der Winzwiler Kinderzirkus aus Menzingen feiert sein zehnjähriges Jubiläum. Für die Vorstellung dieses Jahres hat sich die Direktorin Myriam Meyer etwas Spezielles ausgedacht.

  • Genug Platz für die Show: Ein Heuboden im Hof Winzwilen dient dem Kinderzirkus als Manege. (Matthias Jurt)
    Genug Platz für die Show: Ein Heuboden im Hof Winzwilen dient dem Kinderzirkus als Manege. (Matthias Jurt)

Menzingen – Trommelwirbel, vereinzelte Aufschreie vom Publikum, Scherben knirschen, dann wird laut gejubelt und geklatscht. Junge Fakire des Winzwiler Kinderzirkus springen und landen – ohne die Miene zu verziehen, – auf einem Scherbenhaufen.

In den letzten beiden Sommerferienwochen stellen insgesamt fast sechzig Zuger Kinder, je sieben Leiterinnen und Leiter sowie Eltern und freiwillige Helferinnen und Helfer zwei verschiedene Zirkusprogramme auf die Beine. Vor einigen Jahren kam Myriam Meyer, Clownin und Theaterpädagogin, die Idee, eines Zirkus auf dem Winzwiler Bauernhof, auf dem sie dazumal mit ihrem Mann lebte, ins Leben zu rufen. Eigentlich dachte sie, dass dies eine einmalige Sache sein werde. «Doch aufgrund grosser Nachfrage der Kinder hat sich dies zu einem mehrjährigen Projekt entwickelt», so die Direktorin vom «Winzwiler Circus».

Der Heuboden wird zur Manege

Am 6. Und 13. August hat Myriam Meyer nun voller Stolz ihr zehnjähriges Jubiläum präsentiert. Das langjährige Kernprojekt ist für Sie dieses Jahr nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch ein Familienprojekt. Ihr Mann unterstützt als Schlagzeuger die Zirkusband, und ihre Kinder sind als kleine Artisten im Zirkus mit dabei. Der Anlass findet wie jedes Jahr in einer für den Zirkus umgebauten Heuboden-Scheune in Winzwilen bei Menzingen statt.

Das auf Strohballen sitzende Publikum jubelt, applaudiert, und hie und da hält es den Atem an, wenn die jungen Luftakrobaten in glitzernden Jackets am Trapez oder Vertikaltuch ihre Kunststücke präsentieren, auf den Fässern, dem Nagelbrett oder mit Hula-Hoop-Reifen balancieren. Es werden Jonglage und Zaubertricks geboten, Hüte fliegen über die Bühne. Verschiedene Clown-Nummern bringen das Publikum ausgiebig zum Lachen. Auch die Pyramiden dürfen nicht fehlen. Die gesamte Show wird dieses Jahr speziell zum Jubiläum von der Zirkusband The Moulds feat. Christoph Schildknecht untermalt. Innert nur einer Woche werden die jungen Artisten in zwei verschiedenen Disziplinen nach Wahl und in der Kunst der menschlichen Pyramide geschult und erstellen mit Hilfe der Leiterinnen und Leiter eine komplette Zirkusshow. Jedes Kind wird mit seinem Können und Gelernten eingebunden, einige bringen bereits Zirkuserfahrung mit, andere sind neu auf dem Gebiet, so erwartet den Zuschauer bei jeder Vorstellung wieder eine ganz andere Darbietung.

Am meisten erfüllt die Direktorin die Dankbarkeit der Kinder und was diese Woche bei ihnen bewirkt. «Sie lernen nicht nur ihre Disziplin, sondern wachsen auch über sich hinaus», sagt sie. «Anfangs sind sie noch scheu, am Schluss der Woche stehen sie ganz selbstbewusst auf der Bühne und unterhalten ein ganzes Publikum.» Damit ein Aufritt funktioniere, ist nicht nur das Umsetzen der gelernten Disziplin, sondern auch der soziale Zusammenhalt wichtig. Jedes Kind werde gebraucht, so lernen sie, als Team zu arbeiten, und eine Zusammengehörigkeit entstehe dabei. Den Zusammenhalt der Kinder kann man auch sehr gut während der Vorstellung beobachten. Gegenseitig unterstützen und animieren sich die Mitwirkenden auf der Bühne.

Eine grosse Herausforderung für die Direktorin ist es, alles unter einen Hut zu kriegen. Zuständig für alles Organisatorische und gleichzeitig als Leitung für die theatralen Disziplinen tätig, meistert sie die beiden Zirkuswochen. Ohne tatkräftige Unterstützung wäre dieses Projekt jedoch nicht möglich. Nebst den Kindern werden zum Schluss der Vorstellung sämtliche Mitwirkende auf die Bühne gebeten. Darunter auch Leiterinnen, die schon Jahre dabei sind, wie Gina Fleischlin und Gianna Enz. Beide haben bereits als Kinder-Artisten im Zirkus mitgewirkt und sind heute nicht nur als Helferinnen eine grosse Unterstützung. «Gina Fleischlin näht selber einen Teil der Kostüme, während mir Gianna Enz immer zur Seite steht und mir einen grossen Teil an Arbeit abnimmt», so die Direktorin.

Grosszügig unterstützt

Finanzielle Unterstützung bekam der «Winzwiler Circus» für sein Jubiläum von verschiedenen Stiftungen und vom Kanton Zug. Sie sei etwas überrascht und äusserst dankbar, dass das Interesse einer Unterstützung da sei. So Myriam Meyer.

Zum Schluss der Vorstellung verabschieden sich die jungen Artisten winkend und lauthals vom Publikum, den «Winzwiler Circus»-Song singend. Während die jüngeren Kinder müde aber zufrieden von den Eltern nach Hause gebracht werden, bauen die älteren Kinder und Helfer in nur einer Nacht die Bühne wieder zum Heuboden um. Zur Feier des Tages übernachten einige sogar noch im Stroh. (Aida Stefania)