Er gibt Bildern einen neuen Sinn
Kunst & Baukultur
Sladjan Nedeljkovic ist ein sensibler Beobachter: Dies zeigen die vielseitigen Arbeiten des Künstlers, den speziell die Bilderflut beschäftigt.
Baar – Das verschmitzte Lächeln ist bei Sladjan Nedeljkovic nicht aufgesetzt, sondern entspricht seinem offenen Charakter. Dennoch nimmt der Zuger Künstler, der heute in Berlin lebt, das Geschehen rund um ihn herum und in der Umwelt aufmerksam wahr, stets mit wachem Blick. Und oft findet das Gelebte später Widerhall in einem Werk. Solche Eindrücke hat Sladjan Nedeljkovic mit dem Bleistift an seinem Wohnort Berlin und auf Reisen nach Genua und Japan festgehalten. Die drei Serien «Lost in Translation», «In Giro» und «Vermischte Meldungen» sind derzeit Teil der Ausstellung in der Galerie Billing Bild in Baar.
Kleine Geschichten
Es lohnt sich, bei den flüchtigen, kleinformatigen Zeichnungen genau hinzuschauen, denn etliche werden durch Titel und oft humoristische Zeilen ergänzt. «In Genua haben mir Bewohner einiges über ihre Stadt und die Geschichte erzählt. Solche Infos sind in die Bilder hineingeflossen, die so zum Storyboard werden», sagt Sladjan Nedeljkovic. Auch in Berlin, wo er im früher verrufenen Neukölln wohnt, habe er im Internet recherchiert, wie der Stadtteil dargestellt worden sei. «Heute hat sich die Situation gebessert», stellt er fest und zeichnet seine Sicht der multikulturellen Gesellschaft dort.
Die tiefere Auseinandersetzung mit einem Thema ist typisch für seine künstlerische Arbeit. Gleich im Eingangsbereich stösst der Besucher auf ein riesiges Mobile, auf dessen aufgehängten Rondellen mit Magnetbuchstaben Worte wie Crisis, Boni oder Values zu lesen sind. «Sie beziehen sich auf Schlagzeilen aus den Zeitungen», sagt der Künstler und verweist auf die Serie «o.T.Covering» an den Wänden nebenan. Hier sind die Texte der doppelseitigen Zeitungsbögen mit silbernem Spray überdeckt, und nur die originalen Pressebilder erinnern noch an die Themen. Deren Wirkungskraft wird durch das Hervorheben enorm verstärkt. Bild und Text seien für ihn gleichermassen wichtig, aber es sei interessant zu erleben, was geschehe, wenn der Text verschwiegen werde. «Man reagiert dann intuitiv auf die Bilder», sagt Sladjan Nedeljkovic. In den letzten drei Jahren habe er sich mit diesem Thema befasst: «Vielleicht war es nun das letzte Mal.»
Ideen hat er immer: Davon zeugen die weiteren Exponate der Ausstellung, wie das Video «Dark Hours». Aus alten Gruselfilmen hat er Sequenzen abgefilmt, bearbeitet, um auf seine Weise auf die Vergänglichkeit der Medien hinzuweisen. Und per Kopfhörer vermittelt Sladjan Nedeljkovic eine witzige Tonarbeit, in der er nach der Recherche auf den Ort der Spinnerei eingeht und sich darin auch mit den neuen Galerieräumen auseinandersetzt.
Angebote für den Betrachter
Die Kuratorin der Ausstellung, Irene Müller, weist auf die spezielle Arbeitsweise des Künstlers hin, der den Medien, dem Bildmaterial oder der Digitalisierung kritisch begegne und vieles hinterfrage: «Seine Arbeiten sind Angebote für den Betrachter.» Wenn er Texte überdecke, entstünden Lücken, die könne man mit dem füllen, was uns beschäftige. Müller: «Sladjan Nedeljkovic will uns als Bürger zur Verantwortung anregen.» Sehr interessiert besah sich Künstlerkollegin Maria Lorenzi, Steinhausen, die Objekte und Bilder und hält würdigend fest: «Sladjan Nedeljkovic ist nie abgewichen von seinem Konzept.»
Der 47-jährige Künstler ist 1982 in den Kanton Zug gezogen, wo er nach der Hochbauzeichner-Ausbildung die Schule für Gestaltung, die Ecole supérieure d’art visuel, Genf, und das Gold-smiths College London, MA in Fine Arts, besuchte. Sladjan Nedeljkovic hat mehrere Preise und Stipendien erhalten und seine Werke in vielen Ausstellung gezeigt. Sie sind in diversen Schweizer Sammlungen vertreten. (Monika Wegmann)
HinweisDie Ausstellung von Sladjan Nedeljkovic «In Motion – Zeichnungen, Mixed Media, Video» läuft bis 19. Juni (14–17 Uhr Finissage). Chilies mit Beat Heuberger: Sonntag, 22. Mai ,14–16 Uhr. Galerie Billing Bill, Haldenstr.1 (Eingang H2), Baar: Geöffnet ist: Mo, Do, Fr 14–18 Uhr, Sa 10–16 Uhr.