Nach zwei Jahren Pause ein keckes Konzert

Musik

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Die Formation unter der Leitung von Marcus Tremmel schaffte es am Samstag, die Zuhörerinnen und Zuhörer zu begeistern – obwohl sich die Ausgangslage alles andere als einfach darstellte.

  • Die Rahmenbedingungen zum Proben waren eine Herausforderung für das Orchester. (Bild Alexandra Wey)
    Die Rahmenbedingungen zum Proben waren eine Herausforderung für das Orchester. (Bild Alexandra Wey)

Menzingen – Aufgrund von Corona konnte das 25-köpfige Orchester der Kantonsschule Menzingen – wie viele andere auch – mit den Proben erst im Februar starten. Umso einschneidender, da die Zeit zum Proben schon davor auf 45 Minuten begrenzt war – andere Ensembles verfügen über rund doppelt so viel Zeit pro Woche für die Vorbereitung eines Konzerts. Ausserdem stellte der breite Mix an Instrumenten – von Streicher und Bläser über Klavier bis Schlagzeug – eine weitere Herausforderung an den Dirigenten dar.

Nach dem Konzert ist klar: Die Schülerinnen und Schüler haben reüssiert! Der langhaltende Applaus des halbvollen Theatersaals am Samstag forderte zwei Zugaben. Zu den Höhepunkten zählten die Stücke «Africa» der US-amerikanischen Rockband «Toto» und «Wildest Dreams» von Taylor Swift. «Africa» sollte auf das Leid von hungernden Kindern in Afrika aufmerksam machen, erzählt die Ansagerin. Ein Besucher sagte später in der Pause, er fühlte sich durch den auch heute noch oft gespielten Ohrenwurm angenehm zurück an seine Jugend erinnert. Wie im Original war auch hier ein gekonntes Flötensolo zu hören.

«Wildest Dreams» diente auch als Namensgeber für das Konzert und bildete damit den Rahmen, in dem sich die anderen Stücke passend einfügten. Die ausgewählten Pop-Stücke boten sich wohl auch deshalb an, weil in ihnen bereits im Original Streicher prominent zum Einsatz kommen.

Der Dirigent ist begeistert

Die meisten Titel wurden extra für diese Aufführung von Dirigent Marcus Tremmel arrangiert, wie dieser nach dem Konzert verrät, nachdem er sich bei allen Beteiligten nochmals persönlich bedankt hat. Er ist Musiklehrer an der Kantonsschule Menzingen und leitet das Orchester seit mehr als zehn Jahren. Tremmel ist sichtlich glücklich: «Ich könnte gleich noch ein weiteres Konzert dirigieren!» Aufgrund der unterschiedlichen Rhytmiken und der vielen Solostellen sei das Programm nicht einfach gewesen. Aber: «Die Schülerinnen und Schüler haben sich mächtig ins Zeug gelegt – ich bin stolz auf sie.»

Eines der Soli, jenes bei «Wildest Dreams», durfte die Cellistin Rebecca McNutt spielen. «Ich habe mich mega gefreut, ein Solo zu bekommen», sagte die 17-Jährige nach dem Konzert. Das sei schön, gerade auch, nachdem man schon lange dabei sei. Das Freifach Orchester habe sie gewählt, da sie am Donnerstagmittag sowieso eine Lücke habe – Cello spiele sie seit zehn Jahren.

Familiäre Stimmung im Orchester

«Die Arcanti-Formation ist ein bisschen wie eine Familie – wir haben daher während Corona schon etwas gelitten», gesteht die Fünftklässlerin. Der Spirit sei aber auch danach der gleiche geblieben, freut sie sich. «Die Stimmung eines Stückes können wir nur rüberbringen, wenn wir beim Spielen Spass haben – und das hatten wir.»

Aus dem Bereich Film-Musik spielte das Orchester in seinem eher kurzen Programm «No Time To Die» von Billie Eilish aus dem gleichnamigen James-Bond-Film. Während der Melodie von «Star Trek» kamen Klavier und Trompete mit ihren Soli schön zur Geltung, während das Schlagzeug mit seiner Marsch-Begleitung für die passende Himmelskrieg-Atmosphäre sorgte.

Zu den schwierigsten Stücken gehörte die «Gothic Symphony», die, wie der Name vermuten lässt, Klänge einer mittelalterlich inspirierten Rockband mit jenen einer klassischen Symphonie verschmelzt.

Den Abschluss machte eines der wohl kommerziell erfolgreichsten Pop-Stücke der Musikgeschichte: «Happy» von Sänger und Produzent Pharrell Williams. Eine ältere Zuhörerin war so begeistert, dass sie nicht nur während «Happy», sondern fast das ganze Konzert hindurch mit ihrem Handy filmte. So sehen richtige Fans aus. (Text von Fabian Gubser)