Verhängnisvolle Irrtümer und eine versteckte Drohung

Brauchtum & Geschichte

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In der 114. Auflage der Fasnachtszeitschrift «Cheschtänä-Igel» wird allzu Menschliches thematisiert. Im vergangenen Jahr hat es offenbar besonders viele Fehltritte gegeben. Einem Kantonsratskandidaten handelte ein solcher eine Beinahe-Seeumrundung ein.

Walchwil – Der «Cheschtänä-Igel» war im vergangenen Jahr gewohnt investigativ in Walchwil unterwegs. Auch in der Beizerszene hat er das eine oder andere aufgeschnappt, das er den Lesern nicht vorenthalten will. Das ist zum Beispiel Daniel Hürlimann von der «Aesch». Der gelernte Handwerker nahm nicht richtig Mass, als er einige Tische auf einem selbst gebastelten Wagen in den Lift laden wollte. «Er flucht und faucht ganz gerissen, der Liftbauer, der hat beschissen!», weiss der «Igel» zu berichten.

Ein grundsätzlicheres Problem hatte die ehemalige Pächterin der Fyrabig Bar, Melanie Zenger. Nachdem sie im November frustriert den Bettel hingeschmissen hatte, hinterliess sie einen Zettel, auf dem sinngemäss stand, dass sie von den Einheimischen nicht akzeptiert würde. Der sehr alteingesessene «Cheschtänä-Igel» – seit 1906 – dreht den Spiess um: «Bist du Ur-Walchwiler, so ein Mist, stehst du bald auf ‹Zengers List›.»

Keine Fremden sind die Pächter des gemeindeeigenen Riviera Café – im Gegenteil: Marco Zimmermann und Stefan Enzler sind gebürtige Walchwiler. Dennoch befremdet auch ihr Verhalten den «Igel» offensichtlich. Dieser hatte nämlich Wind davon bekommen, dass die Besucher eines Anlasses im Rahmen der «offenen Bühne» an einem heissen Tag auf dem Trockenen sassen. «Bis hier einer was serviert, bist du eher dehydriert. Beizer Enzler und auch Zimmermann, Kühlwagen man auch mieten kann», weiss der «Igel».

Gemeinderatswahl gab es im Herbst 2018 mangels Auswahl zwar keine, aber immerhin wurde um einen Kantonsratssitz gekämpft. Der Sieger Guido Suter (SP) und sein Herausforderer Christophe Lanz (FDP) haben beide in der aktuellen Ausgabe der Fasnachtszeitschrift einen Auftritt. Suter, weil er bei seiner Gunst um Unterstützung offenbar auch das Paar Brigitte van Dulmen und Patrick Willemsen anschrieb. Beide sind zwar gut im Dorf verankert – über den Schweizer Pass, und damit das Wahlrecht, verfügen sie allerdings nicht. Lanz hingegen verlängerte einen langen Abend am Stierenmarkt, indem er seinen Heimweg zu Fuss antrat. Allerdings ging er nicht in Richtung Walchwil, sondern in Richtung Ennetsee. «Nein, es ist wahr und nicht gelogen, in seinem Aff falsch abgebogen!», meint der «Igel» gar schadenfroh dazu.

Geirrt hat sich auch ein anderer Politiker, der in der jüngsten Ausgabe des «satirisch-humoristischen Organs der Walachei», wie es offiziell heisst, natürlich nicht fehlen darf: Moritz Schmid (SVP) sitzt nach 20 Jahren nicht mehr im Kantonsrat. Er deutet in einem Interview mit dem «Igel» an, möglicherweise noch einmal zu den Wahlen anzutreten, selbst wenn er 90 Jahre alt ist. Das kann man durchaus als versteckte Drohung auffassen. Darüber hinaus bilde er bereits seine Enkel an seiner «Kader-Schmi(e)de» aus.

Mami-Taxi um 4 Uhr in der Früh

Gleich dreimal vertreten im diesjährigen «Cheschtänä-Igel» ist indes kein Politiker, sondern eine offensichtlich auf Trab gehaltene Ehefrau und Mutter: Nidi Rust. Ihr Mann Kusi schlug fast die Tür zum Schlafzimmer ein, weil sie so tief schlief – und die Tür abgeschlossen hatte. Ihr jüngerer Sohn Pädi versetzte sie in Sorge, obwohl er – statt im Ausgang zu sein – längst im Bett war. Und schliesslich bestellte der ältere Sohn Gregi sein Mami um 4 Uhr in der Früh zwecks Taxidiensts auf den Ratenpass. Kaum im Auto, klingelte das Handy erneut: Gregi fragte ernsthaft, ob sie ihn auf dem Ratenpass holen könne. «Nidi faucht dann in erhöhtem Ton, das weiss ich schon, du guter Sohn...», macht sich der «Igel» einen Reim darauf. Und er schliesst mit einer Weisheit aus seinem langen Leben: «Dänk dra, lüüt aa, dänksch zweimal draa, bisch bsoffä.» (Raphael Biermayr)