Wenn Frauen Klartext reden

Dies & Das

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Am Weltfrauentag war das Theater Casino Zug Schauplatz einer exzentrischen Performance und eines Podiums zum Thema «Frauen führen Kultur».

  • Die Teilnehmerinnen des Podiums, von links: Ute Haferburg (Geschäftsführende Intendantin Theater Casino Zug), Jasmin Leuze (Leiterin Bibliothek Zug), Iris Weder (Leiterin Abteilung Kultur Stadt Zug), Laura Hürlimann (Projektleiterin Kultur Chollerhalle), Stefanie Herzberg (Moderation), Eila Bredehöft (Geschäftsführerin Galvanik), Giannina Masüger und Madeleine Flury (Co-Leiterinnen Theater im Burgbachkeller). (Bild Matthias Jurt)
    Die Teilnehmerinnen des Podiums, von links: Ute Haferburg (Geschäftsführende Intendantin Theater Casino Zug), Jasmin Leuze (Leiterin Bibliothek Zug), Iris Weder (Leiterin Abteilung Kultur Stadt Zug), Laura Hürlimann (Projektleiterin Kultur Chollerhalle), Stefanie Herzberg (Moderation), Eila Bredehöft (Geschäftsführerin Galvanik), Giannina Masüger und Madeleine Flury (Co-Leiterinnen Theater im Burgbachkeller). (Bild Matthias Jurt)

Zug – Was hat der CO2-Ausstoss mit dem Lohn von Pflegepersonal zu tun? Die Antwort hierzu wurde am Mittwoch wortwörtlich in den Raum gestellt. Dies im Rahmen der Veranstaltung «Frauen führen Kultur». Bei der Aufführung der Basler Künstlerinnen Les Reines Prochaines wurde sie anhand einer «Skulptur» aus leeren Eimern und gestapelten Stühlen dargelegt. Das Künstlerinnen-Trio bot mit der avantgardistischen Performance «Rubination» den Auftakt der abendlichen Veranstaltung, betitelt mit «Never Ending Pirouettes», einer Hommage an Frauen und die endlosen Spiralen ihrer Gleichberechtigung.

Der 112. Weltfrauentag lockte nicht nur viele weibliche, sondern auch einige männliche Gäste in den Festsaal des Theaters Casino Zug. An der anschliessenden Podiumsdiskussion zum Thema «Frauen führen Kultur», moderiert von Stefanie Herzberg, erörterten sieben Vertreterinnen der Zuger Kulturszene die Stellung und die Arbeitsbedingungen von Frauen in der Kulturbranche.

Eröffnet wurde der Abend durch die Organisatorinnen Ute Haferburg, Geschäftsführende Intendantin des Theaters Casino Zug, und Manda Litscher, Vertreterin der Frauenzentrale Zug. Die Mimose mag vielleicht mit dem «schwächeren Geschlecht» in Verbindung gebracht werden und ist das Symbol des Weltfrauentags in Italien. Doch die mit Mimosen geschmückte Festsaalbühne war Schauplatz purer Frauenpower.

«Time runs through my fingers», sangen die Künstlerinnen von Les Reines Prochaines, teils auf Deutsch, teils auf Englisch. Leicht wehmütig, doch mit einer gehörigen Portion Humor und Selbstironie.

Frauen, die ihren Mann stehen

In ihren exzentrischen Kostümen und einer Tonkulisse von Bassgitarre, Xylophon und Papierrascheln besangen sie skurrile Themen, wie zum Beispiel den 2021 verstopften Suezkanal.

Bei der darauffolgenden Podiumsdiskussion sprachen die Damen Klartext bezüglich der Entwicklungen in der Kulturszene. Denn trotz ungeregelter Arbeitszeiten gaben die Teilnehmerinnen unter anderem eine eher positive Work-Life-Balance an. «In der Galvanik ist 80 Prozent unser maximales Arbeitspensum», sagt Geschäftsführerin Eila Bredehöft. Dies auch deshalb, damit Frauen Familie und Job besser vereinbaren können.

Bei der jüngeren Generation bräuchte es jedoch mehr Überzeugungskraft. «Die Jüngeren haben teilweise andere Anforderungen an den Job, wollen eher feste Arbeitszeiten», gesteht Ute Haferburg. Auch der berüchtigte Gender-Gap und Diversität seien intensiver diskutiert worden. «Wir müssen aber mehr aus unseren ‹Bubbles› heraus», meint dazu Iris Weder, Leiterin Abteilung Kultur der Stadt Zug. «In der Kulturstrategie der Stadt Zug soll sich auch Diversität mehr widerspiegeln.» Weibliche Regisseurinnen und Dirigentinnen, davon sehe man erfreulicherweise immer mehr.

«Um dieses Thema kommen wir nicht herum», meint Jasmin Leuze. Die Leiterin der Bibliothek Zug berichtete von ihrem Einsatz für digitale Bildungsprogramme, mit denen die Bibliothek als Bildungsstätte eine breitere Zielgruppe ansprechen will.

Zug wird mit Genf und Zürich mithalten

Ihre Erfahrungen mit Chatbot Kolin waren erfolgreich, jetzt gilt es vor allem, mehr Bildungsaffine für die digitalen Angebote zu begeistern. «In zehn Jahren wird sich Zug in Sachen Digitalisierung und Diversität leicht an Zürich oder Genf angleichen», bekräftigte Weder. Die Pirouetten der Gleichberechtigung werden sich bis dahin wohl noch etwas weiter drehen. «Wir sehen aber vor allem bei jüngeren Frauen, dass sie eine immer stärkere Haltung in der Gesellschaft annehmen», versichert Litscher erfreut. (Text von Katarina Lancaster)