«Abheben würde ich nie»

Musik

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Bliss sind mit ihrem neuen Programm unterwegs die Chollerhalle ist das nächste Ziel. Für den Steinhauser Tenor Lukas Hobi hat das «Heimspiel» eine besondere Bedeutung.

  • Auf dem Boden geblieben: Bliss-Mitglied Lukas Hobi an seinem Lieblingsplatz in der Katastrophenbucht. (Bild Werner Schelbert)
    Auf dem Boden geblieben: Bliss-Mitglied Lukas Hobi an seinem Lieblingsplatz in der Katastrophenbucht. (Bild Werner Schelbert)

Zug – Die Idee des Stücks «Die Premiere»: Sechs Männer in den 30ern und 40ern bereiten sich auf ihren grossen Auftritt auf der Bühne vor. Eigentlich sollte der grosse Premieren-Abend ein Knaller werden aber nichts funktioniert so, wie es sollte. Dieser Plot birgt natürlich viel Potenzial für komische Elemente und Konflikte – und genau hier setzen Bliss an. Das Ergebnis von «Die Premiere» ist eine herrliche Show mit tollen Musiknummern ganz ohne Instrumente, mit viel Humor und schlagfertigen Dialogen.

Das A-cappella-Comedy-Projekt Bliss ist eine Erfolgsgeschichte. Mit dafür verantwortlich ist der 30-jährige Lukas Hobi aus Steinhausen. Der Tenor ist der künstlerische Leiter von Bliss: «Auch im realen Leben nehmen wir uns selbst nicht allzu ernst, und wir verfügen über eine gesunde Portion Selbstironie.» Das spürt das Publikum; denn Bliss sind viel mehr als nur a cappella. Bliss sind Charme, Witz, Ironie, Artistik und natürlich – Gesang. «Wir schreiben bekannte Lieder um, passen diese an oder verpassen grossen Hits einen schweizerdeutschen Text oder arrangieren diese musikalisch völlig neu», erklärt Lukas Hobi. Dieser Mix scheint anzukommen: Bliss touren mit ihrem Programm «Die Premiere» durch die ganze Schweiz, vielerorts sind die Vorstellungen ausverkauft.

«Zug ist Heimat»

Am Donnerstag steht Zug auf dem Programm. Bliss sind in der Chollerhalle zu erleben. «Ich trete gerne in Zug auf, das wird super», freut sich der Steinhauser. «Ich weiss, dass da im Publikum vom ehemaligen Pfadikollegen über den Zahnarzt und ehemalige Klassenkameraden bis zur abgelegten Liebschaft alles sitzen kann.» So viel Intimität und die vertrauten Gesichter könnten aber auch nervös machen. «Sobald ich auf der Bühne stehe, schalte ich um auf ‹Senden›. Und ich merke natürlich auch, wenn das Publikum auf ‹Empfangen› ist. Das ist ein tolles Gefühl, welches sich nicht wirklich erklären lassen kann.» Das Zuger Publikum wird wohlwollend, aber auch kritisch sein. «Und zwar sehr direkt ich werde von meinen Kollegen wesentlich direkter und ehrlicher auf mögliche Schwachstellen im Programm angesprochen», erklärt Hobi. Dennoch freut er sich auf den Auftritt in der Chollerhalle. «Ich werde alles geben, dann kann nichts schieflaufen.»

So viel «Senden» braucht Energie und könnte schnell mal die eigenen Batterien leeren. Damit dies nicht passiert, lädt Lukas Hobi der seit nicht allzu langer Zeit aus beruflich-privaten Strategien mitten in Zürich lebt – seine Batterien in Zug auf. Beispielsweise an der Seepromenade. «Die Katastrophenbucht ist so ein Ort. Hier kann ich meinen beruflichen Stress vergessen und loslassen. Hier hole ich mir neue Ideen für kommende Projekte und treffe mich mit Freunden», so Hobi.

Ein Kraftort

Fürs Zeitungsfoto posiert er denn auch bei besagter Bucht auf seinem Lieblings-Sitzplatz: einem Stein. Und die Schwäne, welche normalerweise eher garstig sind, scheint es nicht zu stören. Kein Zweifel: Für den 30-Jährigen scheint es gut zu laufen. Bliss sind eines von vielen Projekten, in welchen der Steinhauser gerade aktiv ist. Auf dem Programm steht im Juni beispielsweise das Stück «Jekyll & Hyde» als Musical. Die Produktion der Voice Steps Company wird im Theater Casino Zug im Juni aufgeführt. Hobi ist einer der Leiter dieses Jugendprojektes und steht für einmal nicht selbst auf der Bühne, sondern fördert den Musicalnachwuchs mit seiner Bühnenerfahrung. Die Proben sind bereits im vollen Gang.

Proben fürs Musical, das Projekt Bliss, Aufführungen meist abends und am Wochenende das fordert. Und manchmal liegen die Nerven auch blank. Da könne es in der Bliss-Combo zu Spannungen kommen. Wie lässt es sich mit fünf Männern arbeiten? «Eigentlich sind wir bei Bliss schon alles Alphatierchen, und doch kracht es erstaunlich wenig. Denn jeder hat seine klar definierte Funktion, und jeder ist auf seinem Gebiet der Chef.» Alle Künstler würden auch privat über eine gesunde Portion Humor verfügen, und man verstehe sich einfach bestens, sagt Hobi. «Das geht so weit, dass wir uns alle auch immer wieder gerne privat treffen.»

Erfolg ruft natürlich auch Kritiker auf den Plan. Damit umzugehen, ist nicht einfach: «Es ist schon so, dass negative Kritiken manchmal ärgerlich sind, vor allem, wenn diese nicht fundiert oder sachlich sind», erklärt Hobi. «Wenn ich mich darüber aufrege und das passiert sehr selten –, dann brauche ich Halt und Erdung in meiner Heimat Zug. Bei einem Altstadtspaziergang dauert es meistens nicht lange, bis ich jemanden treffe. Und diese herzlichen Begegnungen bringen mich in der Regel schnell auf andere Gedanken.» Lukas Hobi war beruflich schon auf vielen Bühnen rund um den Globus. «Aber Steinhausen und Zug werden immer meine Heimat bleiben.» (Haymo Empl)

Hinweis
Bliss in der Chollerhalle am Donnerstag, 1. Mai, 20.15 Uhr. Türöffnung um 18.45 Uhr.