Ein anderes Bild von Jesus

Kunst & Baukultur

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Für Maria Hafner ist Jesus ein Mann, der eine revolutionäre Botschaft vermittelt. Dies animierte die Malerin zu einem Bilderzyklus und zu Texten.

  • Maria Hafners neuer Bilderzyklus ist bis Mai im Pfarreizentrum St. Johannes ausgestellt. (Bild Werner Schelbert)
    Maria Hafners neuer Bilderzyklus ist bis Mai im Pfarreizentrum St. Johannes ausgestellt. (Bild Werner Schelbert)

Zug – An den schlichten, gelben Ziegelsteinwänden im Eingang und Innern des Pfar­reizentrums St. Johannes strahlen derzeit die in leuchtenden Farbmischungen gemalten Acrylbilder von Maria Hafner. Auch bei diesem 42-teiligen Bilderzyklus «Jesus, der Andere» überrascht die 93-jährige Zugerin alle erneut, wie sie das biblische Thema mit spontanen, kraftvollen Pinselstrichen und abstrahierten Formen umgesetzt hat.

Leider konnte Maria Hafner an der von Katharina Schwarze subtil mit dem Cello musikalisch umrahmten Vernissage letzten Samstag wegen Unpässlichkeit nicht teilnehmen. Sie begrüsste jedoch das Publikum per Videobotschaft und betonte: Man soll in den Bildern Jesus begegnen. Es sei ihre Absicht, Emotionen zu wecken.

Geschichte mit Tiefgang

Und wer ist dieser «andere» Jesus von Maria Hafner? Auf den expressiv far­bigen, sinnlich gestalteten 42 Bildern, die in den letzten fünf Jahren entstanden sind, erzählt sie seine Geschichte, die mit dem «Menschwerden» beginnt und der Himmelfahrt «Auf dem Weg» endet. Es ist ihr persönlicher Zugang zu Jesus, einem Mann, der, wie das Bild 19 «Konfrontation» eindrücklich zeigt, mit erstarrten Traditionen bricht und mutig seinen Weg geht. Ihre Botschaft heisst: Alle Menschen sind Brüder und Schwestern, und Gott ist ihr Vater, ob Juden oder Heiden, ob Christen, Nichtchristen oder Konfessionslose. Maria Hafner regt an, diesen anderen Jesus zu entdecken.

Seit längerem habe sich Maria Hafner mit Jesus auseinandergesetzt, erwähnte Markus Kappeler, Leiter Rex Verlag, Luzern, an der Vernissage. Sie findet auf den Wunsch der Malerin hin in einem Gebäude statt, das ihr verstorbener Bruder, der Zuger Architekt Leo Hafner, gebaut hat. Kappeler ist der Herausgeber des Kunstbuches «Jesus, der Andere» mit Bildern und Texten von Maria Hafner, das parallel zur Ausstellung vor wenigen Tagen erschienen ist und am morgigen Samstag im Rahmen einer Vernissage präsentiert wird (siehe Hinweis).

Intensive Zusammenarbeit

Inzwischen sind von Maria Hafner bereits mehrere Bücher mit Bildern und Texten zu religiösen Themen erschienen. Besonders dieses Projekt sei ihr sehr am Herzen gelegen, erklärte Markus Kappeler. Vor rund vier Jahren sei die Malerin, die fast täglich in der Bibel lese und meditiere, mit dem Themenwunsch an ihn herangetreten. So sei der Bilderzyklus, verbunden mit herausfordernden Texten, entstanden, die sie mit entsprechenden Bibelstellen unterlegt hat. Marias Körper sei gebrechlich geworden, so Kappeler. Trotzdem habe sie diesen Zyklus noch gemalt, einige Bilder als Aquarelle, weil sie wegen eines kleinen Unfalls nicht ins Atelier konnte. Die letzten Texte seien erst kurz vor der Drucklegung zum Verlag gekommen.

An der Konzeption der Ausstellung und bei den Vorarbeiten für das neue Buch hat auch Margreta Camenzind mitgewirkt, die, wie sie berichtet, mit der Malerin seit rund 20 Jahren freundschaftlich verbunden ist und dies als bereichernd erlebe. In intensiver Zusammenarbeit habe sie mit Maria Hafner an den handgeschriebenen Texten gefeilt, sie ins Reine getippt und die Lithos der Bilder beurteilt. Heiter erwähnt sie, dass sie Marias Bilder wohl nach und nach «sehen» gelernt habe: «Ich liess mich schon bald faszinieren. Von den Farben, dem Ausdruck und vor allem von der Energie, die aus ihren Werken strahlt. Viel Gutes ist entstanden, sie darf stolz sein auf ihr Schaffen, das Malen und das Schreiben – ihr Lebenswerk.» (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung «Jesus, der Andere» von Maria Hafner kann bis 9. Mai im Pfarreizentrum St. Jo­hannes, Zug, zu den Öffnungszeiten besichtigt werden. Am Samstag, 9. April, ist dort um 17 Uhr die Buchvernissage von Maria Hafners «Jesus, der Andere»; und um 20 Uhr findet in der Johannes-Kirche die konzertante Aufführung «Jesus Christ Superstar» statt.