Kunsthaus Zug hat einen neuen Vorstand

Kunst & Baukultur

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Die Generalversammlung der Zuger Kunstgesellschaft wurde zum emotional aufgeladenen Schlagabtausch zwischen Applaus und Protest.

  • Das Kunsthaus Zug ist in einer schwierigen Lage. Am 17. Juni ist ein neuer Vorstand gewählt worden.Archivbild: Stefan Kaiser
    Das Kunsthaus Zug ist in einer schwierigen Lage. Am 17. Juni ist ein neuer Vorstand gewählt worden.Archivbild: Stefan Kaiser

Zug – Dass die Generalversammlung der Zuger Kunstgesellschaft am Dienstagabend unter – gelinde gesagt – besonderen Vorzeichen abgehalten wurde, zeigte sich schon an der Anwesenheit von drei Securitymännern im Eingangsbereich des Pfarreizentrums St. Michael. Um die 200 Leute fanden sich ein, einige von ihnen waren dem Vernehmen nach von weit angereist.

Die aktuelle Lage des Kunsthauses Zug birgt seit der Beurlaubung von Direktor Matthias Haldemann Mitte April reichlich Zündstoff. Das zeigte sich an diesem Abend sehr schnell nach Beginn der Versammlung: Es gab zwei Lager. Diejenigen, welche einen Neuanfang und respektive eine Neuorientierung des Hauses mit neuer Leitung befürworten. Und jene, deren Sympathien dem beurlaubten Direktor gelten. Aus den Kreisen der Letztgenannten folgten die ersten Voten bereits wenige Minuten, nachdem die Präsidentin ad interim Silvia Graemiger die Versammlung eröffnet hatte.

Ein Dossier mit schriftlichen Stimmvollmachten Abwesender wurde präsentiert, doch lehnte Graemiger deren Berücksichtigung mit Verweis auf die Statuten ab und setzte die Versammlung trotz weiterer protestierender Stimmen fort. Armin Jans, Mitglied und ehemaliger SP-Nationalrat, zückte eine Mappe mit an die 100 Unterschriften, die sich für eine ausserordentliche GV und damit eine Verschiebung der Wahlen wie auch der Abstimmung über das Budget 2025 aussprachen. Denn an diesem Abend könne nicht ausreichend Klarheit geschaffen werden, wie es mit der Zukunft des Kunsthauses aussehe.

Graemiger jedoch hielt daran fest, die ordentliche GV nach Plan, also inklusive Wahlen des Präsidiums und des neuen Vorstandes, durchzuziehen. Dafür erhielt sie Zustimmung per Applaus. Zuvor hatte Gramiger nochmal ausgeführt – wenn auch kurz und knapp –, wie es zur Beurlaubung von Matthias Haldemann gekommen war. Demnach hatte man die operative Führung nicht mehr als gewährleistet erachtet, nachdem wiederholte Gespräche mit Haldemann, die seiner persönlichen Entlastung innerhalb des Betrieben hätten dienen sollen, nicht gefruchtet hatten.

«Die Causa Haldemann wird Folgen haben»

Dennoch wurde der Vorstand auch im weiteren Verlauf des Abends wiederholt mit deutlicher Kritik konfrontiert, wie «unwürdig», «unprofessionell» und «menschenverachtend» man den Direktor behandelt habe. Die Mitglieder hätten davon erst durch die Medien erfahren und nicht etwa durch die interne Kommunikation. Das gehe so nicht.

«Die Causa Haldemann wird Folgen haben, juristische wie finanzielle», so das energische Votum des Zuger Kommunikationsfachmanns Beat Holdener mit der Forderung nach einer «kompletten, sauberen Erneuerung» und einem Nein zur Decharge des Vorstandes. Die anschliessende Abstimmung fiel denn auch nur ganz knapp, aber doch zu Gunsten des Vorstandes aus.

Es folgte der umstrittenste Teil des Abends – die Wahl Silvia Graemigers zur Präsidentin und drei neuer Vorstandsmitglieder. Erneut ergriff Armin Jans das Wort. Er unterstrich die Bedeutung der Sammlung Kamm als «Grundpfeiler» des Kunsthauses sowie dessen Erweiterung. Jans führte an, Silvia Graemiger habe durchblicken lassen, dass sie sich die Zukunft des Betriebes auch ohne diese beiden Komponenten vorstellen könne. Graemiger dementierte dies.

Zwei Stimmen aus der Politik

Bevor die GV zur Wahl von Silvia Graemiger über ging, ergriffen mit Kulturvorsteher Stephan Schleiss und Stadtpräsident André Wicki, der vom Grossen Gemeinderat direkt ins Pfarreiheim St. Michael geeilt war, zwei gewichtige Stimmen aus der Politik das Wort. Beide betonten, wie Stadt und Kanton fest hinter der Kultur stünden und diese weiterhin im selben Masse unterstützen und fördern würden. Schleiss äusserte «keinerlei Vorbehalte» gegenüber der zur Wahl stehenden Personen. Und Wicki erwähnte auch eine eigens beauftragte externe Beurteilung des Betriebes, die nun in Form eines Berichts vorliege und dem Stadtrat demnächst präsentiert werde. Der Baarer Gemeindepräsident Walter Lipp indes liess sich in Abwesenheit zitieren, dass seine Gemeinde stolz sei auf die Zuger Kultur und er den neuen Vorstand unterstütze.

Silvia Graemiger wurde im Anschluss – trotz aller Kritik – mit einem deutlichen Mehr zur neuen Präsidentin gewählt, quittiert mit Beifall. Es folgte die Wahl dreier neuer Vorstandsmitglieder, namentlich die Zuger Juristin und ehemaliges Mitglied der Geschäftsleitung Zuger Kantonalbank Petra Kalt, der Naturwissenschaftler und Unternehmer Adrian Beer sowie der Rechtsanwalt Guido E. Urbach. An dieser Stelle ein Votum aus dem Publikum: Urbach arbeite einerseits in derselben Kanzlei wie Vorstandsmitglied Monika Molnar und habe andererseits seinerzeit den wegen Steuerhinterziehung verurteilten Kunstsammler und Financier Urs E. Schwarzenbach vertreten. Das sei mit seiner neuen Funktion im Kunsthaus-Vorstand nicht vereinbar. Schliesslich wurden jedoch alle drei gewählt.

Zentrale Fragen bleiben unbeantwortet

Die Versammlung endete mit einer kurzen Präsentation der aktuellen Erweiterungspläne durch Architekt Oliver Guntli vom Bauforum Zug. Erstmals kamen auch die erwarteten Gesamtkosten auf den Tisch: 36,6 Millionen Franken. Der «etwas sportliche» Zeitplan sieht vor, dass die Bauarbeiten im Frühjahr 2027 beginnen und das erweiterte Kunsthaus Zug im Spätjahr 2029 eröffnet werden kann.

So endete die Generalversammlung der Zuger Kunstgesellschaft 2025 mit vollständig abgehandelten Traktanden, jedoch einigen offenen Fragen. Was geschieht jetzt mit der Personalie Matthias Haldemann? Dass «die Türen noch nicht ganz zu» seien für ihn, wie zweimal zu hören war an diesem Abend, ist wenig aufschlussreich. Auch auf eine Begründung inklusive nachvollziehbarer Rechtfertigung bezüglich des heftig kritisierten Umgangs mit dem beurlaubten Direktor wartete man vergebens. Da dürfte das letzte Wort noch lange nicht gesprochen sein.

Eines aber drang durch: Die Mitglieder der Kunstgesellschaft sind sehr daran interessiert, dass der Betrieb des Hauses auf hohem Niveau zukunftsfähig bleibt. Und letztlich scheint der Grossteil der Mitglieder dem neuen Vorstand Vertrauen entgegenzubringen. (Text: Andreas Faessler)