Die können ja wirklich singen
Musik
Die grösste Schlagerband des Kantons wird am Freitag zehn Jahre alt. Und feiert mit einem vierstündigen Set. Dabei ist das Musikalische nicht die Hauptsache.
Zug – Ob ihr Bandname noch jemanden schockiert - nach zehn Jahren -, das wissen sie nicht so genau: Die Pissnelken sitzen im Proberaum in Cham und üben für das Jubiläumskonzert am Freitag in der Chollerhalle. Und da gibt es einiges zu üben, denn wenn die Pissnelken schon mal singen, dann singen sie gleich vier Stunden lang.
«Die Leute sagen uns manchmal, wir seien komplett verrückt: Eigentlich müsste doch die Band müde werden, und nicht das Publikum», sagt Hilmi Meienberg und schmeisst das Playback an, weil die Instrumentalisten der Band erst in einer Stunde aufkreuzen. Die vier Männer schlagen die Seite mit dem Text in Grossdruck auf und legen los: «Kalkutta liegt am Ganges, Paris liegt an der Seine, doch dass ich so verliebt bin, das liegt an Madleine.» Und man kann nach zwei Sekunden mitsingen, das ist die magische Mechanik des Schlagers, sagt Pädy Meier: «Die sind einfach gut gemacht.» Und fürs Jubiläum haben sie sogar noch etwas tiefer in die Schlagerschublade gegriffen: «Wir haben ein paar Stücke aus den 50ern dazugenommen: Die alten Schlager, die als Filmmusik rausgekommen sind», sagt Meier, und Hubi Zäch ergänzt: «Die hatten musikalisch etwas auf dem Kasten, die Songs wurden für Bigbands komponiert, quasi als Pendant zu den amerikanischen Swing-Soundtracks für Filme.»
Sänger? Das am allerwenigsten
Das klingt schon recht seriös, aber der Eindruck täuscht: Die Pissnelken haben bloss ihre Kostüme noch nicht angezogen, haben noch nicht den Auftrittsmodus angeworfen, und wer sie kennt, der weiss, am Freitagabend wird es irgendwas, aber bestimmt nicht langweilig. Aber jetzt mal ernsthaft: Nach zehn Jahren Schlager - geht einem da die Musik nicht auf den Zeiger? «Gar nicht. Wir hören ja sonst nie Schlager», hält Philippe Koller fest, und Meier sagt: «Ich habe gerade heute auf der Hinfahrt drei Stunden lang Schlager gehört, so als Probe, aber das war auch schon alles.» Und das von der grössten Schlagerband aus dem Kanton, eine, die schon über 120 Gigs gespielt und auch schon interkantonale Achtungserfolge erzielt hat, an der Schlagerparade Chur etwa.
Aber das Musikalische ist bei den Pissnelken nicht unbedingt die Hauptsache: «Wir sind ja auch keine Sänger, das am wenigsten», sagt Koller lachend, und Zäch ergänzt: «Obwohl, es gibt Momente, wo die Leute denken: Die können ja wirklich singen.» Aber das ist nicht der Grund, warum die Pissnelken immer vor vollen Bänken spielen: «Man bucht uns, weil wir eine Partyband sind. Weil wir auf der Bühne wir selber sind und Spass haben.» Kein durchdachtes Programm, kein Regisseur. «Nur wir, und wenn wir gut drauf sind, kann etwas entstehen, mit Running-Gags und Pointen.» - «Und ohne Lampenfieber», fügt Meienberg an, «das ist zum Glück vorbei.» Und jetzt gibts bald ein Album, nach zehn Jahren? «Bestimmt nicht», sagt Meier, «die Pissnelken sind wie der Wein aus den Ferien: Man muss sie live geniessen. Zu Hause ist es nicht dasselbe. (Falco Meyer)
Hinweis10 Jahre Pissnelken. Konzert in der Chollerhalle am Freitag, 27. September, 21 Uhr.