Fast für alle von fast allem ein bisschen etwas

Musik

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Sie haben es geschafft: Dank des nimmermüden Einsatzes von Andreas Graf erklang beim Zuger Huwilerturm das erste grössere Freiluftkonzert des Zuger Sommers. Es spielte ein Quartett aus dem «The Art of Music Ensemble».

Zug – Die Einladung bezeichnete den Anlass als klassisches Konzert. Tatsächlich standen mit der kleinen Nachtmusik, den Jahreszeiten, dem Libertango und «Summertime» weltbekannte Werke von und nach Wolfgang Amadeus Mozart, Antonio Vivaldi, Astor Piazzolla und George Gershwin auf dem Programm. Die Beschränkung auf ein solistisch besetztes Streichquartett führte von Anfang an zu Bearbeitungen, die jedoch mindestens im ersten Teil stimmungsmässig im Bereich der Originale lagen.

Wie Andreas Graf vom organisierenden Verein Concert Nights Zug berichtete, waren mehrere Anläufe nötig, damit das Konzert überhaupt zu Stande kam. Erst verunmöglichten die Coronarestriktionen ein schon im letzten Jahr geplantes Chorkonzert, was die Umstellung auf ein Programm nur mit Streichern veranlasste. Ausserdem war man von dem in den laufenden Sommerferien alles andere als einladenden Wetter abhängig. Ja, am Schluss hatten die Veranstalter dann endlich Glück, denn die Schlechtwetter-Variante in der Michaelskirche wäre nur ein unvollkommener Ersatz gewesen. Die konvex geformte Oberfläche des Huwilerturms sorgte für eine relativ trockene Akustik und eine regelmässige Schallverteilung. So erhielt das auf dem Rasen ziemlich weit verteilte Publikum überall den gleichen Höreindruck.

Mit fast 500 Personen folgte ein erfreulich zahlreiches Publikum der Einladung. Bei sehr angenehmer spätabendlicher Temperatur wurde das Hörerlebnis mitten in der Stadt kaum durch Aussengeräusche gestört. Etwas Toleranz brauchte es nur gegenüber jenen Leuten, die den Anlass als Familienkonzert ohne Alterslimite gegen unten verstanden. Lob verdienten sich die beiden sehr jungen Musikschülerinnen Estelle Presler, Violine, und Lisa Bondareva, Klavier, die den Auftakt spieltechnisch versiert und für ihr Alter erstaunlich souverän gestalteten.

Abgerundeter Gesamteindruck

Innerhalb des Quartetts lag nach der Präsentation und nach der Auswahl der Werke und Bearbeitungen der Schwerpunkt fast immer bei der ersten Violine. Irina Pak wirkte durch die ganze Konzertdauer musikalisch und spieltechnisch überzeugend. Einige Feinheiten gingen allerdings durch die unvermeidliche künstliche Verstärkung verloren, welche den Ton bei allen Instrumenten vor allem in den mittleren Lagen etwas flach erscheinen liess. Wesentlichen Anteil am präzisen und abgerundeten Gesamteindruck leisteten aber auch die nur mündlich vorgestellten Olga Niklikina, 2. Violine, Valentina Prisjak, Viola, und die Cellistin Valentina Dubrovina. Eine zusätzliche Abwechslung brachte das aktuell wieder möglich gewordene Gesangssolo von Tamara Graf bei Gershwin. Vermutlich auch wegen der laufenden Anpassungen an die Rahmenbedingungen bezeichnete der verteilte Handzettel die genaue Konzertabfolge nur unvollkommen. Mit der zweiten Hälfte entfernte man sich mehr und mehr von den klassischen Aufführungsprinzipien. Einige Stücke des ersten Teils wurden wenigstens in der Themenstruktur wiederholt, diesmal aber mit einem E-Sound untermalt, der sie in die Nähe der Unterhaltungsmusik rückte. Dabei mussten sich die vier Streicherinnen zurücklehnen; zeitweise waren ihre Einsätze neben dem Sound kaum mehr hörbar, und sie wirkten wie aus dem Hintergrund.

Die etwas unklare Programmgestaltung führte zu einer gewissen Ermüdung, sodass einige Leute nach fast zwei Stunden Programmdauer das Konzert vorzeitig verliessen. Mit einer weiteren Vivaldi-Überarbeitung wurde dann aber doch ein klarer Schlusspunkt gesetzt. (Jürg Röthlisberger)