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Kunst & Baukultur

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In der Altstadthalle präsentieren Annemarie Waibel und Martin Kaspar Bachmann eine vielfältige Werkschau.

  • Annemarie Waibel und Martin Kaspar Bachmann freuen sich über Besucher. (Bild Mathias Blattmann)
    Annemarie Waibel und Martin Kaspar Bachmann freuen sich über Besucher. (Bild Mathias Blattmann)

Zug – Unübersehbar weist vor dem Eingang eine Gruppe «Pussyhats» auf die aktuelle Doppelausstellung in der Altstadthalle hin, die letzten Samstag mit einer Vernissage eröffnet wurde. Die Frauenfiguren aus Kunststoff von Annemarie Waibel ­tragen alles in Pink, auch die Mützen mit den zwei Katzen­ohren – als Zeichen für weibliche Solidarität und Gleichberechtigung. Bei ihren vielen Skulpturen stehen Frauen und deren Lebenswelt im Mittelpunkt, sinnlich und würdevoll zugleich. Ein Teil davon ist anhand von lebenden Modellen entstanden. «Ich bin Feministin und engagiere mich viel für die Frauen, die mit ihrer Kunst noch heute in Museen massiv untervertreten sind», sagt sie.

Ihre Werke, welche die bildhauerische Schulung erkennen lassen, entstehen spontan in Bronze, Gips, Wachs, Beton und Kunststoff und neuerdings im 3D-Verfahren. «Weil die Bronzeskulptur einen komplizierten Prozess erfordert, modelliere ich zuerst eine Form in Ton, weil sich in dieser Phase das Modell noch verändern lasse. Dass im Foyer die beflügelte Frau in Bronze trotz des schweren Materials so leicht wirkt, begründet sie so: «Neben der äusseren Form möchte ich auch auf das Wesen des Menschen hinweisen. Dies hängt mit meinem Beruf als Psychologin zusammen, den ich parallel zur Kunst weiterhin ausübe.»

In der Ausstellung zeigt sie zudem neue, in zarten Farben gemalte Aquarelle von Frauen in beschwingten Posen: «Das Leben ist wie ein Tanz, durch die Bewegung lassen sich Emotionen ausdrücken.» Die Künstlerin bespielt zusammen mit Martin Kaspar Bachmann die Altstadthalle. Für ihn ist die Doppelausstellung in Zug so­zusagen ein Zurück zu den ­Wurzeln. Der 71-Jährige ist in der Unteraltstadt, nur wenige Schritte von der Halle entfernt, aufgewachsen. Eine kreative Anlage ist ihm zwar in die Wiege gelegt worden, denn sein Vater Baschi war ein bekannter Aquarellist und arbeitete auch mit Ton.

Neugier führt zum Ausprobieren

Aber Bachmann, der heute im Zürcher Oberland lebt, wurde ein sportbegeisterter Lehrer, der durch die Welt reiste und mit der Kamera seine Erlebnisse festhielt. So zeigt Bachmann jetzt stimmungsvolle Landschaftsaufnahmen aus Zug, vom See und St.Verena und vom Oberland, alle in einem speziellen Format: «Mit der Digitalkamera habe ich mehrere Aufnahmen nebeneinander gemacht und so zu einem Panorama vereint. Am liebsten fotografiere ich morgens oder abends, wegen der speziellen Lichtverhältnisse und Stimmungen.» Wie er berichtet, habe er neuerdings eine Flugdrohne mit einer Haselblad-Kamera bestückt, um den Landschaftsaufnahmen noch mehr Reiz abzugewinnen. So seien ihm Panoramas vom Zürcher Oberland gelungen, die er im nächsten Sommer in Bubikon ausstellen werde.

Durch die Partnerschaft mit Annemarie Waibel bekam er Lust, sich an neue Materialien zu wagen. Daraus resultieren kleine Speckstein- und Alabaster-Arbeiten. «In der Coronazeit haben wir so viel geschaffen wie nie zuvor», erklärt Bachmann. Immer wieder bildet er sich an Kursen weiter. So sind erste Aquarelle nach Fotos sowie originelle Fabelfiguren aus Pappmaché entstanden, für die er durch Niki De Saint Phalle inspiriert wurde. Sein Bruder Edi Bachmann sagt an der Vernissage: «Martin Kaspar war ein ambitionierter Sportler und früher oft ein Pionier. Er eröffnete die erste Surfschule in Zug und wurde erster Captain im Golfclub Ennetsee. Das fotografische Talent hat er schon lange in sich getragen. Die kreative Ader hat er von unserem Vater geerbt, sie wurde durch Annemarie Waibel wieder geweckt.» So ist die in Zollikerberg lebende Künstlerin Bachmanns Muse und zugleich seine Mentorin. (Monika Wegmann)

Hinweis
Die Ausstellung von Martin Kaspar Bachmann und Annemarie Waibel läuft bis zum 14. November in der Altstadthalle Zug und ist täglich geöffnet.