Eine Aufführung ohne jeden Makel

Musik

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Armon Caviezel leitet einen gut vorbereiteten Kirchenchor Bruder Klaus und ein stilsicheres Orchester. Ein abgerundetes Konzert, welches Lust auf mehr macht.

  • Die musikalische Feierstunde in der Bruder-Klaus-Kirche in Oberwil am frühen Sonntagabend war «ausverkauft». (Bild Stefan Kaiser)
    Die musikalische Feierstunde in der Bruder-Klaus-Kirche in Oberwil am frühen Sonntagabend war «ausverkauft». (Bild Stefan Kaiser)

Oberwil b. Zug – Das Publikum strömte herein, und schon eine Viertelstunde vor Konzertbeginn war die Kirche Oberwil/Zug bis auf den letzten Platz besetzt. Die Tradition der musikalischen Feierstunde am Jahresanfang hat sich in der Bevölkerung fest verwurzelt. Auch die Aufführung von gestern Abend war beste Werbung für das hoffentlich in einem Jahr wieder stattfindende Konzert.

Es ist kein Zufall, dass die Pastoralmesse in F-Dur, Opus 147, des Österreichers Anton Diabelli (17811858) schon von mehreren Kirchenchören des Kantons einstudiert worden ist. Der musikalische Schwerpunkt liegt ganz eindeutig beim Chor. Das Orchester konzertiert nur an wenigen Stellen selbstständig – etwa beim von Flavio Puntin stimmungsvoll gestalteten Flötensolo des «Incarnatus». Auch die Solisten stehen eher am Rand, was bei der Interpretation in Oberwil aus Platzgründen wörtlich verstanden wurde.

Obwohl sein Name nur ganz klein am untersten Rand des Programms stand, hatte Armon Caviezel weitaus am längsten und intensivsten an der Vorbereitung gearbeitet. Der umfangreiche und teilweise auch anspruchsvolle Notentext wurde vom Kirchenchor Bruder Klaus Oberwil sicher beherrscht. Mit einigen Zuzügern stand ein Klangkörper von rund sechzig Mitwirkenden zur Verfügung. Erfreulich die Ausgewogenheit zwischen den Registern, unter welchen sich der Tenor sonst häufig die Achillesferse von Laienchören – gegenüber den andern Stimmen stets problemlos zu behaupten wusste.

Die Spannung bleibt erhalten

Neben den durchwegs sicheren Einsätzen gelang auch über die ganze Konzertdauer bis auf wenige Ausnahmen eine sehr gute Intonation. Bis zum Schluss spürte man kein Absinken der Spannung, obwohl der Chor durch das ganze Programm zu stehen hatte. Auch in dem als «Ad hoc» bezeichneten Orchester unter der Führung von Romana Pezzani trifft sich Jahr für Jahr ein fester gleicher Kern. Das Zusammenspiel mit dem Chor wirkte bis auf vereinzelte Einsätze präzis, und das Klangverhältnis zum Chor erschien fast immer stilgerecht. Einzige Ausnahme: Die mit drei Celli, zwei Fagotten, Kontrabass und Orgel recht massiv besetzte Bassgruppe übertönte manchmal den Chorbass zu stark. Neben wenigen kurzen Einwürfen überzeugte das Solistenquartett (Maria Gianella, Sopran, Franziska Schnyder, Alt, Georg Fluor, Tenor, und Alvin Muoth, Bass) durch eine in sich abgerundete Interpretation des «Benedictus». Auch im Frauenterzett des «Incarnatus», ergänzt durch die sonst im Chor mitsingende Ann-Kathrin Biagioli, erfreute eine lebendige Gestaltung.

Vorneweg noch andere Werke

Mit rund 45 Minuten Spieldauer liegt die Pastoralmesse selbst bei einem Festgottesdienst an der obersten Grenze dessen, was innerhalb der heutigen Liturgie noch Platz findet.

Für die konzertante Wiedergabe am gestrigen Abend in Oberwil wurden ihr aber einige kürzere Werke vorangestellt. Obwohl mit Michael Praetorius (15711621), Johann Sebastian Bach (1685–1750), Dimitrij Botniansky (1751–1825), John Reading (1677–1764) und William Boyce (1710–1779) dabei fünf Komponisten verschiedener Stilepochen und Nationalitäten zum Zuge kamen, erschien das Programm in sich abgerundet.

Auch im unbegleiteten A-cappella-Gesang wirkte der Chor geschlossen und sehr intonationssicher. Ein Spezialkompliment gebührt dem Pianissimo bei Botniansky.

Prägnantes Trompetensolo

Fünf kürzere Sätze der Sinfonie von Boyce gaben dem Orchester Gelegenheit zu konzertanter Gestaltung zwischen den Streicher- und Bläserstimmen. Zwei Strophen aus der Bach-Kantate «Wachet auf» brachten ein prägnantes Trompetensolo (Gregor Keiser anstelle des Chortenors im Original) und dann jenen vierstimmigen Schlusschor, der auch als Zugabe wiederholt wurde. In der Dunkelheit nicht ganz gelingen wollte der Einstieg mit dem zuerst vom Solosopran, dann vom Solistenquartett und schliesslich vom Chor vorgetragenen weltbekannten Prätorius-Choral «Es ist ein Reis entsprungen». (Jürg Röthlisberger)