Zehn Tage Feuer bis zu 1000 Grad

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

,

Der Ofen des Stampflehmturmes des Ziegeleimuseums in Hagendorn wurde zum ersten Mal angefeuert.

  • Blick in den Ofenturm und letzte Handgriffe des Feuermeisters Gaëtan Rochoux, bevor das Feuer im neuen Ofenturm beim Ziegeleimuseum in Hagendorn entfacht wird. (Bild Mathias Blattmann)
    Blick in den Ofenturm und letzte Handgriffe des Feuermeisters Gaëtan Rochoux, bevor das Feuer im neuen Ofenturm beim Ziegeleimuseum in Hagendorn entfacht wird. (Bild Mathias Blattmann)

Hagendorn – Zum Startschuss des Feuerentfachens begrüsst Stiftungsratspräsident und ehemaliger Kantonsarchäologe Stefan Hochuli die über vierzig Anwesenden im kühlen Innern des Ofenturms. «Es geht hier darum, die Zukunftstauglichkeit von einem historischen Baumaterial und dessen Bautechnik zu erproben», betont Hochuli und fährt fort: «Die wissenschaftliche Bedeutung dieses Projektes geht weit über die Kantonsgrenze. Es wird auch national und international Beachtung finden.» Er bedankt sich bei allen Unterstützenden des Projektes und beim Regierungsrat und Baudirektor Florian Weber für die solide finanzielle Unterstützung des Kantons Zug.

«Es ist mir eine grosse Ehre, ein Jahr nach der Eröffnung des Turms nun auch dieses neue Element des Turms einzuweihen», startet Florian Weber seine Rede. «Architektur beginnt dann, wenn zwei Backsteine sorgfältig zusammengesetzt werden», zitiert der Baudirektor einen der bedeutendsten Architekten des Modernismus des 20. Jahrhunderts Ludwig Mies van der Rohe. Nach der Rede des Regierungsrats gibt Projektleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter des Ziegeleimuseums Hannes Flück Informationen zum Experiment und dem erwarteten Verlauf des Ziegelbrands. In Zusammenarbeit mit Gasser Ceramic, einem industriellen Hersteller von Ziegeln, dürfen für den Burgenverein Graubünden 700 Ziegel gebrannt werden, 200 davon nun im Ofen des Stampflehmturmes in Hagendorn. «Die anderen Inhaltsstoffe des Ofens sind ein halber Kubikmeter Kalk, ungefähr 1500 Backsteine und weitere 1200 Flachziegel», erklärt Flück.

Die Mitarbeitenden haben vor zwei Wochen mit dem Setzen des Ofens begonnen. Hannes Flück informiert, dass der Brand langsam gestartet werden muss, da es in den Ziegeln und Backsteinen noch Restfeuchtigkeit hat. Wenn diese zu schnell erhitzt wird, besteht die Gefahr, dass die Ziegel aufbrechen. «Bei 350 Grad Celsius schwindet das Kristallwasser aus den Ziegeln, bei 573 Grad wechselt der Quarz seine Struktur und bei 750 Grad kann es zu Schwierigkeiten mit dem Kalk kommen», klärt Hannes Flück über die verschiedenen Knackpunkte beim Brandverlauf auf. Schlussendlich erreicht der Ofen eine Maximaltemperatur von 1050 Grad Celsius, bei der die Backsteine und Flachziegel für 12 bis 24 Stunden lang gar gekocht werden müssen.

«Energieeffizienz ist anders»

Damit der Ofenbrand realisiert werden kann, braucht es Holz. Dieses Holz verdankt das Ziegeleimuseum der Vereinigung Wald Zug und allen weiteren Korporationen, die das Holz gesponsert haben. Es werden zwischen 20 und 30 Ster Holz verfeuert werden, was derselben Menge Holz in Kubikmeter entspricht. «Energieeffizienz ist anders», weist Hannes Flück hin. Ein moderner Ziegelofen verbraucht 260 Kilowattstunden pro Kubikmeter. Flück vergleicht den Verbrauch des Ofens in Hagendorn mit einem historischen wiederaufgebauten ähnlichen Ofen im Ballenberg, der 3000 Kilowattstunden pro Kubikmeter Holz benötigt. Da der Ofen während der nächsten zehn Tage rund um die Uhr von zwei Personen in Betrieb gehalten werden muss, stellt die Firma Ineichen AG zwei Container zur Verfügung. In diesen können die Ofen-Brennmeister Peter Brunner und Gaëtan Rochoux sowie alle freiwilligen Helfer schlafen und sind bei schlechter Witterung geschützt.

Anschliessend an Hannes Flücks informativen Ausführungen wird der Ofen zeremoniell von ihm und zusammen mit Baudirektor und Regierungsrat Florian Weber angezündet. Während des Brandes der kommenden zehn Tage finden diverse Veranstaltungen vor Ort statt. (Text von Laurence Ziegler)