Schnelle Finger trotz hoher Temperaturen
Musik
Das Akkordeon-Orchesters Zug-Baar brachte festliche Stimmung und gute Laune in den Baarer Gemeindesaal.
Baar – Bei solch warmen Temperaturen sei das Akkordeonspielen wegen der schwitzenden Finger eine Herausforderung, der es zu trotzen gelte. Das erklärte Cornelia Schmid, Präsidentin des Vereins Akkordeon-Orchester Zug-Baar (AOZB) und Mitglied des Orchesters, vor dem Auftritt mit einem Schmunzeln. «Wir veranstalten in der Regel jährlich zwei Konzerte, nebst dem heutigen Jahreskonzert im Gemeindesaal Baar mit Publikum auch ein Winterkonzert im Pfarreisaal Guthirt Zug im kleinen Rahmen. Ich denke, dass wir auch dieses Jahr ein facettenreiches Konzertprogramm zusammengestellt haben.»
Bereits seit ihrer Vereinsgründung im Jahre 1937 frönen die Mitglieder des AOZB der Akkordeonmusik, deren Entstehung bis ins Jahr 1829 in Wien zurückreicht. Beim Spielen des Instruments wird der Klang durch die Luft mittels Zusammendrückens und Aufziehens des Balgs über Stimmzungen erzeugt. Heute besteht der AOZB aus 13 aktiven Mitgliedern (12 Frauen und ein Mann), das Durchschnittsalter beträgt 62 Jahre.
Cornelia Schmid sagt: «Wie die meisten Akkordeon-Orchester in der Schweiz kämpfen auch wir mit den Mitgliederzahlen. Dennoch leben wir das Vereinsleben bewusst, nach jeder Probe wird gemeinsam angestossen.» Faszinierend am Akkordeonspiel finde sie die Vielfalt der Musikstücke. Ausserdem habe man mit dem Dirigenten Sergej Simbirev ein wahres Musikgenie in den eigenen Reihen: «Sein umfassendes und tiefes Verständnis für die Musik gibt er uns Hobbymusikern leidenschaftlich weiter, wovon wir sehr profitieren.»
Das Wetter ist ebenfalls ein Thema
Mit einem warmen Applaus begrüsste das zahlreich erschienene Publikum das Orchester und den Dirigenten, als dieses im Baarer Gemeindesaal die stimmungsvoll beleuchtete Bühne betrat. Der Moderator Urs Roth-Cuony klärte die Gäste zunächst über das musikalische Programm auf – die aufgeführten Operetten stammten vorwiegend aus der Zeit des Übergangs vom 19. ins 20. Jahrhundert. Traditionellerweise würde auch je ein Werk der Gründungsväter des AOZB, Dieter Schmitz und Jörg Draeger, vorgetragen.
Mit festlichen Klängen wurde daraufhin unter der virtuosen Leitung von Sergej Simbirev das Konzert eröffnet. Das Publikum verschmolz mit der Musik, die sehr vielseitig daherkam. In der Komposition «Amor Tango» des Vaters Renzo mit seinem Sohn Mario Milani paarten sich traditionelle mit innovativen Aspekten. Die Komponisten hatten mit der Melodie ein Bild zu erzeugen versucht, in dem sich zwei unbekannte Menschen in Harmonie tanzend zusammenfinden. «Nord-Föhn» des Komponisten Dieter Schmitz griff das Wechselspiel des Wetters auf, wobei unter der Leichtigkeit der Musik eine unterschwellige Spannung schlummerte.
Vor der Konzertpause mit Tombolaspiel führte Sergej Simbirev am Klavier zusammen mit vier seiner jungen Musikschüler (drei am Akkordeon und einer am kistentrommelähnlichen Cajon) serbische Volkstänze (Kolo) auf. Spielerisch animierte er seine Schüler, stetig schnellere Balkanmelodien zu spielen, die sichtlich gefordert, aber mit einem Lächeln auf den Lippen gemeinsam mit ihrem Lehrer den Saal mit Lebensfreude und guter Laune füllten.
Auch der zweite Programmteil nach der Pause vermochte das Publikum zu begeistern. Die anspruchsvolle Operette «Die Fledermaus» von Johann Strauss verlangte vom Orchester schnelle Finger, und «Lensky’s Aria» von Tschaikowsky zog jede und jeden im Saal in ihren Bann. Umso mehr, weil der Gastsänger Ilja Chagalov dieses Stück mit ausdrucksstarker Stimme und emotionaler Ausstrahlung vortrug.
Nach dem Konzert verliess das Publikum glücklich und erfüllt den Saal – der eine oder andere dürfte sich mit dem Akkordeonmusik-Virus angesteckt haben. (Text: Nils Rogenmoser)