Max Huwyler hat die Welt der Wörter verlassen

Literatur & Gesellschaft

,

Am Wochenende ist der Zuger Schriftsteller Max Huwyler gestorben. Er wird im hiesigen Kulturleben fehlen.

Zug – Wie gestern seitens der Familie zu erfahren war, ist Max Huwyler am vergangenen Wochenende mit 91 Jahren in seinem Daheim in Zug gestorben. Wie sein Sohn Bernhard Huwyler sagt, habe ihn die Familie die letzten Tage begleitet, und er sei «sanft und friedlich eingeschlafen». Bis fast zuletzt nahm Max Huwyler am öffentlichen Leben teil.

Wer ihn in der Stadt traf – allein oder mit seiner Frau Mo­nika –, dem begegnete er freundlich und liebenswürdig. Genauso nahm Huwyler das Geschehen rund herum wahr und fasste es in kurzweiligen Texten und Gedichten zusammen, in Hochdeutsch oder Mundart. So bleiben uns jetzt die Erinnerungen an ihn in seinen vielen Büchern erhalten: Es sind Geschichten und Lebensweisheiten voller Schalk – und doch tiefsinnig.

In der Schweizer Kulturlandschaft nahm der in Zug aufgewachsene Max Huwyler wegen seines vielseitigen Schaffens einen besonderen Platz ein. Es begann in seiner Zeit als Sekundarlehrer im Kanton Zürich. Als Mitautor verfasste er damals das Lehrmittel «Welt der Wörter», weiter schrieb er Texte über Zürich, für Kinder, Schultheater, Kabaretts sowie Radio DRS und übersetzte Werke von Canetti und Grass. Er habe damals viel bewegt und sich auch kulturell engagiert, erzählte er einmal.

Max Huwyler hat erst 1981 mit 50 Jahren den ersten Gedichtband «Würfelwörter» veröffentlicht. Später folgten unter anderem «Föönfaischter», «De Wind hed gcheert» und «Jakobs Auswanderung». Seine Gedanken oder der Klang der Worte beeinflussten die Texte, und es ist ihm gelungen, in den Gedichten mit wenigen Worten viel zu sagen. Und: Arbeit war für ihn das Schreiben nie.

Sein schriftstellerisches Wirken wurde breit gewürdigt: Er erhielt den Schweizerischen Jugendbuchpreis, den Preis der Schweizerischen Schillerstiftung und den Anerkennungspreis des Kantons Zug, den Innerschweizer Medienpreis, den Zonser Hörspielpreis und noch 2018 den Ehrenpreis der Kulturschärpe Zug.

«Das poetische Gewissen Zugs»

Der Zuger Kunstschaffende Remo Hegglin schreibt: «Ich erinnere mich an viele wunderbare Begegnungen und Gespräche mit Max Huwyler. Diese waren geprägt von feinen, präzisen Beobachtungen. Auch in kleinen Dingen fand er Geschichten und Erzählenswertes. Das hat mich fasziniert und inspiriert. Die Liebe für das Unscheinbare, Kleine, auch Absurde hat uns bald verbunden. Vieles in Zug – seinem Mikrokosmos – wird mich an Max erinnern.»

Für Theres Roth-Hunkeler, Präsidentin der Literarischen Gesellschaft Zug, war Max Huwyler einer, der die Dinge auf den Punkt brachte. Seine Art, auf die Welt und seine engste Heimat zu schauen, zeigte ihn als Poeten durch und durch. «In seinen Gedichten zeigte er sich als Meister der Verknappung, ein Lakoniker mit einem nachsichtigen Blick für Menschliches, einem unerbittlichen Blick für Ungerechtes und Lusches. Dabei bewegte er sich lyrisch in der Hochsprache und im Zuger Dialekt mit einer Sicherheit und einem Instinkt, auch für politisch brisante Themen.» Als profunder Kenner der Region Zug und ihrer Geschichte habe er sich nicht gescheut, Missstände beim Namen zu nennen. «Dadurch war er für mich eine Art poetisches Gewissen Zugs.»

Was nicht heisse, dass er ein Lokaldichter war, sicher nicht. Er sei in der Schweizer Literaturszene wahrgenommen worden und habe mit Künstlern und Musikern zusammengearbeitet.

Als langjähriger Präsident der Literarischen Gesellschaft Zug habe Max Huwyler insbesondere Schweizer Autorinnen und Autoren nach Zug gebracht. «Literaturvermittlung für ein Publikum jeden Alters lag ihm als Pädagoge und Autor am Herzen. Sein allerletztes Gedichtbändchen trägt den Titel ‹ich habe ein gedicht geträumt›.»

«Lieber Max. Träume du nun weiter, wir leben in der Gewissheit ‹Öppis isch immer›, wie ein anderer Lyrikband von dir heisst.» (Text von Monika Wegmann)