Eine etwas spezielle Busfahrt
Theater & Tanz
Das Theater Baar wagt heuer etwas Neues, indem es zu einer Extrafahrt einlädt – und die ZVB spielt mit.
Baar – Bei einem oder mehreren Bieren kam drei Mitgliedern der Theatergruppe Baar die Idee, einmal etwas ganz Neues zu wagen und das Publikum zu überraschen. Ja, warum nicht in einem Bus spielen – doch wie sollte das gehen? Dafür brauchte es die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB), ein neues Theaterstück und für diese Ausnahmesituation einen Regisseur. Der Autor Paul Steinmann war bereit zum Schreiben und empfahl Peter Zimmermann für die Regie.
Und so kam die Theatergesellschaft zum neuen Stück «Extrafahrt – Im Bus durch Baar by Night», das heitere und besinnliche Szenen enthält und sehr unterhaltend ist: Am Samstag war Premiere.
Pannen und komische Gestalten
Gespannt warten die Gäste im reformierten Kirchgemeindehaus auf den Start der Tour durch Baar. Als Reiseleiterin Sarah Barandun (gespielt von Jeannine Lütolf) alle begrüsst, stürzt der Chauffeur Martin Kauer (Thomas Inglin) herein und ruft erbost, er könne nicht fahren, er habe Hochzeitstag. Dabei hat er das Datum verwechselt.
Endlich geht es los, es ist dunkel, die Sicht ist klar und der Vollmond scheint. Doch der Historiker (Rafael Casaulta als Ersatz für den erkrankten Klaus Hengstler) verspätet sich und schafft es gerade noch. Durch ihn erfahren die Gäste von historischen Ereignissen von der Früh- bis in die Neuzeit.
Plötzlich weist die Reiseleiterin nach draussen, weil einige Kelten im Oberdorf gerade eine Grabzeremonie durchführen. Unterwegs sorgt der inzwischen angesäuselte Martin Kauer für Unruhe. Die Reiseleiterin versucht tapfer, die Pannen wegzulächeln.
Am Friedhof steigen vier mysteriöse Gestalten ein. Sie verteilen sich im Bus und halten Rückblick auf ihr Leben – und regen zum Nachdenken an. Tiefgründig geht es um Geld, Zeit, Leben, Tod und die Frage: «Was ist wichtig?»
Vollends schräg wird die Szenerie am Lorzentobel, als zu sphärischen Klängen vier schwarz gekleidete Aliens zusteigen und drohend den Untergang der Erde ankündigen. Glücklicherweise ist das Ziel nahe.
Der grosse Applaus galt zuletzt dem ganzen Team, inklusive der vier Geheimnisvollen Nartano Kottmann, Bianca Schilter, Vreni Dossenbach und Marcel de Sepibus. Sie alle haben die schwierige Situation im fahrenden Bus glänzend gemeistert. Beifall erhielten auch die Statisten am Rande der Tour – und natürlich der ZVB-Busfahrer.
Alle Tickets innert Kürze weg
Peter Zimmermann, der Erfahrungen als Schauspieler und Regisseur mitbringt, sagte: «Geprobt haben wir in nur sieben Wochen, im Busdepot und in der Schrinerhalle.» Es sei nicht einfach gewesen, alle Zuständigkeiten zu klären, doch die ZVB habe sich sehr zuvorkommend gezeigt.
Wegen des Spiels im Bus sei er zuerst skeptisch gewesen. «Es war mutig von den Darstellern, einmal nicht auf der Bühne zu spielen. Für mich ist das eher ein Experiment.» Nachher sagte die strahlende Präsidentin Jeannine Lütolf: «Auch für uns alle war das ein Experiment und Abenteuer. Vor allem, weil man viele Faktoren nicht kannte. Doch die erste Anfrage bei der ZVB verlief positiv, man war dort offen und interessiert. Wir waren dankbar, dass sie uns als Kooperationspartner so gut unterstützt haben.»
Hinter dem Projekt stecke eine grosse Organisation, sagt Lütolf: «Das Timing mit dem Busfahrplan musste für unsere Tour stimmen. Die drei ZVB-Busfahrer, die mitmachen, freuen sich auch. Es brauchte dazu ein passendes Theaterstück, das Paul Steinmann innert kurzer Zeit lieferte, aber aufgrund der speziellen Vorgaben überarbeitet werden musste. Denn es ist ein Unterschied, ob das Stück auf der Bühne oder eben in einem fahrenden Bus gespielt wird. Auch die Technik für Musik und Durchsagen war gefordert. Es war eine riesige Herausforderung für uns alle.»
Und es ist ein Erfolg: Für das neue Stück, das bis 26. November gespielt wird, sind alle Aufführungen ausverkauft. (Text von Monika Wegmann)