Die Natur steht bei der Sinser Künstlerin im Zentrum

Kunst & Baukultur

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Das Kunsthaus Zug mobil gastiert derzeit im Brüggli in Zug. Die Ausstellung ist Annemie Lieders vielfältigem Werk gewidmet.

  • Die Sinser Künstlerin Annemie Lieder stellt ihrer Werke im Kunsthaus-Container aus. (Bild Matthias Jurt)
    Die Sinser Künstlerin Annemie Lieder stellt ihrer Werke im Kunsthaus-Container aus. (Bild Matthias Jurt)

Zug – Grün und Natur pur: Der aktuelle Standort des Kunsthaus-Containers im Brüggli in Zug passt ideal zu den Werken der Sinser Künstlerin Annemie Lieder. Draussen grüne Wiesen, alte Bäume und das Seeufer – drinnen feine Zeichnungen, Aquarelle und ein gewobener Bildteppich mit einem abstrakten Motiv. Die tiefe Verbundenheit mit der Natur ist die Quelle des vielseitigen künstlerischen Schaffens von Annemie Lieder (72), dies zeigt die am vergangenen Freitagabend eröffnete Ausstellung. Der Grösse des Containers entsprechend sind mehrheitlich kleinformatige zeichnerische und textile Arbeiten aus verschiedenen Jahren zu sehen, auf denen sie ihre Natureindrücke künstlerisch vermittelt.

Mit fein gespitzten Blei- oder Farbstiften setzt sie das Unscheinbare, beispielsweise Fundstücke wie Federn, alte Borken oder mit Flechten und Moosen bewachsene Aststücke detailgetreu und ästhetisch auf Papier in Szene oder kombiniert die Originale zu einem Ensemble für die Vitrine. «Das mit Farbstiften gezeichnete Sujet des Borkenkreises ist nur wenige Stunden vor der Ausstellung fertig geworden», erklärt Annemie Lieder und lächelt, die Freude ist ihr anzusehen. Aber auch Teile von alten Spitzen, die, wie sie sagt, von ihrer Familie stammen, finden sich unter den gemalten Motiven oder als originale Fragmente.

An der gut besuchten Vernissage zeigte sich Kunsthaus-Direktor Matthias Haldemann sehr erfreut, dass das Mobil nach längerem Unterbruch wieder im Einsatz steht. Die Ausstellung mit Annemie Lieder habe im letzten Jahr verschoben werden müssen: «Jetzt ist sie Realität, an einem schönen Ort und Tag. Es ist der 38. Halt, und noch nie war das Mobil zweimal am selben Ort.» Es habe inzwischen einige Abenteuer hinter sich, im In- und Ausland. Mit dem Mobil könne das Kunsthaus verlassen und draussen Menschen angesprochen werden, die nicht so in die Museen gingen.

Die Ausstellung wurde kuratiert vom wissenschaftlichen Volontär Sandro Weilenmann, der dem Publikum die in Luzern ausgebildete Textilkünstlerin näher vorstellte. Inzwischen sei ein facettenreiches, vielfältiges Werk entstanden aus unterschiedlichen Materialien. Dazu gehörten fragile Aquarelle, Objekte aus der Natur und textile Fragmente.

Technik durch Routine und Geduld

Der Kurator würdigte insbesondere die «extra strenge Detailtreue» bei den Zeichnungen der Objekte. Sie suche andere Dinge für die Porträts, die von uns vielleicht übersehen würden. Auch die Spitzenteile seien nicht mehr perfekt, manchmal seien nur noch einige Fäden übrig geblieben. Besonders hob Weilenmann die Idee der Künstlerin hervor mit alten Handschuhen, die durch ihre Intervention zum Kunstwerk umfunktioniert, auf weibliche Persönlichkeiten hinweisen: «Sie verbindet Fragmente mit dem Blick zurück. Ihre Technik ist nur möglich durch Routine und Geduld.» Er ergänzt: «Annemie Lieder schlägt eine andere Sicht auf die Natur vor.» Es gehe nicht um einen einzigartigen Blick. Sie erinnere an den Prozess, dass sich die Umwelt ständig verändere, und wir vielleicht einen neuen Blick suchen müssten.

Und auch das passte mitten in der Natur: Der Apéro wurde auf dem nebenan stehenden und inzwischen sanierten Holzsteg des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata angerichtet. (Text von Monika Wegmann)

Hinweis

Bis 2. September bleibt das Kunsthaus Zug mobil im Brüggli. Daneben finden am 26. August, 16 bis 17.30 Uhr, gratis Skizzierübungen in Anwesenheit der Künstlerin statt. Anmeldung: sandro.weilenmann@kunsthauszug.ch. Finissage, Sonntag, 3. September, 16 bis 16.30 Uhr.