Zwischen Ökihof und Cordon bleu

Theater & Tanz

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Einen abwechslungsreichen Abend bot die Gruppe Improphil in der Chollerhalle. Der Grenzbereich zwischen vorbereiteten Stücken und Improvisation gefiel.

  • Theatersport Improphil auf der Bühne in der Chollerhalle Zug: Es gab die Teams Blau und Rot. Das Publikum konnte nach jeder Darbietung Punkte vergeben. (Bild Roger Zbinden)
    Theatersport Improphil auf der Bühne in der Chollerhalle Zug: Es gab die Teams Blau und Rot. Das Publikum konnte nach jeder Darbietung Punkte vergeben. (Bild Roger Zbinden)

Zug – Auf der Bühne stand die Gruppe Improphil mit einer Produktion «Theatersport», die neben drei Gastspielauftritten 5-mal in Zug und 6-mal in Luzern aufgeführt wird. Das Publikum in der voll besetzten Chollerhalle Zug erhielt zwei kleine Karten, eine mit dem Logo und den Kontaktdaten, die andere auf der einen Seite rot auf der andern blau, um in verschiedenen Nummern von den zwei Gruppen Rot und Blau jeweils den «Sieger» zu bestimmen. 

Bei einmaligem Miterleben war schwer feststellbar, wie weit sich das Gebotene nach einem festen Programm richtete. Schon als Auftakt fand die Moderatorin Anna Steiner sofort den Kontakt zum jungen Publikum. Dieses hatte in der Folge mündlich und auf Zetteln auch schriftlich immer wieder Stichworte zu liefern, die den Fortgang der von Gedankensprüngen durchsetzten Handlung bestimmen sollten. Damit mimte man eine völlig freie Improvisation. Die Moderatorin wählte aber unter den eingebrachten Gedankenfetzen stets die passenden aus, sodass doch wohl überwiegend einigermassen vorbereitete Szenen erschienen.

Striktes Fehlen von Requisiten

Zum Konzept gehörte das strikte Fehlen von Requisiten irgendwelcher Art. Die Schauspieler waren zwar mit am Körper befestigten Mikrofonen ausgerüstet, was die Sprachverständlichkeit sicher entscheidend erleichterte. Die Tontechnik verzichtete aber in den meisten Fällen auf zusätzliche Verfremdungen. Auf dem E-Piano schuf Andreas Meili einen diskreten und nie aufdringlichen Klangteppich. Mit durchgehend ähnlicher Registrierung stand er stimmungsmässig selten im Mittelpunkt des Geschehens. 

Die vier Hauptdarsteller wurden zu Beginn in zwei Gruppen aufgeteilt: Rot (mit Reto Bernhard, gleichzeitig auch Regisseur, und Monika Nänni) und Blau (Martina Schütze und Randolf Lindt). Nach jeder grösseren Sequenz hatte das Publikum durch Heben der farbigen Karten zu wählen, welches der beiden Schauspielerpaare jetzt die bessere Leistung gezeigt hatte. Die Beurteilung blieb natürlich immer subjektiv, nicht zuletzt deswegen, weil sich die Paare in einem Grossteil der Szenen auch vermischten, und weil sie fast immer recht unterschiedliche Aufgaben anzugehen hatten.

Meist dominierten vergnügliche Momente, etwa mit der plötzlichen Verliebtheit im Ökihof, beim Gesang um das Cordon bleu, der schliesslich auch die Vegetarierin überzeugte, bei reichlich seltsamen Prüfungsbedingungen für den Erwerb des Yoga-Masters oder des Fahrausweises. Für weitere Sequenzen bestand der Dialog aus lauter Fragen, oder die Aussagen mussten nach dem Abc geordnet werden. Zusätzliche Mitwirkung des Publikums brachte die Szene mit einem jungen Paar in der Finanzklemme (Gruppe Rot), wo man beim Stocken des Dialogs die allerdings auf der Hand liegende Fortsetzung zu ergänzen hatte. 

Makabre Szene

Wesentlich mehr Witz versprühte das Gespräch des diesmal bewegungsunfähigen Paares Blau, das von zwei aus dem Publikum auf die Bühne geholten Leuten bewegt wurden. Nicht immer dominierten gemütvolle Aspekte: Humoristisch verstanden wurde auch die makabre Szene mit dem Auftauchen des fünf Jahre zuvor durch einen Dolchstich ermordeten Schwiegervaters.

Die Abstimmungsresultate waren eigentlich Nebensache. Nachdem die Gruppe Blau zeitweise mit fast der doppelten Punktzahl geführt hatte, gelang – mit gütiger Mithilfe der Moderatorin (?) – ganz am Ende doch noch der Gleichstand. Dies war Anlass genug, den kräftigen Schlussapplaus mit jener Zugabe zu erwidern, welche die gespielten Szenen in stark verkürzter Version noch einmal aufleben liess. (Jürg Röthlisberger)