Himbeerrot und flatterhaft ins neue Jahr

Musik

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Pünktlich zu Neujahr liessen Les Papillons die Töne nur so hüpfen die Gehörgänge wurden durchgepustet und die Gemüter erhellt. 2015, wir kommen.

  • Eine farbintensive Erscheinung: Michael Giertz am Piano und Giovanni Reber an der Geige servierten in Baar einen kunterbunten Stilmix. (Bild Stefan Kaiser)
    Eine farbintensive Erscheinung: Michael Giertz am Piano und Giovanni Reber an der Geige servierten in Baar einen kunterbunten Stilmix. (Bild Stefan Kaiser)

Baar – Zwei schöne Männer in Himbeerrot, und dann sind sie auch noch musikalisch was für ein schillernder Start ins neue Jahr. Die Gemeinde Baar hat zum Neujahrsapéro geladen und dazu Les Papillons auf die Bühne gebeten. Das Publikum ist begeistert: Pianist Michael Giertz und Violinist Giovanni Reber dürfen erst nach gut anderthalb Stunden und drei Zugaben wieder hinter den Vorhang flattern, die leuchtend roten Frackschösse verschwinden so traumschnell, wie sie aufgetaucht sind. «Wir schaffen Bilder», sagt Pianist Michael Giertz, und da hat er Recht. Schöne Bilder – Hand in Hand mit einem verrückten Ritt durch die Musikgeschichte. Vivaldi und Mozart, Janis Joplin und The Prodigy: Für Les Papillons ist das keine Mission Impossible, sondern ein Vergnügen.

Ein Nischenprodukt

«Patchwork-Classics» heisst das neue Programm der beiden Basler, mit dem sie vergangenen November in Winterthur gestartet sind. Untertitel: «Die Jagd nach Ohrwürmern im Notenwald der Musikgeschichte ist wieder eröffnet». Man biete ein Nischenprodukt für ein breites Publikum, findet Michael Giertz. Im Gemeindesaal in Baar lauscht an Neujahr in der Tat Alt und Jung den virtuosen Musikern. Und während auf der Bühne die Töne nur so hüpfen, rattert es vermutlich in den Köpfen des Publikums: Komponist? Melodie? Popsong? Kirchenlied?

Giovanni Reber, 33 Jahre, blonder Pferdeschwanz, die Klassik im Profil. Michael Giertz, 48 Jahre, dunkle Locken, die Komik im Gesicht. Der eine dreht sich um die eigene Achse, der andere turnt am Klavier. Verträumtes von Vivaldi. Dann findet man sich in der Kirche wieder: Lobe den Herrn. Blauer Nebel. Etwas Jazz. Trauer: «You are so beautiful to me» Solo am Piano. Und nun: die Liebe. «Das Thema kennen die meisten von uns», so die zwei Herren in Himbeerrot. Gestartet wird mit den Blues Brothers und «Everybody …» Die Violine setzt sich frech in Szene, der Rhythmus springt. Und schwupps: Schon ist man bei Umberto Tozzi und «Ti amo». Eine Violine und ein Piano: Hier wird selbst die Liebe lustig.

Vom Barock zu den Village People

Violett das Licht, dann blau. Janis Joplin und mit ihr Rebers Violine erobern sich ein weiteres Stück der Zuhörerherzen. Zwischendurch ein kleines Schlaflied. Es folgt ein Duett auf zwei Geigen. Das ist schnell und erinnert an Pete Seeger. Folk und Feuer. Abschliessend wird es fulminant: Die beiden Musiker springen von Johann Pachelbels barockem Kanon zu den Village People und «Go West». Von Dschingis Khan zur russischen Hymne: «Moskau, Moskau die Ukraine ist ein schönes Land, nehmen wirs in unsre Hand …» Rachmaninow und The Prodigy. James Bond und «Einigkeit und Recht und Freiheit». Wahnsinn und Wortwitz. Die Geige spielt die Kriegssirene. Das Piano schliesst den Frieden: «This is a man’s world».

«Es guets neus Jahr», rufen Giovanni Reber und Michael Giertz ins Publikum. Gemeindepräsident Andreas Hotz schliesst sich dem an. Rund 70 Titel aus Klassik, Rock, Pop usw. haben Les Papillons zu Gehör gebracht. «120 waren zu Beginn im Pool», erzählt Giovanni Reber. Man mache Listen, sammle Noten, sortiere in Kategorien. Während Giovanni Reber privat eher Funk und Soul mag, bevorzugt Michael Giertz Klassik und Rock. Da kommt einiges zusammen. Und auch wenn man die vielen angespielten Stücke nicht gleich erkennt Spass machen sie trotzdem. Einmal habe man in einer Kinderkrippe gespielt, erzählt Giovanni Reber: «Die haben zugehört, die ganze Zeit. Bei der Pippi-Langstrumpf-Melodie haben sie dann breit gelächelt.» (Susanne Holz)