Wenn Kühe vor die Richter treten

Brauchtum & Geschichte

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Die Viehzuchtgenossenschaft Menzingen wurde vor 111 Jahren gegründet. Das soll an der Viehausstellung mit der ganzen Bevölkerung gefeiert werden.

  • Die Tiere werden für die Auffuhr zur Ausstellung geschmückt, wie etwa hier bei der letzten Viehausstellung in Menzingen. (Bild PD)
    Die Tiere werden für die Auffuhr zur Ausstellung geschmückt, wie etwa hier bei der letzten Viehausstellung in Menzingen. (Bild PD)

Menzingen – 320 Tiere der Braunviehrasse werden an der Menzinger Viehausstellung, die morgen Samstag im Werkhofareal stattfindet, präsentiert (siehe Box). Schön zurechtgemacht, selbstverständlich. Immerhin wünscht sich jeder einheimische Bauer, dass eine seiner Kühe «Miss Menzingen» wird. «Die Tiere werden von zwei Richtern rangiert und kommentiert», erklärt Thomas Staub, Mitglied der Viehzuchtgenossenschaft Menzingen, die die Ausstellung organisiert. «Die schönste Kuh auf dem Platz erhält schlussendlich den Titel Miss Menzingen.» Vielleicht gehört auch eine seiner Kühe dazu, denn Thomas Staub wird an der Ausstellung ebenfalls teilnehmen.

Längst steht bei der Ausstellung nicht mehr der Handel von Vieh im Vordergrund. «Viel mehr geht es darum, die Freude für die Tierzucht zu fördern», erklärt Staub. Zudem könne der Stand der Zucht gezeigt werden und der Bevölkerung die Landwirtschaft und die Tierhaltung präsentiert werden. «Für die Züchter sind es aber nach wie vor eine Plattform und auch ein Wettbewerb untereinander.» Ziel sei es, die ganze Bevölkerung miteinzubeziehen. «Es gibt eine grosse Festwirtschaft, einen Streichelzoo sowie einen Sandhaufen für die Kinder.»

Zuchtvereine haben sich zusammengeschlossen

Mit der Ausstellung wird zudem ein Jubiläum gefeiert: Seit 111 Jahren kümmert sich die Viehzuchtgenossenschaft Menzingen um die regionalen Züchter und ihre Tiere. Viel hat sich seit der Gründung 1908 verändert. Kaum eine Kuh wird heute noch direkt von einem Stier befruchtet. Stattdessen ist der «Köfferli-Muni» unterwegs – der Besamungstechniker ist für die künstliche Befruchtung der Rinder und Kühe zuständig. Praktisch unverändert hingegen seien die Grundsätze der Tierzucht, wie Thomas Staub erklärt: «Das Exterieur der Tiere wird benotet, die Milchleistung und die Milchinhaltsstoffe werden gemessen und die Abstammung über Generationen festgehalten.» Politische Veränderungen, vor allem der liberalisierte Milchmarkt, verschärften hingegen die Situation vieler Bauern. Es gibt immer weniger Milchbauern. Das ist auch bei der Menzinger Genossenschaft spürbar: Von einst 50 Mitgliedern und fast 1000 Herdebuchtieren sind heute noch 23 Mitglieder mit 680 Tieren registriert. Auch der Braunviehzuchtverein Finstersee falle dem Strukturwandel zum Opfer, so Staub. Die übriggebliebenen Züchter schliessen sich der Menzinger Viehzuchtgenossenschaft an. Diese erhöht die Mitgliederzahl dadurch auf 28. «Ziel des Vereins ist es, den Kontakt und Austausch unter Züchtern zu ermöglichen und fördern.» An der Ausstellung soll das auch der breiten Bevölkerung gezeigt werden. (Carmen Rogenmoser)