Höllgrotten erwachen aus Winterruhe
Dies & Das
Ob «Dom» oder «Zauberschloss» die Tropfsteinhöhlen im Lorzentobel sind wieder bereit für Touristen. Im Winter hatte der Unterhalt Priorität.
Baar – Kühl und dunkel ist es in der Höhle. Die Augen müssen sich erst ans Licht gewöhnen. Doch dann erkennt man die Schönheit der Tropfsteinhöhle. Es rauscht und tropft, und sogar ein kleiner Frosch hüpft über den feuchten Steinboden. Seit über 150 Jahren empfangen die Höllgrotten nun Besucher. Nach der fünfmonatigen Winterpause öffnen sie am 1. April wieder ihre Tore.
Die 6000 Jahre alten Grotten sind in Europa einzigartig. Anders als andere Tropfsteinhöhlen entstanden sie während einer relativ kurzen Zeit in rund 3000 Jahren. Das kalkhaltige Wasser der Umgebung sickerte durch den porösen Tuff in die Hohlräume der Grotten. Beim Abtropfen des Wassers von der Decke entstehen die hängenden Stalaktiten, beim Auftropfen auf den Boden die emporragenden Stalagmiten. Diese Tropfsteine bilden skurrile Formen und Gebilde. So lassen sich in einer kleinen Nebenhöhle mit etwas Fantasie Schneewittchen und die sieben Zwerge oder in einer anderen Höhle eine grosse Schildkröte erkennen.
Die Grotten als Besuchermagnet
Entdeckt wurden die Grotten 1863 von Joseph Leonz Schmid. Er baute im Lorzentobel den abgelagerten Tuff ab. Dieser liess sich aufgrund seiner Porosität und Leichtigkeit gut schneiden. Der Tuff wurde insbesondere für die Auskleidung von Eisenbahntunneln verwendet. «Er erkannte den touristischen Wert der Höhle sofort. Natürlich auch, weil zu dieser Zeit der Tourismus einen Boom erlebte und Tropfsteinhöhlen eine Attraktion waren», erklärt Schmids Ururenkel Heini Schmid, Geschäftsleiter der Familienstiftung. Die Idee der touristischen Nutzung wurde von Generation zu Generation weitergegeben. So kam es, dass die Grotten seit 1887 öffentlich zugänglich sind. Heute besuchen bis zu 50 000 Gäste pro Jahr die Höhlen. «Hauptsaison ist im Juli und im August. Die angenehme Kühle der Höhlen lockt viele Besucher an», sagt Schmid.
Geologische Absicherung
Während rund fünf Monaten bleiben die Tropfsteinhöhlen über den Winter geschlossen. In dieser Zeit finden diverse Unterhaltsarbeiten statt. Jedes Jahr werden die Höhlen und ihre Gänge und Stollen geologisch untersucht und getestet. Heuer musste ein Tunnel mit einer Schutzgalerie aus einem Drahtgeflecht ausgebessert werden. «Das Stahlnetz wurde mit zwei bis drei Meter langen Verankerungen befestigt. Das ist schon beeindruckend», meint Schmid. Was ebenfalls immer vor der Eröffnung anstehe, sei die Ausbesserung der Wege sowohl innerhalb des Höhlensystems wie auch ausserhalb.
Die Felsen werden aussen ausgesäubert. «Dafür kommt extra das Team der Unterhaltsgruppe der Nationalstrassen Uri vorbei. Diese putzen sonst die Felsen der Axenstrasse», erklärt Schmid. Die LED-Beleuchtung, die die Höhlen seit 2012 ausleuchtet, bräuchte hingegen fast keinen Unterhalt. Auf diese Beleuchtung und das dazugehörige Tonkonzept ist Schmid besonders stolz. «Die Besucher werden auf die interessanten Stellen und Formationen aufmerksam gemacht, ohne durch die Musik gestört zu werden.» Das Tropfen und Rauschen im Hintergrund höre man immer noch, beschreibt er das Konzept.
Märchen und Klangschalen
«Nach der Winterpause sehen die Grotten wieder ganz frisch aus. Einfach irgendwie unverbraucht», erklärt Schmid. Er gehe generell lieber am Morgen in die Grotten als gegen Abend. Die Stimmung sei ganz anders, als wenn schon Tausende Leute durchgelaufen seien.
Auch in diesem Jahr gibt es neben Führungen diverse Veranstaltungen im Höhlensystem. Wie schon im letzten Jahr werden wieder Märchen vorgetragen. Zudem findet im «Dom», der grössten Höhle, zum ersten Mal eine Klangschalenvorführung statt. Natürlich können die Grotten und ihre Formationen auch weiterhin auf eigene Faust entdeckt werden. (Carmen Desax)
HinweisVom 1. April bis zum 31. Oktober sind die Höllgrotten täglich geöffnet. Mehr Informationen unter www.hoellgrotten.ch