Der «andere» Haettenschweiler

Kunst & Baukultur

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Er gehörte zu den einflussreichsten Schweizer Grafikern und Illustratoren. Walter F. Haettenschweiler war aber auch Maler, Zeichner und Plastiker. Eine posthume Werkschau zeigt den Künstler in einem anderen Licht.

  • Die posthume Haettenschweiler-Werkschau zeigt die weniger bekannten Arbeiten des Zuger Künstlers. Das Bild unten links aus den 1970er-Jahren zeigt ihn in seinem Atelier. (Bild PD/Fagagnini Fotografie, Claudia Fagagnini)
    Die posthume Haettenschweiler-Werkschau zeigt die weniger bekannten Arbeiten des Zuger Künstlers. Das Bild unten links aus den 1970er-Jahren zeigt ihn in seinem Atelier. (Bild PD/Fagagnini Fotografie, Claudia Fagagnini)

Zug – Die Hinterlassenschaft von Walter Friedrich Haettenschweiler ist allgegenwärtig. Nicht nur in Zug geben Logos und Signete des 2014 im Alter von 81 Jahren verstorbenen Künstlers bis heute namhaften Firmen, Vereinen, Clubs und Stiftungen eine visuelle Identität. Auch Einrichtungen mit nationaler und internationaler Ausstrahlung verdanken ihr Kennzeichen dem schaffenskräftigen Zuger. Microsoft-Office-Anwendern rund um den Erdball ist der Künstler nicht zuletzt wegen der vielfach angewendeten «Haettenschweiler»-Schrift ein Begriff. Und seine Bücherreihe «Lettera» – entstanden zwischen 1954 und 1972 – gilt in 60 Ländern als Standardwerk der Schriftensammlungen.

Obschon Walter F. Haettenschweiler in den Köpfen der Menschen als leidenschaftlicher Grafiker, Gestalter, Illustrator und Typograf in Erinnerung geblieben sein dürfte, hat das kreative Zuger «Stadtoriginal» einen reichen Fundus an Kunstwerken und Objekten hinterlassen, die nicht aus der Grafik oder Typografie hervorgegangen sind: «Haetti» war auch Plastiker, Maler, Zeichner – ein vielseitiger, interdisziplinärer Künstler, wenn man so will.

Werkschau mit ausgesuchten Trouvaillen

Aus seiner Lust am Sammeln von Objekten und Gegenständen aller Art und seiner Experimentierfreudigkeit heraus hat Haettenschweiler eine stattliche Reihe an Kunstwerken geschaffen, die in der Öffentlichkeit freilich nie so präsent waren wie seine grafischen Arbeiten.

Eine posthume Werkschau mit einer Auswahl an repräsentativen Objekten soll nun das kaum bekannte Œuvre von Walter F. Haettenschweiler abbilden und fassbar machen. In den Räumen der Zuger Galerie Carla Renggli werden unter anderem Trouvaillen wie Blumen-, Tier- und Landschaftsbilder zu sehen sein, Collagen, Frottagen, Objekte aus der Werkreihe «Ready made» sowie persönliche Gegenstände wie sein legendärer Stuhl aus dem Atelier. In zwei Vitrinen werden selten gesehene Grafik- und Typo­grafieexponate einen Platz erhalten. Zudem lebt der Künstler im Rahmen eines Dokumentarfilmes in den Schauräumen auf. Die Ausstellung ermöglicht dem Besucher eine geradezu intime Annäherung an die Person Walter F. Haettenschweiler.

Nachlass soll greifbar bleiben

«Die Werkschau wird die letzte Ausstellung dieser Art sein. Und damit auch die letzte Gelegenheit, Haettenschweiler-Objekte käuflich zu erwerben», hält seine Tochter Sasha an dieser Stelle fest. «Danach wird sein ganzer Nachlass in unterschiedliche Institutionen verbracht.»

Objekte mit einem gewissen regionalen Charakter sowie einige persönliche Gegenstände gehen als Schenkung ans Museum Burg Zug. Ein grosser Teil der grafischen Hinterlassenschaft geht ans Staatsarchiv Zug und ans Museum für Gestaltung in Zürich. «Der gesamte Fundus wird in einer elektronischen Datenbank erfasst», sagt Sasha Haettenschweiler. «Dank der virtuellen Vernetzung bleibt alles faktisch ein einheitlicher Bestand, auch wenn es unterschiedliche Lagerstätten sind.» Der Nachkommenschaft sei es wichtig, dass das umfangreiche Erbe des Vaters greifbar bleibt, sauber inventarisiert und archiviert ist. (Andreas Faessler)

Hinweis
Walter F. Haettenschweiler, ausgesuchte Werke. Galerie Carla Renggli, Ober Altstadt 8, Zug. Vernissage am Samstag, 27. Januar, 17-19 Uhr. Ausstellung bis und mit 17. Februar.