Ganz Niederwil in einem Buch

Literatur & Gesellschaft

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Am Anfang stand ein Jubiläum - 100 Jahre Milchgenossenschaft Niederwil-Cham. Daraus entstanden sind ein Buch und eine Ausstellung.

  • Einer der markigen Niederwiler: der Wirt und gelernte Huf- und Wagenschmied Moritz Hug. (Bild Thomas Gretener)
    Einer der markigen Niederwiler: der Wirt und gelernte Huf- und Wagenschmied Moritz Hug. (Bild Thomas Gretener)

Cham – Er kaufe seine Eier immer bei Frau Fuchs in Niederwil, sagt der Journalist Werner Gattiker. «Es sind ausgezeichnete Eier.» Und: «Ein Ei kostet bei Frau Fuchs seit Jahrzehnten 50 Rappen - egal, ob die Grossverteiler mehr oder weniger verlangen, bei Frau Fuchs ist der Preis stabil.» Was Werner Gattiker erzählt, steht so auch in seinem gerade erschienenen Buch «Mauritius, Milch & Münsterkäse». Weshalb er das Buch geschrieben hat, hat wiederum mit Josefine Fuchs-Werder zu tun, seiner Eierhändlerin.

Deren Sohn Alois sitzt nämlich im Vorstand der Milchgenossenschaft Niederwil-Cham, die am 1. November 1913 gegründet worden ist. Anlässlich 100 Jahren Milchgenossenschaft sprach das Vorstandsmitglied Fuchs den Journalisten Gattiker auf eine Festzeitung an. Und Werner Gattiker befand: «Warum nicht gleich ein Buch daraus machen?» Er sei in Cham aufgewachsen und habe seit seiner Kindheit einen Bezug zu Niederwil. Und ein Buch über die Geschichte dieses Dorfs, das 2003 vom Bundeskulturamt wegen seiner Lage und Bauweise sogar ausgezeichnet wurde, habe es bislang nicht gegeben. Werner Gattiker holte sich als Co-Autoren Stefan Hochuli, den Vorsteher des Zuger Amts für Denkmalpflege und Archäologie, sowie Franziska Sidler, die Chamer Gemeindearchivarin, ins Boot. Die Gestaltung des Buchs und die Fotografie dafür übernahm der Chamer Thomas Gretener.

«Ein Niederwiler ändert sich nicht»

Er habe sämtliche Bauern in Niederwil, Oberwil und Bibersee besucht, erzählt Autor Gattiker. Und so sind sämtliche Bauernfamilien im Buch abgebildet und mit einem Text über ihre jeweilige Geschichte bedacht. Im Vorwort des Buchs heisst es: «Es ist interessant. Sechs von neun Bauernhöfen in Niederwil werden seit über 100 Jahren von der gleichen Familie geführt! In Oberwil und Bibersee sind es je zwei Höfe.» Was Theo Schuler, Präsident der Milchgenossenschaft Niederwil-Cham, auf den Fleiss der Bauern wie auch auf die Existenz der Genossenschaft zurückführt, die diesen Familien den Rücken stärkte.

«Die Zeiten mögen sich ändern, ein Niederwiler ändert sich nicht», heisst es am Ende des Kapitels über Josefine Fuchs-Werder. Ein paar Seiten weiter vorne berichtet Jakob Gretener, der Wagner-Köbi, über frühere Zeiten: «Als Kinder hatten wir es besser als heute. Wir konnten noch auf der Strasse spielen. Autos gab es nicht, aber viel mehr Kinder: Allein die Familie Scherer hatte ein Dutzend. Die Scherers führten die Post, dort war auch das einzige Telefon von ganz Niederwil. Wurde ein Niederwiler am Telefon verlangt, musste Mutter Scherer ihn suchen.» Moritz Hug, Schmied und Wirt der Niederwiler «Schmiede», führt eine Dorfbeiz, die seit mindestens sieben Generationen im Besitz seiner Familie ist. Schmiede und Wirtschaft waren dabei immer eins. Die Bauern seien mit Aufträgen für den Schmied gekommen und hätten im Lokal währenddessen was getrunken, so Hug im Buch. Heute besuchten häufig Vereine seine Beiz oder auch Leute auf dem Weg ins Kloster Frauenthal.

Neben solchen Erzählungen über die «Niederwiler Originale» bietet «Mauritius, Milch & Münsterkäse» einen Einblick in die Niederwiler Geschichte. Und natürlich liegt ein Fokus auf der Milchgenossenschaft und allem, was dazugehört, wie die frühere Käserei im Dorf. Die Fotos mit den Niederwilern sind ab heute im Chamer Kunstkubus zu sehen. (Susanne Holz)

Hinweis
Vernissage im Kunstkubus Cham heute 18 Uhr.  Ab 19 Uhr Apéro in der Trotte Zum goldenen Schuh in Niederwil. Die Ausstellung dauert bis 15. Dezember. Öffnungszeiten samstags von  11 bis 16 Uhr oder auf Anfrage (079 656 27 20). Das Buch ist erhältlich bei Fredy Wicky im Neudorfcenter Cham oder im Kunstkubus.