Bombast, Gitarrenriffs und Streicher

Musik

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Eine brechend volle Chollerhalle am Freitagabend: Die Luzerner Mozart Heroes sorgten mit einem spannenden Musikkonzept für Furore.

  • Phil Seeholzer (links) und Chris Krebs begeisterten das Publikum in der Chollerhalle. (Bild Jakob Ineichen)
    Phil Seeholzer (links) und Chris Krebs begeisterten das Publikum in der Chollerhalle. (Bild Jakob Ineichen)

Zug – Die Mozart Heroes fusionieren verschiedene Musikstile – Rock, Pop und Klassik – und kreieren daraus etwas Neues. Mit Violoncello und Gitarre rocken beziehungsweise spielen sich die zwei Luzerner Musiker Chris (Cello) und Phil (Gitarre) durch sämtliche Musikepochen und kombinieren dabei feine klassische Melodien mit brachialen Rockriffs und epischen Film-Scores. Eine Kombination, die ganz offensichtlich zieht – die beiden Musiker galten vor einem Jahr noch als «Geheimtipp» und füllen mittlerweile problemlos die Hallen. 

Es wäre an dieser Stelle müssig, über die Spielqualitäten von Phil Seeholzer und Chris Krebs zu urteilen: Es wurde am Freitagabend in der Chollerhalle schnell klar, dass die beiden ihre Instrumente mehr als nur beherrschen. Da – ganz im Sinne der beiden Musiker – das Publikum bereits ab der zweiten Nummer mitklatschte, munter mit den Handys filmte und dann und wann auch mit dem Nachbarn über das eben Gehörte diskutierte, konnten feinere akustische Nuancen gar nicht wahrgenommen werden. Letztendlich überzeugte das Gesamtpaket: die Präsenz, die Spielfreude, die Interaktion mit dem Publikum. 

Ein Orchester per Fusspedal

Es war schnell klar, dass da ei­gentlich noch wesentlich mehr an musikalischer Substanz vorhanden war. Zeigen konnten oder wollten die Mozart Heroes dies aber nicht – es schien beinahe so, als ob die beiden Luzerner Angst gehabt hätten, das Publikum mit allzu Gewagtem oder gar Experimentellem zu überfordern oder gar zu verstören.

Schon alleine die Machart der «Rock Meets Classic» zeugte von Können: Gitarre und Cello verlangen nach einem entsprechenden Playback. Dieses stammte aber nicht aus der Konserve, sondern wurde quasi ebenfalls live gespielt; mittels Samples. Diese Tonfragmente nehmen die beiden selbst im Studio auf und spielen sie dann am Konzert per Loops. Phil Seeholzer erklärt den Ablauf: «Die Playbacks werden akribisch bei uns im Studio vorbereitet. Das heisst, jeder Schlag, egal ob Snare, Kick oder Hi-Hat, ist mit unseren Instrumenten gemacht. Wir wollen unseren eigenen ‹Signature Sound› produzieren; ausser den Cymbals, die wir im Studio aufgenommen haben, weil man diesen Sound mit keinem anderen Instrument nach­ahmen kann, und einem gestrichenen Weinglas stammt alles von uns.» Er ist es auch, der diese dann live auf der Bühne per Fusspedal steuert. Diese Machart und die Umsetzung auf der Bühne erlaubt es den beiden, das Timing präzise anzupassen – erfordert aber auch hohe Konzentration.

Am Freitagabend wurden meist bekannte Hits aus Klassik, Pop und Film gespielt, die meisten Stücke bestens bekannt, hier hätte man durchaus dann und wann auch auf progressivere Stücke zurückgreifen dürfen; gerade bei der Filmmusik bediente man sich gerne beim Popcornkino. Am Konzertabend liess sich bei der Stückwahl kein musikalisches Grundmotiv ausmachen; Phil Seeholzer dazu: «Der rote Faden ist für uns mehr die dramaturgische Seite als die inhaltliche. Das höchste Kriterium ist, ob das Stück von einem unserer Helden stammt oder nicht.» Und der Musiker erklärt damit auch gleich den Bandnamen, es geht nämlich nicht darum, Mozart nachzuspielen oder neu zu interpretieren, sondern: «Mozart Heroes hat für uns zwei Bedeutungen: ‹Mozart› steht für unsere Herkunft aus der klassischen Musikausbildung am Konservatorium. ‹Heroes› steht dafür, dass wir unsere musikalischen Vorbilder, unsere Helden in einem neuen Arrangement würdigen wollen.»

Gerade bei den Arrangements zeigte sich bei manchen Stücken aber auch, wie wichtig die Auswahl derselbigen ist. Die alten Michael-Jackson-Klassiker, die am Abend gespielt wurden, leben im Original vor allem von der Basslinie und Jacksons Stimme. Hi-Hats hatten im Original eher die Aufgabe, die klare Basslinie in den Tracks hysterisch zu unterstützen – dieses Konzept funktionierte bei den Mozart Heroes mit den Live-Instrumenten nicht, ebenso leben die Schmonzetten von Hans Zimmer vom klebrigen Streicherbombast und ein «Ghostbuster» vom damaligen Zeitgeist. 

Interessante Dramatik, unterstützt durch Pyros

Generell wirkten die rockigeren Nummern der Mozart Heroes fast besser, das lag einerseits an den Arrangements, andererseits aber auch definitiv daran, dass der Bruch «klassisches Instrument in anderem Umfeld platziert» eine interessante Dramatik erzeugte, der durch die am Abend eingesetzten Pyros noch unterstrichen wurde. In jedem Fall ging das Konzept der beiden Musiker auf: Das Publikum war am Konzertabend begeistert. (Haymo Empl)