Eine wertvolle Antiquität wird gepflegt

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Die Kolingesellschaft feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Präsident Thomas Fähndrich erklärt, weshalb sie nicht zum alten Eisen gehört.

  • Posiert vor dem Kolinbrunnen in der Stadt Zug: Thomas Fähndrich, Präsident der Kolingesellschaft. (Bild Werner Schelbert)
    Posiert vor dem Kolinbrunnen in der Stadt Zug: Thomas Fähndrich, Präsident der Kolingesellschaft. (Bild Werner Schelbert)

Zoug – «Der Name klingt nach verschworener Gemeinschaft», sagt Dr. Thomas Fähndrich, nach Geheimbund vielleicht. Aber so ist er nicht gemeint: «Wir sind eine öffentliche Gesellschaft, alle sind willkommen.» Fähndrich ist Präsident der Kolingesellschaft Zug, seinen Verein gibt es seit 100 Jahren. Dessen Ziel: Erkenntnisse der Wissenschaft der Bevölkerung zu vermitteln. «Als zur Gründung aufgerufen wurde, klang das natürlich noch etwas anders», sagt Fähndrich, «damals wollte man im festen Kreis der gemeinsamen Gesinnung unter katholischen Männern die Welt betrachten.»

Nur noch ein Infokanal von vielen

Das war ein Zeitphänomen, sagt Fähndrich, die Idee des Zusammenschlusses unter Gleichgesinnten gerade im Aufkommen. «Möglicherweise war es auch eine Restanz der konservativen Katholiken aus dem Sonderbundkrieg, man wollte sich vom liberalen Vorwurf der Kulturfeindlichkeit abgrenzen.» Der Verein war ein voller Erfolg, er veranstaltete bald Vorträge über Atomenergie, über religiöse Themen, über Architektur - eingeladen waren jeweils Experten aus den jeweiligen Gebieten. «Wenn man sich die Liste der Vereinspräsidenten anschaut, dann fällt auf: Das waren alles Wissenschaftler.» Und es gab auch einige Bundesräte. «Ich bin Germanist und interessiere mich für Musik, deshalb gibt es in der Kolingesellschaft mittlerweile auch musikalische Vorträge.»

Das Bedürfnis zur blossen Information ist kleiner geworden, mit ihrer allgemeinen Verfügbarkeit im Internet. Aber das hat dem Glanz der Kolingesellschaft nicht geschadet: «Das Bedürfnis unserer Besucher hat sich gewandelt, es geht nicht mehr nur um die Information, da sind wir ein Kanal unter Abertausenden. Es geht um die Begegnung mit den Dozenten, und dass man im Anschluss des Vortrags mit ihnen persönlich diskutieren kann.» 100 Jahre - das ist ein reifes Alter für einen Verein. Die Gesellschaft ist so alt, dass sich ihre Anfänge langsam im Dunkel verlieren: Weshalb sie zum Beispiel ihren Namen trägt, weiss niemand mehr. «Es gibt einige Theorien darüber», sagt Fähndrich, «über Mitglieder der Familie Kolin, die sich sehr für Kunst und Wissenschaft interessiert hätten. Aber es steht nirgendwo in den Statuten; Wir geben uns den Namen Kolingesellschaft, weil ...» Kolin gibt es in Zug keinen mehr, die Gesellschaft bleibt. Vereinsjahre in Menschenjahren umgerechnet: Wo steht die Kolingesellschaft im Leben - ist sie altersmüde geworden oder ist sie noch voll im Saft? Fähndrich lacht und sagt: «So wie ich, hoffe ich, ist sie mittendrin. Es ist ein traditionsreicher Verein, aber lebendig.»

Gespannt auf die Zukunft

Es sei wie mit anderen alten Dingen, nach zehn Jahren bekommen sie emotionalen Wert, sagt Fähndrich, nach zwanzig wirft man sie nicht mehr weg, und nach fünfzig sind sie antik.

«Die Kolingesellschaft ist, ich möchte fast sagen: eine Antiquität. Sie ist sehr wertvoll, und wir pflegen sie weiter. Verstaubt allerdings ist sie nicht: Wir haben nach wie vor 30 bis 50 interessierte Besucher pro Veranstaltung. Und wir sind gespannt, wie es weitergeht.» (Falco Meyer)