Amerikanische Antwort aus der Stille

Kunst & Baukultur

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Bill Beckley fotografiert Blumen und lässt sie zum Betrachter sprechen. In seiner Ausstellung spricht der Künstler indirekt mit Max Frisch.

  • Bill Beckleys Kunst ist vom amerikanischen abstrakten Expressionismus geprägt. (Bild Werner Schelbert)
    Bill Beckleys Kunst ist vom amerikanischen abstrakten Expressionismus geprägt. (Bild Werner Schelbert)

Zug – «Gute Kunst muss nicht schön sein, man kann sich an Schönheit jedoch ungemein erfreuen», findet Galerist Silvan Faessler (siehe Box). Derzeit stellt in Faesslers Showroom der amerikanische Konzeptkünstler Bill Beckley aus. Die Bilder es sind Fotografien – bestechen durch ihre Ästhetik. Zu sehen sind Blütenstängel, filigran und elegant schlängeln sie sich in die Höhe. Manchmal sind die Stängel auch schon etwas zerknittert und die Blütenkelche dürr und welk, so wie beim Werk mit dem Titel «Old Warrior Mauve». Nichtsdestotrotz bleibt die Eleganz und die Haltung – dies ist auch der Tatsache geschuldet, dass der Künstler seine fragilen Blüten- und Stängel-Gebilde meist hängend arrangiert und die Fotografien im Anschluss umkehrt. «Die Gesetze der Schwerkraft werden so scheinbar ausser Kraft gesetzt», erklärt Silvan Faessler, «und die Hyperrealität der Fotografien wird noch gesteigert.»

In New York und Basel

Der amerikanische Konzeptkünstler Bill Beckley ist bei der Vernissage anwesend. Er besticht durch Freundlichkeit, Offenheit, individuelles Outfit und jugendliches Aussehen Bill Beckley ist 68 Jahre alt, man glaubt es kaum. Beckleys frühes Schaffen ist stark durch den amerikanischen abstrakten Expressionismus beeinflusst. Die epochale Werkgruppe Barnett Newmans zum Beispiel, «Who’s afraid of Red, Yellow and Blue», transformierte Beckley ins Medium der grossformatigen Fotografie – unter dem Titel «Rose Are, Violets Are, Sugar Are». Bill Beckleys Kunst ist dauerhaft sowohl in New York wie in Basel zu finden – im Museum of Modern Art, im Guggenheim Museum, im Kunstmuseum Basel. «An Answer from the Silence» lautet der Titel der temporären Ausstellung in Zug, die Beck­leys Entwicklung von 2002 bis heute zeigt. Da hat der amerikanische Künstler auch an den Schweizer Autor gedacht. Mit 26 Jahren schrieb Max Frisch seine Erzählung «Eine Antwort aus der Stille» – später verbannte er sie aus seinem Werk. Bill Beckley mag die Erzählung. Und: «Ich liebe den Titel.» Was die Blumen betrifft – man wisse nicht genau, was sie einem sagen wollten. Spüren kann man es aber schon. «Old Warrior Yellow», diese Lilie ist ein müder Krieger, das findet auch der Künstler. Warum so viele Lilien in seinem Werk? «Sie sind straight», sagt Beckley, «die Stängel sind ohne Dornen und Blätter, nichts lenkt ab. In einer Art sind sie erlöst, in einer anderen sexuell.» Man muss nur ganz genau schauen, dann antworten sie einem. (Susanne Holz)

Hinweis
«An Answer from the Silence», Showroom Zug (Vorstadt 18), bis zum 23. Januar, Mittwoch bis Freitag, 1417 Uhr, und auf Voranmeldung, info@faessler-fineart.ch

 

«Vertrauen muss man sich aufbauen»

Galerie.Seit gut einem Jahr befindet sich in der Vorstadt 18 eine kleine und feine Galerie. Sie nennt sich «Showroom Zug» und wird von Silvan Faessler geleitet. Der gebürtige Zuger ist Kunsthändler und Galerist, er arbeitete schon beim Auktionshaus Christie’s als Direktor und Experte für zeitgenössische Kunst oder lenkte als Direktor der Galerie Gmurzynska deren Geschicke. Bevor Silvan Faessler den Showroom in der Vorstadt 18 eröffnete, war er im Zuger Uptown präsent dort empfing er die Kunden allerdings nur auf Einladung. Über seinen Showroom sagt der Galerist: «Er hat einen kleinen und intimen Charakter. In dieser speziellen Atmosphäre möchte ich Qualität zeigen – und für Qualität braucht es keinen grossen Raum.»

Seiner schon lange währenden Arbeit als Kunsthändler verdankt Silvan Faessler viele Kontakte: «Kunsthandel ist unglaublich persönlich, beruht auf Beziehungen und Vertrauen, das man sich aufbauen muss.» Das gehe nicht von heute auf morgen und geschehe auch nach dem Motto: «Sammler werden Freunde, Freunde werden Sammler.» Der junge Galerist freut sich nun, national und international renommierte Künstler in die Vorstadt 18 zu locken. Mit Bill Beckley ist ihm das bereits gelungen. Auf die Frage, was ihn aus Soho, New York, in diese kleine Zuger Galerie geführt habe, antwortet der bekannte amerikanische Konzeptkünstler: «Silvan ist ein wirklich guter Kunstkenner.» Und lässt gleich ein noch grösseres Kompliment folgen: «Er ist intelligent und ehrlich.»