Eine alte Bauweise neu entdeckt

Kunst & Baukultur

,

Auf dem Gelände des Ziegelei-Museums in Hagendorn erfolgte der Spatenstich zum Bau eines Ofenturms.

  • Die Visualisierungen zeigen das Innere des Ofenturms sowie die Baute von aussen. (Bilder PD)
    Die Visualisierungen zeigen das Innere des Ofenturms sowie die Baute von aussen. (Bilder PD)

Hagendorn – Studierende des Studios Boltshauser haben an der Technischen Universität (TU) München und der ETH Zürich die Pläne zum Bau eines rund zehn Meter hohen Ofenturms auf dem Gelände des Ziegelei-Museums in Hagendorn geplant. Über 50 Personen nahmen gestern am Spatenstich teil. Gastprofessor Roger Boltshauser informierte: «Der Turm wird aus den von den Studenten vorfabrizierten Wandelementen erbaut werden, die auf der Baustelle zusammengebaut werden. Eingelassene Zugstäbe werden mittels Vorspannung ein statisches System ergeben, das einen knapp zehn Meter hohen Turmbau ermöglichen wird.» Von der grossen Plattform aus könne das schöne Naturschutzgebiet und die historischen Abläufe der Herstellung von Ziegeln sichtbar gemacht werden. Da der historische Brennofen in der Ziegelhütte aus feuerpolizeilichen Gründen nicht mehr benutzt werden dürfe, werde im Innern des Stampflehmhauses neben einem imposanten Ausstellungsraum auch ein Brennofen eingebaut.

Erfreulich sei, dass die Baukosten in der Höhe von 855000 Franken dank der unentgeltlichen Arbeit der Studenten und dank einiger Sponsoren – weitere seien nach wie vor willkommen – bereits stark reduziert werden konnten.

«Ein kulturhistorischer Beitrag» wird geleistet

Der Zuger Regierungsrat Andreas Hostettler, der die Grüsse seines Amtskollegiums überbrachte, betonte in seiner Rede: «Mit dem Bau des Ofenturms aus Stampflehmelementen wird ein kulturhistorischer Beitrag geleistet, indem eine in der Schweiz fast vergessene Bauweise neu entdeckt und von der Vergangenheit in die Zukunft geholt wird.» Mit dem Ofenturm positioniere sich der Kanton Zug ein weiteres Mal als Standort für Innovation und Grundlagenforschung. Zudem erhalte die Gemeinde Cham ein neues, einzigartiges Wahrzeichen, das man bald nicht nur bewundern und fotografieren, sondern auch besteigen könne. Dass der Ofenturm gemäss Vorgaben in Hagendorn nur zehn Jahre lang stehen darf, findet Andreas Hostettler «schade». «Aber wer weiss», schob er nach, «vielleicht erweist sich das Projekt als derart innovativ, dass dereinst über eine Verlängerung diskutiert werden kann.»

Der Projektleiter Felix Hilgert sprach von einem «ambitionierten Forschungsprojekt», das von Studenten der ETH Zürich, der Hochschule Rapperswil und der TU München unter der Leitung der Boltshauser Architekten errichtet werde. Damit man die Baubewilligung für den rund zehn Meter hohen, 13 Meter langen und vier Meter breiten Ofenturm erhalten habe, hätten mehrere Rahmenbedingungen erfüllt werden müssen: Abstand zum Wald, Auflagen von Denkmal- und Naturschutz, Bauen in der Landschaftszone, und, und, und. Jürg Goll, der Leiter des Ziegeleimuseums, erklärte sichtlich erfreut: «Für unser Museum ist die Realisation des Ofenturms enorm wichtig. Einerseits wird die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft klar erkennbar, und andererseits wird das Entwicklungspotenzial an aktuellen Forschungen gefördert. Das stärkt auch die Lebendigkeit unseres Museums.» (Martin Mühlebach)