Alles dreht sich um die Kirsche

Brauchtum & Geschichte

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Gaumenfreuden, eine Schaubrennerei, das Kirschsteinspucken und volkstümliche Musik drückten dem diesjährigen Ägerer Chriesitag den Stempel auf. Doch nicht alle Kirschen stammten aus der Gegend.

  • Michi Tarnutzer mit Tochter Sina beim Chriesisteispucken. (Bild Roger Zbinden)
    Michi Tarnutzer mit Tochter Sina beim Chriesisteispucken. (Bild Roger Zbinden)

Oberägeri – Am Samstag fand auf dem ZVB-Areal in Oberägeri der 13. Ägerer Chriesitag statt. Im vollbesetzten Festzelt sorgte die Fasnachtsvergrabä-Musig für ein gemütliches Ambiente. Das Publikum genoss frisch zubereiteten Chriesibrägel, mit Ägeri-Kirsch veredelten Chriesichueche und/oder eine schmackhafte Chriesiwurst.

Vor dem Festzelt fand das traditionelle Chriesisteispucken statt, und an 15 Verkaufsständen wurden aus Kirschen hergestellte Köstlichkeiten angeboten. Renato Belleri, der Inhaber der Distillerie Seetal, der mit einem kleinen, topmodernen Brennofen nach Oberägeri gekommen war, erklärte bereitwillig, wie aus reifen Früchten Spirituosen hergestellt werden. Belleri und Organisationskomitee-Präsident Armin Ott, der Inhaber der Spezialitäten Brennerei Oberstamm, freuten sich, dass ihre Produkte eifrig degustiert und verkauft wurden.

Kirschessigfliegen bereiten Sorgen

Armin Ott erfreute sich am grossen Publikumsaufmarsch und dem heimeligen Ambiente. Aber auf seiner Stirn zeichneten sich Sorgenfalten ab, als er von der diesjährigen ­Kirschenernte im Ägerital berichtete: «Die Kirschessigfliege hat zwei Drittel unserer Ernte zunichtegemacht.» Bedingt durch den schönen Frühling habe man sich auf eine viel­versprechende Kirschenernte freuen dürfen, aber die Freude hätte wegen der Kirschessigfliege ein abruptes Ende gefunden. Armin Ott erklärt: «Kurz vor der Reife der Kirschen – die dieses Jahr wegen des guten Wetters früher einsetzte als in den vergangenen Jahren – wurden unsere Bäume von der aus Asien eingeschleppten Kirschessigfliege befallen.»

Die Fliege hätten die Kirschen angestochen, worauf diese einen Essiggeschmack erhalten hätten. Statt der zu erwarteten überdurchschnittlichen Kirschenernte hätten nur rund ein Drittel der Früchte als Brennkirschen verwertet werden können. Da es dieses Jahr keine Tafelkirschen gab, mussten für den 13. Ägerer Chriesitag 200 Kilogramm Kirschen aus dem Unterland gekauft werden. Weiter führte Armin Ott aus: «Im Ägerital gibt es noch schätzungsweise gegen 1500 Kirschbäume. Es sind Hochstammbäume, die im Gegensatz zu den Niedrigkulturen im Tal unten kaum mit Netzen abgedeckt werden können, die das Eindringen von Schädlingen verhindern vermögen.» Es sei davon auszugehen, dass der Kirschbaumbestand im Ägerital in absehbarer Zeit kleiner und kleiner werde.

Er hoffe, so Ott, dass eines Tages ein natürlicher Feind der Kirschessigfliege auftauche. (Text von Martin Mühlebach)