«Ich bin doch kein Transvestit!»
Theater & Tanz
Im Jubiläumsjahr führt die Theatergruppe eine Travestiekomödie auf. Ein Sturz in den Pool ist da Ehrensache. Und Turbulenzen sind Programm.
Walchwil – Den ersten grossen Lacher erntet die Theatergruppe Walchwil bei der Premiere des Jubiläumsstücks «Charlys Tante», als ein gross gewachsener Mann in den Pool fällt und diesem ziemlich nass entsteigt. Es sollen viele Lacher folgen. Für Regisseur Chabi waren 60 Jahre Theatergruppe Walchwil ein guter Grund, um sich für einen über hundert Jahre alten Bühnenklassiker zu entscheiden: Die Travestiekomödie «Charlys Tante» wurde 1892 vom Briten Brandon Thomas verfasst und machte diesen in der Folge reich. «Rühmann, Alexander, Walchwil», zählt Chabi Hürlimann fröhlich auf und erinnert an Heinz Rühmann und Peter Alexander in Frauenkleidern.
Turbulent und urkomisch
In Walchwil 2014 darf Andi Rust in Rock und Bluse steigen. Regisseur Hürlimann findet es toll, dass «hier Menschen aus dem Dorf plötzlich komplett andere Menschen spielen». Andi Rust kenne man in Walchwil als Käsermeister, der noch nie Frauenkleider getragen habe. «Seine kräftige Statur passt nicht zur weiblichen Rolle, was die Wirkung und den Witz noch verstärkt.»
«Ich bin doch kein Transvestit!», empört sich Andi Rust alias Gottfried Knorr, als sein Freund Charly Peterhans (Willy Portmann) ihn bittet, in die Kleider einer Frau zu steigen und vorzugeben, die reiche Tante Rösli zu sein. Tante Rösli gehört die Villa im Tessin, in der Charly, Freundin Sonja (Sharon Asfaldo) und Kollege Gottfried ein paar Tage Ferien machen wollen während die Tante auf Kreuzfahrt weilt. Sonjas Eltern wiederum schicken den geldgierigen Onkel Robert ins Tessin, als Aufpasser sozusagen und um zu kontrollieren, ob die Tante auch wirklich vor Ort ist.
Dann sind da noch Sonjas deutsche Freundin Inge (Monika Moos), die mit Gottfried verkuppelt werden soll, nur leider trägt dieser gerade Frauenkleider. Inge kommt in Begleitung eines älteren Schweizers namens Kurt Vögeli (Othmar Müller), der Angst vor Erkältungen, aber dafür einen grossen Mut zu Belehrungen hat. Die italienische Hausangestellte Signora Fumagalli (Patricia Wirz) sorgt für zusätzliche Verwirrung. Den etwas ekligen Onkel Robert gibt Martin Moos, die echte Tante Rosalie Wiederkehr, die natürlich alsbald von der Kreuzfahrt zurückkehrt, mimt Vreni Hürlimann.
Acht Darsteller sind es insgesamt, doch bei all den turbulenten Verwicklungen hat man mitunter das Gefühl, es seien doppelt so viele.
«Der steht das jetzt durch», befiehlt Charly mehr oder weniger über die Frauenrolle seines Kollegen. Während Sonja Tipps zur richtigen Haltung gibt: «Buse usse!» Onkel Robert, von seiner Geldgier ständig geblendet, erliegt dem falschen Charme der falschen Dame vollends: «Der Garten ist ja cheibe gross und diese Tante attraktiv, auch wenn sie läuft wie ein Matrose.» Auf das perlende Lachen von Charlys Tante alias Andi Rust folgt da das grosse Gelächter im Publikum. Auch ziemlich lustig ist dieser Dialog: «Das ist mal eine Frau fürs Leben!» «Sind Sie sich da sicher?», meint trocken die blond gelockte Dame.
Glänzende Nebenrollen
Doch nicht nur die Travestie sorgt für Stimmung, auch die Nebenrollen haben es in sich. So glänzt die gebürtige Obwaldnerin Patricia Wirz mit ihrem italienisch-deutschen Kauderwelsch, und Monika Moos spielt und spricht die deutsche Inge so perfekt, dass man kaum glauben kann, dass es sich bei der Darstellerin um eine «astreine Schweizerin» handelt, wie Regisseur Hürlimann so schön sagt. Der Gerechtigkeit halber kriegen aber nicht nur die neugierigen und distanzlosen Deutschen ihr Fett ab, sondern auch die begriffsstutzigen und belehrenden Schweizer in Gestalt von Kurt Vögeli. Dieser kam laut Chabi Hürlimann speziell bei den Kindern am Nachmittag der Premiere sehr gut an, zusammen mit dem Sturz ins Wasser und der Vase über den Kopf von Onkel Robert. «Wenn das Publikum glücklich ist, sind wir glücklich», fasst Chabi Hürlimann nach einer gelungenen Premiere das Befinden seiner Truppe zusammen. (Susanne Holz)
HinweisWeitere Vorstellungen: Mittwoch, 2. April/Samstag, 5. April/Freitag, 11. April/Samstag, 12. April, jeweils um 20 Uhr im Gemeindesaal. Weitere Informationen unter www.theatergruppewalchwil.ch