Eine gelungene Jubiläumsschrift

Literatur & Gesellschaft, Musik

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Richard T. Meier widmete dem Orchester Cham-Hünenberg zum 125-Jahr-Bestehen ein facettenreiches Buch.

  • Michael T. Meier gewährt Einblicke in sein neues Buch. (Bild PD)
    Michael T. Meier gewährt Einblicke in sein neues Buch. (Bild PD)
Cham –

«Geschichte und Geschichten» betitelt er sein in aufwendigen Recherchierarbeiten und in flüssigem Stil verfasstes Buch zum Jubiläum «125 Jahre Orchester Cham-Hünenberg», welches sich allzugleich als eine Art lebendige Dorfgeschichte liest.

Neben ausgedehntem Quellenstudium kam ihm sehr zustatten, dass er selber als begabter Bratschist nahezu die gesamte zweite Halbzeit der Existenz des Orchesters miterlebte, mithin in der fakten- und facettenreichen Geschichte aus dem Vollen zu schöpfen vermochte – und dies voller Leidenschaft und Verve auch gekonnt umsetzte!

«Geselligkeit, Musik, Dorfgemeinschaft»

Vor zahlreichen Mitwirkenden taufte er stimmungsvoll sein Werk mit reichhaltigen Illustrationen, passenden Musikperlen und prägnanten Auszügen, vorgetragen in perfektem Bühnendeutsch seitens der Cellistin und Schauspielerin Barbara Hess und mit Präsidentin Michèle Willimann am Regiepult. Für gehobene Begleitklänge sorgte das Schnurrenberger-Ensemble mit einem Enkel, zwei Urenkeln und gar einem Ur-Urenkel des Gründungsmitglieds Julius Schnurrenberger. Apropos: Die Gründungsstatuten unterzeichneten auch Carl und Frank Page, zwei Enkel des Gründers der «Milchsüüdi». Deren Vater, Generaldirektor David Page, leitete 1894 die Aufführung des «Wilhelm Tell» in Cham (nicht in «Nottiswil»). Richard T. Meier bettete die erste Phase des Orchesters, welche vornehmlich Unterhaltungsmusik darbot, elegant in das sakrale und profane Musikleben Chams ein: «Geselligkeit, Musik, Dorfgemeinschaft.» Auf den 1899 nach seiner Hochzeitsreise unvermittelt verstorbenen Dirigenten August Gassler folgte in der Person der «musikalischen Seele Chams», Hans Willi, abermals ein Primarlehrer. Die älteste Fotografie von 1907 zeigt die Dominanz der Bläser, auf dem Vereinsausflug von 1922 erkennt man mit Louise Bucher die erste Frau.

August Villiger brachte dem Orchester 1924–45 die klassische Musik näher, so mit der Theatergesellschaft in der grandiosen Produktion «Historisches Volksschauspiel zu Heinrich von Hünenberg». Und die Formation trat regelmässig an der GV der «Anglo Swiss Condensed Milk Company» auf – bei der heutigen «Nestlé» unvorstellbar. Unter Josef Brunner, einem herausragenden Kunsthistoriker, vertiefte das Orchester die klassische Literatur erheblich, ihn «beerbten» Alfons Stocker sowie der begnadete Musikpädagoge Otto Wolf. 1958 stieg die Formation unter dem 22 Jahre amtierenden Dirigenten Werner Berger zum Rooter Operetten-Orchester hinan und begeisterte mit diesem Genre auch das heimische Publikum.

Von der Klassik zu eigenständigen Projekten

Ruedi Sidler startete seine fulminante Solokarriere als Kla­rinettist. Die weiteren Stabführer hiessen Markus Krebs und Josef Rosenberg, derweil 1982 Hildy Schiess, das «doppelte Ehrenmitglied», als erste Frau das Präsidium übernahm. 1992, mit dem Dirigat Michael Schulers, begannen die Vorführungen im neuen, leistungsfähigen Lorzensaal – und zugleich im dritten musikalischen Abschnitt die eigenständigen Projekte, vorneweg «Zorbas», «Circo fantastico», «Die andere Carmen», «Move The classic» unter Mirjam Lüthi, «Däumelinchen» unter dem gegenwärtigen Maestro Samuel Nyfeler.

Richard T. Meier freute sich ganz besonders, dass er Mitlieder sämtlicher drei prägenden Orchesterfamilien begrüssen durfte: Schiess, Schmidle, Schnurrenberger. Schliesslich nahm er noch zwei alte Instrumente unter die Lupe: den knapp 200-jährigen Chamer Kontrabass, renoviert durch Geni Häusler, und seine eigene Viola von 1720.

Für das Orchester Cham- Hünenberg: Jürg Johner

Hinweis
Das Buch, 114 Seiten, 150 Abbildungen, 60 Franken, kann man einsehen und herunterladen auf der Website www.orchester-cham-huenenberg.ch/page/de/orchester/orchesterbuch oder bis zum 10. Oktober bestellen bei info@orchester-cham-huenenberg.ch mit Angabe von Adresse und Anzahl.