Vom Flurkreuz zur Gedenkstätte

Kunst & Baukultur, Brauchtum & Geschichte

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Wo Pilger einen Moment in stiller Andacht innehalten, hat sich in den frühen 1960er-Jahren ein tödliches Unglück ereignet. Somit hat der Ort in der Wyssenschwändi eine zweite Bedeutung erhalten.

  • Das Flurkreuz in der Wyssenschwändi dient Pilgern zur stillen Andacht und erinnert gleichzeitig an einen tödlich Verunfallten. (Bild Christian H. Hildebrand)
    Das Flurkreuz in der Wyssenschwändi dient Pilgern zur stillen Andacht und erinnert gleichzeitig an einen tödlich Verunfallten. (Bild Christian H. Hildebrand)

Unterägeri – Der historische Pilgerweg von Walchwil nach Einsiedeln führt über den Walchwilerberg. Vermutlich wurde diese Strecke nicht nur von den Walchwiler Pilgern benutzt, sondern auch von den vielen, die aus dem Luzernischen her per Schiff über den Zugersee nach Walchwil kamen und ihren Weg von hier aus fortsetzten hoch zum Nollengatter.

Von da aus kommt man im weiteren Wegverlauf bei der Hofgruppe Wyssenschwändi an einem formschönen Flurkreuz aus Sandstein vorbei. Es ist in der Wiese ein paar Meter oberhalb der Strasse auf einem grossen Sockel platziert. Als das – in barocken Formen gehaltene – Wegkreuz in der Wyssenschwändi im Jahre 1841 aufgestellt wurde, war es schlichter gehalten, als es sich heute präsentiert. Einzig ein einfaches Herz-Jesu-Relief mit Dornenkrone schmückte es.

Erinnerung an ein Unglück

Im Jahr 1961 starb genau an dieser Stelle ein gewisser Max Schönenberger aus dem sankt-gallischen Wil mit seinem Auto bei einem Unfall. Er wurde nur 25 Jahre alt. In Gedenken an ihren Sohn liessen die Eltern des Verunglückten das Kreuz in der Wyssenschwändi noch im selben Jahr restaurieren. Ein eigens gegossener Korpus wurde angebracht sowie zwei Plaketten. Die eine erinnert an den Verstorbenen, die andere zitiert das Laudetur Jesus Christus («Gelobt sei Jesus Christus in alle Ewigkeit, Amen.»). Auf beiden Seiten des Kreuzes wurde je eine Föhre gepflanzt. Durch deren Wachstum und Wurzelschlag geriet das Kreuz allmählich in Schieflage. Im Jahre 1996 wurde es auf Initiative des Unterägerer Kreuzbittvereins wieder instandgestellt, und die Bäume wurden entfernt. Am Sonntag, 2. Juni 1996, wurde das neu ausgerichtete und renovierte Flurkreuz in der Wyssenschwändi vom damaligen Unterägerer Pfarrer Simon Zihlmann eingesegnet. Eine ganze Schar von Gläubigen fand sich vor Ort zur Feier ein.

Das Kreuz in der Wyssenschwändi ist gleichermassen ein Ort der stillen Andacht wie auch Gedenkstätte für einen tödlich Verunglückten. (Andreas Faessler)

Hinweis
Mit «Hingeschaut» gehen wir wöchentlich Fundstücken mit kulturellem Hintergrund und Zuger Bezug nach.