Dieses Jahr erscheint kein «Feuerhorn»

Brauchtum & Geschichte

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Das legendäre Fasnachtsblatt der Stadt Zug wird heuer nicht publiziert. Dem Entscheid der Herausgeber geht ein Streit voraus.

  • Die letztjährige Ausgabe des traditionsreichen «Feuerhorns». (Archivbild vom 24. Februar 2022)
    Die letztjährige Ausgabe des traditionsreichen «Feuerhorns». (Archivbild vom 24. Februar 2022)

Zug – Auf der Website des «Feuerhorns» ist nicht viel los. Grelles Rot dominiert die Startseite, darauf weisse Buchstaben, die etwas erzählen, das vielen Zuger Fasnächtlerinnen und Fasnächtlern sauer aufstossen dürfte. Das legendäre «Feuerhorn», eine Fasnachtspostille mit 130-jähriger Tradition, wird an der Fasnacht 2023 nicht in den Zuger Gassen verkauft. So wurde das Styger Rettungskorps als Herausgeber des Blatts «in der Vergangenheit leider immer häufiger durch Geschehnisse im Zusammenhang mit dem Inhalt des «Feuerhorns» auf unfreundliche Art konfrontiert», steht auf der Website geschrieben.

Der gesellschaftliche Wandel mache es immer schwieriger «eine Fasnachtspostille herauszugeben, die als humoristische Satire verstanden wird und nicht in einem Rechtsstreit, oder noch schlimmer, mit ernsthaften Drohungen gegen uns als Verein endet», heisst es weiter. Mit dem Rechtsstreit ist der Fall der früheren Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin gemeint. Das «Feuerhorn» publizierte 2016 eine Karikatur, die sie mit grossen Brüsten und einer Windel zeigt. Spiess-Hegglin reichte Anzeige wegen Ehrverletzung ein.

Bestattungsunternehmen findet klare Worte

Letztes Jahr dann wurde dem «Feuerhorn» die Nennung des Unternehmens Zimmermann Bestattungen zum Verhängnis. Die anonymen Autoren hatten geschrieben, dass man einen Gutschein für einen Sarg bekomme, wenn man sich zum neunten Mal gegen Corona impfen lasse. Der Witz im «Feuerhorn» sei zwar nicht direkt auf Kosten dieses Unternehmens gegangen, wie der Präsident des Styger Rettungskorps, Enrico Baldelli, auf Anfrage sagt. Dennoch fiel die Reaktion des Unternehmens auf den Artikel so heftig aus, dass die Herausgeber noch «bis in den Sommer damit beschäftigt waren, die Wogen zu glätten», so Baldelli weiter. Man habe auf keinen Fall gewollt, dass es auch hier zu einem Rechtsstreit komme.

Silvia und Andreas Zimmermann, das Geschäftsführerpaar des Bestattungsunternehmens, hatte damals mit einem Leserbrief auf den Scherz reagiert und diesen als «einfach nur pietätlos» und «grosse Katastrophe» bezeichnet, besonders gegenüber Trauerfamilien, die jemanden durch Corona verloren. Nach wie vor stören sich Zimmermanns an der «Art und Weise, wie etwas im ‹Feuerhorn› dargestellt wird», wie sie auf Anfrage schriftlich erklären. Das im Nachhinein als humoristische Satire darzustellen und sich hinter der Anonymität der «Feuerhorn»-Kommission zu verstecken, sei «nur billig und schwach».

Es brauche etwas «Neues und Zeitgemässes»

Baldelli sagt im Gespräch mit unserer Zeitung: «Wir wollen nicht darauf reduziert werden, dass wir Leuten an der Fasnacht eins austeilen.» Denn in erster Linie seien sie Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen, keine Fasnachtsgruppe. «Und wir sind auch nicht in der Lage, zu bestimmen, wer was gut oder schlecht finden soll», so Baldelli weiter. «Deshalb kamen wir zum Schluss, dass es eine Veränderung braucht. Etwas an die heutige Zeit Angepasstes.»

Wie dieses «Zeitgemässe» aussehen soll, konnte bis zur Fasnacht dieses Jahres nicht bestimmt werden. «Es wurde intensiv nach Lösungen gesucht, wie das ‹Feuerhorn› auch 2023 herausgegeben werden kann. Leider blieben sämtliche Anstrengungen ohne Erfolg», informiert die Website. «Das ist vielleicht auch gar nicht schlecht», so Baldelli. «Dann kann etwas Gras über die ganze Sache wachsen.» Des «Feuerhorns» bitteres Ende ist das aber definitiv nicht. «Wir wissen, dass es viele Menschen gibt, die das Blatt toll finden», sagt Baldelli. «Diese alte Tradition möchten wir sicher nicht versenken.»

Öffentlichkeit wird zum Mitwirken animiert

Gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern des Styger Rettungskorps werde an einem «neuen Feuerhorn» gefeilt. Und Baldelli richtet das Wort an die Öffentlichkeit: «Wer Lust hat, sich einzubringen und das ‹Feuerhorn› mitzugestalten, darf sich sehr gerne bei uns melden.» Man wolle dem legendären Fasnachtsblatt mit neuen Ideen eine nachhaltige Zukunft sichern. Wer Interesse habe, dürfe sich gerne via E-Mail – praesi@styger-rk.ch – an die Herausgeber wenden. (Text von Kristina Gysi und Rahel Hug)