Aus der Perspektive von Frauen

Kunst & Baukultur

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15 Künstlerinnen sind in Teil vier der Reihe «Wege der Sammlung» zu sehen. Ihre Werke korrespondieren miteinander. Auch die Besucher dürfen mitreden.

  • Matthias Haldemann, Kunsthausdirektor, und Isabelle Zürcher, wissenschaftliche Volontärin, begehen die Kunst von Katharina Anna Wieser. (Bild Christian Herbert Hildebrand)
    Matthias Haldemann, Kunsthausdirektor, und Isabelle Zürcher, wissenschaftliche Volontärin, begehen die Kunst von Katharina Anna Wieser. (Bild Christian Herbert Hildebrand)

Zug – «Konstellationen», so nennt sich der vierte Teil der Ausstellungsreihe «Wege der Sammlung» im Kunsthaus Zug. Gezeigt werden Arbeiten aus der Sammlung von 13 Künstlerinnen – sowie neue Werke der jungen Künstlerinnen Sara Masüger und Katharina Anna Wieser. Die weibliche Perspektive also. Den einzigen männlichen Part vertritt Roman Signer mit Skizzen aus der Sammlung sowie mit sechs erstmals gezeigten Skizzen aus der Zeit um 1971, die seine frühen Ideen zur Arbeit mit Wasser aufzeigen.

Videoinstallationen als Schnittstelle

Den Brückenschlag von Roman Signer zu den gezeigten Künstlerinnen bilden Videoinstallationen von Aleksandra Signer Ehefrau von Roman Signer und studierte Bildhauerin aus Polen. Aleksandra Signers Installationen sind ein Vergnügen für den Betrachter – sie sind verspielt, ironisch, hintergründig und tragen dabei so einfache Titel wie «Das Haus», «Das Fenster» oder «Maria».

Kuratiert haben die Ausstellung Matthias Haldemann, Isabelle Zürcher und Sandra Winiger. «Wir wollten testen, wie sich die Werke der Sammlung zueinander verhalten, wenn man sich auf einige davon beschränkt», sagt Matthias Haldemann. «Die gezeigten Arbeiten repräsentieren ganz unterschiedliche Kunstrichtungen und Generationen von Künstlerinnen.» Isabelle Zürcher, wissenschaftliche Volontärin am Kunsthaus, ergänzt: «Aleksandra Signer ist die Schnittstelle der Ausstellung und hat sie auch mitentwickelt. Mit Sara Masüger und Katharina Anna Wieser möchten wir zwei Künstlerinnen mit Bezug zur Region vorstellen.»

Der Dialog in der Kunst

Die 1978 in Zug geborene Sara Masüger hat 2014 den Förderpreis Zuger Werkjahr erhalten. Katharina Anna Wieser, 1980 in Zürich geboren, erhielt 2007 und 2013 den Werkbeitrag des Kantons Zug. Kuratorin Isabelle Zürcher erklärt: «Eine Sammlung hat Kreuzungen, Parallelen und Abzweigungen um diese Sammlung im nun vierten Teil zu präsentieren, haben wir den Dialog gesucht. So entstand ein Beziehungsgeflecht verschiedener Werke.»

Doch nicht nur das Korrespondieren der Kunstwerke ist wichtig. Die aktuelle Ausstellung bietet wiederum einen Dialog zwischen Besuchern und Kunsthaus. Im Werkstattforum können Besucher eigene Konstellationen mit Bildern aus der Sammlung gestalten das Kunsthaus hat von jedem Bild eine Karte anfertigen lassen. Manche Besucher haben sogar Eigenes gemalt und zur Profikunst gestellt – ein Vergnügen.

Eine Videokamera für die Besucher

Materialien werden im Werkstatt­forum zur Verfügung gestellt, selbst «räumliche Verfahren mit Gips» kann man ausprobieren oder auch das Kunsthaus mit der Videokamera erkunden. Das Zuger Kunsthaus ist hier Vorreiter. Auf die Frage, ob andere Museen so etwas auch anbieten, antwortet Matthias Haldemann: «Nein, da sind wir am Erfinden.» Ein weiteres Bonbon sind die 15 Biografien der Künstlerinnen, die zum Mitnehmen aufliegen. Angefangen von Sophie Taeuber-Arp, geboren 1889 in Davos, bis hin zu Katharina Anna Wieser.

Wiesers beständiges Interesse, mit vorhandenen Raumsituationen zu arbeiten, kommt auch in dieser Ausstellung zum Ausdruck. Im Nordtrakt setzt sich ein «Balken» von einem Raum in den nächsten fort und verweist auf das obere Geschoss. Dort kann man über Wiesers «Aufgang» spazieren, eine Dreischichtplatte aus Fichtenholz. Kombiniert ist diese unter anderem mit konstruktiver Kunst von Verena Loewensberg, die Wieser ein Vorbild ist.

Einen Raum weiter trifft man auf Sara Masügers Skulptur «Echo»: Auf schwarzem Latex sind zerrissene Körperteile aus weissem Plastik frei angeordnet. Was auffällt: Die Körperteile sind mehr und mehr verfremdet. «Wie funktioniert Erinnerung?» dieser Frage gehe die Skulptur nach, so Isabelle Zürcher. Dazu passe das Werk von Hannah Villiger, das 15 Vergrösserungen ab Polaroid auf Aluplatte zeigt: Zuletzt ist man so nahe an einem Gesicht, dass man nichts mehr erkennt. «Wir könnten viel mehr korrespondierende Kunst präsentieren», sagt Matthias Haldemann noch. «Aus Platzgründen mussten wir uns aber stark beschränken. Ganze Werkgruppen können wir gar nicht zeigen.» (Susanne Holz)

Hinweis
«Konstellationen», Wege der Sammlung IV, noch bis 6. September 2015 im Kunsthaus Zug. Am Samstag, 22. August, gibt es von 10 bis 17 Uhr im Werkstattforum einen Workshop mit Katharina Anna Wieser und Sandra Winiger. Anmeldung per Mail/Telefon.