Wenn Philosophie auf Humor trifft

Literatur & Gesellschaft

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Wir haben Mitarbeiter*innen der Zuger Bibliotheken um Buchtipps für den Sommer gebeten. Und sie haben geliefert. Von Philosophie über blaues Blut bis zu Luftpiraten. Jetzt entdecken!

  • Gaby Dörnenburg will mehr über die grossen Fragen des Lebens wissen. (Bild PD)
    Gaby Dörnenburg will mehr über die grossen Fragen des Lebens wissen. (Bild PD)
Unterägeri – Dieser Artikel ist in der Ausgabe Juni 2021 des Zug Kultur Magazins erschienen. Hier geht es zu den anderen Büchertipps.

Gaby Dörnenburg, Bibliothek Ägerital

«Diese Dunkelheit, diese alles verschlingende, vollkommene Dunkelheit». Stan Laurel probiert sich in der unerklärlichen Dunkelheit zu orientieren. Er tastet sich und seine Umgebung ab, ruft nach Olli, obwohl er weiss, dass Olli schon vor Jahren gestorben ist. Er hofft auf Ollis Lieblingssatz: In welchen Schlamassel hast du uns jetzt schon wieder gebracht? Wenn er das nur wüsste! Tastend macht er sich auf die Suche nach einer Erklärung, nach Licht, nach Gesellschaft – nur nicht mehr alleine in dieser Dunkelheit sein – und trifft auf Thomas von Aquin, den berühmtesten Theologen der Welt. Gemeinsam suchen sie nach dem Sinn ihres seltsamen Zusammentreffens und während sie nun mit­einander unterwegs sind, erzählen sie sich aus ihrem Leben. Jeder versucht dem andern seine Welt näherzubringen, verständlich zu machen. Kein leichtes Unterfangen da sie ja 700 Jahre trennen!
Als Thomas von Aquin über ein philosophisches Thema referiert und sich mit Stan Laurel darüber austauschen möchte, fragt dieser, ob sie sich nicht über ein Thema unterhalten könnten, in dem er sich auskenne. Wunderbar wie er dann vom Filmemachen erzählt und zu erklären versucht, was ein Film ist. Ob handfeste ­Geschichten oder philosophische Themen, sie finden den Weg zueinander, weil sie beide den anderen verstehen möchten.
Philosophische Gespräche, die gemeinsame Suche nach Erkenntnis, die Geschichten aus dem Leben dieser so unterschiedlichen Männer oder die wunderbare Idee eines pantomimischen Picknicks in der Dunkelheit – dies alles zusammen ergibt einen unterhaltsamen Roman, der anregt über sein eigenes Leben nachzudenken und mit der Botschaft, dass das Lachen einfach zum Leben gehören sollte.

Persönliche Einschätzung
Spannend fand ich die Einblicke in die Biografie der zwei Männer. Bei Stan Laurel machte es mich neugierig auf die alten Filme von «Dick und Doof», die ich nun ganz neu anschaue.
Der Autor Markus Orths studierte Philosophie, Romanistik und Anglistik. Seine Romane wurden in sechzehn Sprachen übersetzt. Empfehlenswert ist ebenfalls sein Roman «Max» – ein Roman über den Maler Max Ernst – und sein neuestes Jugendbuch «Luftpiraten».

«Picknick im Dunkeln» von Markus Orths
Roman, Hanser Verlag München, 2020, 236 Seiten