Udo Jürgens und ein korrupter Friedensrichter

Musik

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Der Männerchor Hagendorn und seine Theatergruppe treffen auf ein lebhaftes Publikum.

  • Der Männerchor Hagendorn unter der Leitung von Silvia Baroni Scheurenberg. (Bild Matthias Jurt)
    Der Männerchor Hagendorn unter der Leitung von Silvia Baroni Scheurenberg. (Bild Matthias Jurt)

Hagendorn – «Erst draussen wird zum Mann der Knab’, drum schwingen wir den Wanderstab und ziehen in die blühende Welt!» Auswendig startete der rüstige Chor in den Abend: Mit einem A-cappella-Wanderlied von 1912 – dem Gründungsjahr des Vereins – huldigte er den schönen Momenten im Leben. Auch die darauffolgenden Lieder strotzen nur so von Lebensfreude, die sich erst nur allmählich auf der Bühne verbreitet. Noch konzentrieren sich die Männer auf die nicht einfachen Lieder, strahlen aber mit ihren kräftigen Stimmen eine starke Präsenz aus. Das Publikum? Haben sie bereits für sich gewonnen.

Die Mehrzweckhalle neben dem Schulhaus Hagendorn ist an diesem Mittwochabend voll besetzt. Es ist die Premiere des Jahreskonzerts vom Männerchor Hagendorn und seiner Theatergruppe, die zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder in dieser Form auftreten. Die ersten Vorträge sind mit Marsch- und Volksliedern wie das aus Slowenien kommende «Freude am Leben» eher klassisch gehalten. Letzteres beinhaltet philosophische Zeilen wie «Lasst sie sich schinden im Jagen nach Geld. Lasst sie doch rennen, schreien, hasten, sie sehen nichts von der herrlichen Welt.» Diese Zeilen kommen beim Publikum, in dem sich wohl wenige unter 30 befinden, an. Dann kommt sie, die Überraschung des Abends: Jazzorganist Ernst Halter nimmt an der Hammond-Orgel Platz und begleitet den Chor fortan – los geht es mit dem aus der DDR kommenden Klassiker «Über sieben Brücken musst du gehen». Jetzt erwachen die Stimmen richtig und hauchen, im Rhythmus mitwippend, dem wohl bekanntesten deutschen Pop-Schlager Leben ein.

Witzige Charaktere mit kreativen Texten

Die lässig-groovige Begleitung mit dem unverkennbaren Sound des Verstärkers von der Marke Leslie bringt auch die folgenden Lieder von Udo Jürgens («Griechischer Wein» und «Ich war noch niemals in New York») zum Leuchten. Nachdem der treueste Sänger, der seit über 50 Jahren Teil des Chors bildet, geehrt wurde, endet der musikalische Teil des Abends mit dem humorvollen Seemannslied «Weit ist das Meer».

Im zweiten Teil des Abends übernimmt die Theatergruppe das Ruder. Die Bühne: Eine grosszügige Stube – das Zuhause des Friedensrichters Fritz. Er steht im Mittelpunkt des Zweiakters «Sältsami Methode», geschrieben von Armin Vollenweider. Da Fritz durch seine shoppingsüchtige Frau in einen finanziellen Engpass geraten ist, nimmt er seine Arbeit als Friedensrichter nicht mehr so genau. Ausgerechnet jetzt meldet sich die neue Vorgesetzte, um Friedensrichter Fritz’ Archive zu prüfen. Ab dem ersten Auftritt erhält die Theatergruppe die volle Aufmerksamkeit des Publikums: Alma, die naiv-komische Hausangestellte von Fritz, dessen Stube sie sauber macht, interessiert sich brennend für die Akten des Friedensrichters und wird von diesem immer wieder abgewimmelt. Wer in der Gemeinde hat wohl mit wem Krach? Mit vollem Elan, Textsicherheit und sehr deutlicher Sprache gibt sich die Theatergruppe den Rollen wie jener von Alma hin.

Aber auch die Hausiererin Selma, die plötzlich auftaucht, wird glänzend gespielt. Sie, die Fritz als Wiederverkäufer von spiritueller Literatur einspannen will, sorgt für Bauchweh-Lacher im Publikum. Die amüsanten Dialoge mit ihren etwa äusserst kreativen Beschimpfungen machen Spass und lassen den zweiten Teil des eigentlich doch noch langen Abends ebenso rasch vergehen wie den ersten. (Text von Fabian Gubser)

Hinweis

Weitere Aufführungen: heute und morgen um 20 Uhr, Sonntag um 15 Uhr statt. Eintritt: 20 Franken.