Sommerklänge mit «Cello hoch vier»

Musik

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Die Musik für ein bis vier Celli wurde meisterhaft gespielt. Die Nachfrage machte eine zweite Aufführung nötig.

  • Die vier Musiker (von links): Danjulo Ishizaka, Julian Steckel, Christian Poltéra und Patrick Demenga. (Bild Stefan Kaiser)
    Die vier Musiker (von links): Danjulo Ishizaka, Julian Steckel, Christian Poltéra und Patrick Demenga. (Bild Stefan Kaiser)

Zug – Der Auftritt der Celli unter dem Motto «Cello hoch vier» war nicht vor Überraschungen gefeit. Zuerst die positive: Die unerwartet grosse Nachfrage veranlasste kurzfristig eine zweite Aufführung gleichentags. In beiden Präsentationen war der Saal ausverkauft. Dann leider die negative: Der dem Zuger Publikum schon von früherer Gelegenheit bekannte Hauptinitiant Thomas Demenga musste kurzfristig krankheitshalber absagen. Erst genau anderthalb Tage vor dem Auftritt fanden die drei verbliebenen Christian Poltéra, Patrick Demenga und Julian Steckel mit Danjulo Ishizaka einen spieltechnisch ebenbürtigen Ersatz.

Dann doch wieder positiv: Trotz minimaler gemeinsamer Probezeit machte das Ensemble einen in sich geschlossenen Eindruck. Alle verfügten über das souveräne spieltechnische Können, um sich sofort in eine Werkauffassung einzufügen, wie sie von der Cello-Literatur des 19. Jahrhunderts geprägt wird. Die einzelnen Sätze erhielten über das Grundtempo hinaus zusätzliche Feinheiten. Das ausgiebig eingesetzte Vibrato liess den edlen Klang der Meisterinstrumente des 17. und 18. Jahrhunderts für alle Stilepochen voll zur Geltung kommen.

Der erkrankte Thomas Demenga war aber immerhin mit zwei Quartett-Bearbeitungen präsent, welche den festen Rahmen des Programms bildeten: Erstaunlich homogen wirkte die Vermischung des Préludes aus der vierten Bach-Suite mit dem Ave-Maria-Thema des Romantikers Charles Gounod und zwei Begleitstimmen.

Alle vier Cellisten konnten ihr Können präsentieren

Die am Schluss gespielten Rokoko-Variationen waren im Original für Solo-Cello und Orchester komponiert. Aber schon nach der Uraufführung 1877 war nicht klar, was effektiv von Tschaikowski stammte und welche Teile der damalige Hauptsolist Wilhelm Fitzen­hagen nachträglich geändert hatte. Die neue Bearbeitung verteilte die im Original dominierende Stimme des Hauptsolisten ziemlich gleichmässig auf die vier Mitwirkenden, beliess aber die harmonische Grundstimmung mit der romantischen Klangkultur.

Alle vier Cellisten erhielten Gelegenheit, ihre Souveränität auch mit Solo-Stücken in erweiterter Spieltechnik des 20. Jahrhunderts zu dokumentieren. Henri Dutilleux, Witold Lutoslawski und Luciano Berio hatten sich mit neun weiteren modernen Komponisten vereinigt, um gemeinsam den 70. Geburtstag des Dirigenten und Musikmäzens Paul Sacher (1906–1999) zu feiern.

Einzig der Zuzüger Danjulo Ishizaka konnte da nicht mithalten; dafür spielte er blattfrei (!) zwei Sätze von Krzysztof Pen­derecki (1933–2020), welche dieser seinem Lehrer Boris Pergamenschikow (1948–2004) gewidmet hatte.

Nahe bei der Originalgestalt blieben die Duette des 18. und 19. Jahrhunderts. Jean-Baptiste Barrière (1707–1747) war einer der wenigen Barock-Komponisten, die das damals meist als Bassinstrument verstandene Violoncello häufig auch über die vierte Lage hinausführten. Stimmungsvoll gelang das Duo von Friedrich August Kummer (1797–1879), während beim Variationensatz des damaligen Stargeigers Nicoló Paganini (1782–1840) auch für das tiefere Streichinstrument äussere Virtuosität gegenüber dem inneren Gehalt dominierte.

Eine weltbekannte Zugabe

Als Zugabe erklang die weltbekannte «Air» von Johann Sebastian Bach als Bearbeitung das Celloquartett. Nach der ersten Aufführung blieb den vier nimmermüden Interpreten nur gerade etwas mehr als eine halbe Stunde, um sich bereits für das zweite volle Programm bereitzumachen.

Felix Jaray als Leiter des kantonalen Amts für Sport und Gesundheitsförderung stammt selber aus einer Musikerfa­milie. Bei seiner Präsentation des Aufführungsorts betonte er vor allem die Gemeinsam­keiten des musikalischen und sportlichen Erlebens. Der grösstenteils gesponsorte Bau erhielt seinen Namen OYM durch die sportliche Anweisung «On Your Marks» = «Auf die Plätze».

Seine Infrastruktur bezweckt vor allem die Perfek­tionierung der Trainingsleistungen und ihre Überwachung bei Spitzensportlern. In einem Punkt war man sehr konsequent: Für die Zwischenverpflegung in der Pause wurde kein Alkohol ausgeschenkt. (Text von Jürg Röthlisberger)